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Abstract
Politische Instabilität sowie soziale und wirtschaftliche Probleme haben die Entwicklung der Bibliotheken in Bolivien lange behindert. Noch heute gibt es kein nationales Bibliothekssystem und nur wenig staatliche Unterstützung für Informationseinrichtungen. Zwar wurden in der Vergangenheit unzählige Gesetze und Dekrete verabschiedet, die auch Bibliotheken zum Gegenstand der Regulierung hatten, Behörden schufen, zusammenlegten und auflösten – Auswirkungen auf die Realität der Bibliotheken hatten sie jedoch kaum. Schon 1936 wurde eine Abteilung im Bildungsministerium geschaffen, der alle Bibliotheken des Landes untergeordnet waren,1 Spuren von der Aktivität dieses Organs lassen sich aber keine finden.2 1971 wurde sogar von der UNESCO ein zehnjähriger „Plan for the Development of Public and School Libraries“ für Bolivien angefertigt. Ein argentinischer UNESCO-Mitarbeiter hatte zuvor die desaströse Lage der öffentlichen Bibliotheken und der Schulbibliotheken in Bolivien dokumentiert.3 Er schlug unter anderem die Schaffung einer zentralisierten Struktur des öffentlichen Bibliothekswesens vor. Auch dies wurde jedoch nie umgesetzt.4 In der Kolonialzeit waren die Bibliotheken in Bolivien nur den Privilegierten zugänglich. Die bedeutendsten Sammlungen befanden sich in den Konventen, wie der Compañía de Jesús in Potosí. Aus dieser Zeit besteht heute noch die 1606 gegründete Bibliothek der Franziskaner in Tarija.5 Außerdem gab es private Bibliotheken.6 Die Gründer der ersten öffentlichen Bibliothek in Bolivien, der 1825 ins Leben gerufenen Biblioteca Pública de Chuquisaca in Sucre, waren die von der Aufklärung inspirierten Befreiungskämpfer Antonio José de Sucre und Andrés de Santa Cruz. 1872 wurde diese Bibliothek zur Nationalbibliothek erklärt. Sie ist auch heute noch die bedeutendste Bibliothek in Bolivien. Ihre ersten Buchbestände stammten aus den alten Konventen. Die Fusion mit dem 1883 gegrün-