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Abstract
Die Medienwissenschaf ten besitzen die Eigenart, mit Begriffen zu arbeiten, die vorausgesetzt werden. Das gilt vor allem für den Medienbegriff selbst.1 Häufig werden Einzelmedien wie Schrift, Film oder Computerspiele thematisiert, ohne dass die Spezifik ihrer Medialität geklärt würde; ähnliches gilt auch für solche medientheoretischen Ansätze, die ›Medien‹ im Plural verwenden und darunter Formen technischer Übertragung und Operativität verstehen verstehen oder sie sozialwissenschaftlich mit Blick auf Akteure, Netzwerke und intermediale Kopp lungen untersuchen. Letztere scheinen statt des Medialen überhaupt nur noch Relationen in den Blick zu nehmen. Das scheint solange legitim, wie sich auf Intuition der gewöhnlichen Sprache bezogen werden kann, die Gegenstände pos tuliert, die scheinbar unproblematisch gegeben sind. Dass indessen das Mediale alles andere als fraglos angenommen werden kann, dass der Zusammenhang von Medium und Medialität zu einem der schwierigsten Probleme von Medientheorie gehört, die ihren Namen verdient, und dass das Wort ›Medium‹ eine wechselvolle Geschichte aufweist, kommt darin nicht oder kaum vor. Vom Wortsinn her ver stehbar als Vermittlung oder ›Vermittelung‹ (Heidegger), handelt es sich vielmehr um eine philosophische Grundkategorie, die ›medienwissenschaftlich‹ kaum je einer adäquaten Analyse unterzogen worden ist. Obgleich quer zu ihnen, hat sie mit dem Denken, der Bestimmung und Darstellung, mit dem Symbolischen und seiner Performativität zu tun, sodass sich mit Verweis auf das Mediale und seine Rolle im Theoretischen wie in den Künsten eine offene Frage stellt. Mit ihr beginnt die philosophische Reflexion – beginnt ›Medienphilosophie‹.