{"title":"„Where was the Comedy?“ – Lachen im Angesicht des Unvorstellbaren in Theater und Film nach 1945","authors":"V. Arndt","doi":"10.1515/yejls-2019-0015","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Vor einigen Jahren bestellte ich mir im Rahmen eines theaterwissenschaftlichen Seminars zum Dokumentartheater Peter Weiss’ Theatertext Die Ermittlung über Amazon Marketplace – eine Plattform, auf der private Nutzer Dinge verkaufen können. Als ich das „Oratorium“ (Weiss 1991 [1965], 7) über die Nürnberger Prozesse – in dem die verstörenden Vorgänge in einer schwer auszuhaltenden Distanziertheit beschrieben werden – erhielt, irritierte mich eine Sache nachhaltig. Diese stand nicht in dem Buch, sondern auf dem beiliegenden Lieferschein. Denn dort hatte jemand, unter die üblichen Details zur Ware, noch einen handschriftlichen Kommentar ergänzt: „Viel Spaß beim Lesen“ (siehe Abb. 1). Ich fragte mich, ob es reine Ignoranz oder gar Bösartigkeit gewesen war, Naivität oder Antisemitismus, der es diesem Menschen möglich machte, Auschwitz mit „Spaß beim Lesen“ in Verbindung zu bringen.","PeriodicalId":265278,"journal":{"name":"Yearbook for European Jewish Literature Studies","volume":"1 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2019-11-18","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Yearbook for European Jewish Literature Studies","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/yejls-2019-0015","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Vor einigen Jahren bestellte ich mir im Rahmen eines theaterwissenschaftlichen Seminars zum Dokumentartheater Peter Weiss’ Theatertext Die Ermittlung über Amazon Marketplace – eine Plattform, auf der private Nutzer Dinge verkaufen können. Als ich das „Oratorium“ (Weiss 1991 [1965], 7) über die Nürnberger Prozesse – in dem die verstörenden Vorgänge in einer schwer auszuhaltenden Distanziertheit beschrieben werden – erhielt, irritierte mich eine Sache nachhaltig. Diese stand nicht in dem Buch, sondern auf dem beiliegenden Lieferschein. Denn dort hatte jemand, unter die üblichen Details zur Ware, noch einen handschriftlichen Kommentar ergänzt: „Viel Spaß beim Lesen“ (siehe Abb. 1). Ich fragte mich, ob es reine Ignoranz oder gar Bösartigkeit gewesen war, Naivität oder Antisemitismus, der es diesem Menschen möglich machte, Auschwitz mit „Spaß beim Lesen“ in Verbindung zu bringen.