{"title":"Kabale und Liebe I – Von Hoffaktionen und ersten Verdrehungen","authors":"Martin Schaad","doi":"10.14361/9783839451847-012","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Die in der Prozessrevision geäußerte Vermutung, die richterliche Kommission habemit ihrem »Rechtsbegründeten Urtheil« den dänischen König Friedrich IV. in Angst versetzen wollen, wirft die Frage nach dem Zweck dieser Dramatisierung auf.Welche Ziele die Richter damit verfolgt haben könnten, lässt sich den Prozessakten aber nicht entnehmen. Das Motiv bleibt also zunächst im Ungewissen; die konkreten Auswirkungen des norwegisch-russischen Schreckensszenarioswaren dagegen unübersehbar. So schloss etwa der Augsburger Europäische Postilion seine Nachricht über die Hinrichtung des Amtmanns mit einem Hinweis auf die unmittelbare Reaktion des dänischen Hofes: »Der König hat Befehl ergehen lassen/einige Schiffe auf das schleunigste auszurüsten/und es ist kein Zweiffel/daß er/wenn es nöthig ist/mit einer sehr zahlreichen Flotte in der See erscheinen werde.« Ebenso wusste die Europäische Fama zu berichten, dass auf königliche Order hin mit »gehörigemEyffer und Sorgfalt« daran gearbeitet werde, »die Flotte in guten Stand zu setzen«, um der russischen Bedrohung zu begegnen. Auch in der Leipziger Monatsschrift wurden die Rüstungsanstrengungen in direkten Zusammenhang mit dem Hochverratsprozess gegen Povel Juel gebracht: »Es kommt ihrer vielen sehrwahrscheinlich für, daß der Verdacht wieder die Russen, durch die Aussage des wegen seines Verbrechens hingerichteten Amtmanns Juel sehr vermehrt worden sey.« Damit soll nun aber nicht der Eindruck erweckt werden, die Verschwörung des Amtmanns allein habe die dänische Mobilmachung ausgelöst. Wie berichtet, war das dänisch-russische Verhältnis schon seit geraumer Zeit angespannt gewesen","PeriodicalId":337755,"journal":{"name":"Der Hochverrat des Amtmanns Povel Juel","volume":"4 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-12-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Der Hochverrat des Amtmanns Povel Juel","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.14361/9783839451847-012","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Die in der Prozessrevision geäußerte Vermutung, die richterliche Kommission habemit ihrem »Rechtsbegründeten Urtheil« den dänischen König Friedrich IV. in Angst versetzen wollen, wirft die Frage nach dem Zweck dieser Dramatisierung auf.Welche Ziele die Richter damit verfolgt haben könnten, lässt sich den Prozessakten aber nicht entnehmen. Das Motiv bleibt also zunächst im Ungewissen; die konkreten Auswirkungen des norwegisch-russischen Schreckensszenarioswaren dagegen unübersehbar. So schloss etwa der Augsburger Europäische Postilion seine Nachricht über die Hinrichtung des Amtmanns mit einem Hinweis auf die unmittelbare Reaktion des dänischen Hofes: »Der König hat Befehl ergehen lassen/einige Schiffe auf das schleunigste auszurüsten/und es ist kein Zweiffel/daß er/wenn es nöthig ist/mit einer sehr zahlreichen Flotte in der See erscheinen werde.« Ebenso wusste die Europäische Fama zu berichten, dass auf königliche Order hin mit »gehörigemEyffer und Sorgfalt« daran gearbeitet werde, »die Flotte in guten Stand zu setzen«, um der russischen Bedrohung zu begegnen. Auch in der Leipziger Monatsschrift wurden die Rüstungsanstrengungen in direkten Zusammenhang mit dem Hochverratsprozess gegen Povel Juel gebracht: »Es kommt ihrer vielen sehrwahrscheinlich für, daß der Verdacht wieder die Russen, durch die Aussage des wegen seines Verbrechens hingerichteten Amtmanns Juel sehr vermehrt worden sey.« Damit soll nun aber nicht der Eindruck erweckt werden, die Verschwörung des Amtmanns allein habe die dänische Mobilmachung ausgelöst. Wie berichtet, war das dänisch-russische Verhältnis schon seit geraumer Zeit angespannt gewesen