Mein Schlusswort über Heidegger

R. Boehm
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Abstract

Mit Heidegger (seinem Denken) habe ich zuerst Bekanntschaft gemacht als Hörer einer Vorlesung, die der noch junge Dozent Karl-Heinz Volkmann-Schluck an der Universität Leipzig über »Kant und die Philosophie des Deutschen Idealismus« hielt (1947). Ich war beeindruckt von seiner originellen Interpretation der Bedeutung von Kants Kritik der reinen Vernunft. Ich sprach ihn darauf an, und er antwortete: Das war doch alles Heidegger. Obwohl seit Jahren vorbereitet Philosophie zu studieren, hatte ich von diesem Mann noch nie gehört. VolkmannSchluck gab mir Heideggers Was ist Metaphysik? (1929) zu lesen. Dort stellte Heidegger die Angst vor einem Entgleiten des Seienden als solchen und im Ganzen ins Nichts als die eigentliche Erfahrung des Seins selbst (als diese Nichtung) dar. Das hat mich tief beeindruckt und mein Leben lang zutiefst beeinflusst. Als junger Mensch, der seine Jugend im Hitler-Reich verbracht und einen Weltkrieg durchstanden hatte, als Siebzehnjähriger gerade erst heimgekehrt in ein von Trümmern und Leichen übersätes Land, schien mir keine Philosophie noch ernst zu nehmen, die nicht beständig die Brüchigkeit und Hinfälligkeit des Seienden als solches im Auge hatte; alles Seienden, und zumal allen menschlichen Gemächtes (von der Schuhsohle bis hin zur Metaphysik selbst). Sein und Zeit habe ich erst etwas später (doch noch in Leipzig) gelesen. Selbst in diesem Buch beeindruckte mich vor allem Heideggers phänomenologische Vorstellung des Ursprungs eines theoretischen Verhältnisses in den § 15 und 16. Hier zeigt er auf, dass das Seiende uns gemeinhin nur unauffällig, unaufdringlich und unaufsässig umgibt als zuhandenes Zeug. Erst wenn so ein Zeug Schaden nimmt, fällt es uns auf als das Seiende, das es ist; das sonst noch Zuhandene drängt sich uns erst als noch immer seiend auf, wenn es an einem unentbehrlichen Zeug fehlt; und aufsässig starrt uns noch immer Zuhandenes an, wenn es zu nichts mehr dient. (So wie z. B. meine Bibliothek und meine Schreibmaschine, da ich sie wegen meiner fortschreitenden Erblindung nicht mehr gebrauchen kann.) Zugegeben, so hat das Heidegger nicht formuliert. Noch etwas mehr Schulmäßiges hat mich in Was ist Metaphysik? beeindruckt. Gleich zu Beginn dieses Vortrags sagt Heidegger: »Die Frage weckt
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我对海德格尔的总结
他与海德格尔(思想)我先略知一二当听众,一门还是年轻讲师海因茨Volkmann-Schluck莱比锡大学关于»凯特和德国的哲学理想主义«发表(1947年).当我看到他对肯特的理性批评的原意理解时,我留下了深刻的印象。我问他,他回答说:全都是谣言。尽管我有多年准备著学哲学但从没听说过这个人摩尔人一口给了海德格斯什么是形而上学的对在那里,Heidegger表达了对平凡脱逸的恐惧,这种恐惧在很大程度上,只描述了真实的自我体验(即这种无序状态)。印象深刻对我影响深远年轻人在Hitler-Reich度过他的青春和一个世界大战durchstanden时不好。刚回来不久从废墟和尸体übersätes国家似乎没有给我还认真看待哲学、喜新厌旧Brüchigkeit和苏联这样Seienden作为他的那腐朽;对一切事物的向下向下,甚至对每一个人的进步(从鞋底到形而上学本身)。我读《莱比锡》和《时间》之前还有一段时间。即使在这本书尤其触动我Heideggers phänomenologische概念的起源的理论关系§15和16 .他在这里指出阳光洒在我们周围通常都是些不引人注目,没感情,没感情的东西。除非这个东西确实坏了我们才会注意到它断了"他还在" "我们需要他的生命"一如既往,没完没了的盯着我们看比如说,由于我的图书馆和打字机常常盲人,我不能再用它们了。)老实说海德格尔不是这么说的还有别的罪恶感把我教成了形而上学?.印象海德格尔说:»演讲一开始就这一问题叫醒他
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