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Abstract
In ihrem Buch Medium, Bote, Übertragung (2008) hat Sybille Krämer eine Figur ins Zentrum ihrer Überlegungen gestellt, von der man sagen kann, dass sie in den Me di enwissenschaf ten nicht gerade beliebt ist. Denn dass Medien etwas über tragen und dass die se Übertragung wie die Überbringung einer Botschaft durch einen Boten zu verstehen sei, ruft eine Vorstellung von Medien auf, die zwar bei zahlreichen theore ti schen Zugängen zur Medien pro ble matik vor allem in der Kom muni ka tions wis sen schaft immer noch vorherr schend sein mag, von der sich die inzwischen etablierte Medien wissenschaft je doch deutlich abgesetzt hat. Man könnte sogar die Behaup tung wa gen, dass sich die Etablierung der Medi enwissenschaft in den letz ten beiden Jahr zehn ten in erster Linie einer intensiven Problematisierung der scheinbar selbst ver ständlichen Vor stel lung ver dankt, das Medium stehe wie ein Instrument zwischen dem Sender und dem Empfänger. »Archaisch« wirkt das »Botenmodell« daher nicht nur, wie Sybille Krämer selbst mehrfach betont, weil es wie ein »Relikt einer Epo che« er scheinen mag, »in der nichtpersonale Techniken der Nachrichtenübermittlung noch nicht zu handen waren«,1 sondern darüber hinaus auch im gegenwärtigen Kon text der dominan ten Medientheorien,2 deren Konsens darin besteht, das Verständnis von Medien als Mittler und Ver mitt ler für deutlich unterkomplex zu halten. Will man der Au torin im Sinne dieser Theorielage nicht vorwerfen, hinter dem aktuellen Stand zurückzu bleiben, dann muss man den unzeitgemäß erscheinenden Rückgriff auf die verpönte Figur des Mitt lers als einen strategischen Einsatz begreifen, der sich nur vor dem Hin tergrund derjenigen Position nachvollziehen lässt, gegen die er sich richtet. Denn dass es Sybille Krämer nicht bloß um einen weiteren differen zie renden Beitrag im Rahmen einer sich derzeit entwickelnden Medienphiloso phie geht, macht schon der Untertitel ihres Buchs deutlich, der ihr Vorhaben als