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Abstract
Brunelleschis Konzeption der Perspektive ist kein Mittel zur Repräsentation der Realität, sie ist Werkzeug zur Herstellung einer Raum-Ordnung. Die Maler der Früh-Renaissance wie Massacio oder Piero della Francesca standen in der Tradition der Meister von Assisi. Doch das neue Werkzeug der Perspektive stellte auch sie vor das im gesamten 15. Jahrhundert diskutierte Problem der Darstellung des Undarstellbaren, des Göttlichen. Eine Antwort fanden sie in der Manipulation des Blicks. Dem Betrachter werden Architekturen gezeigt, die nur scheinbar »richtig« sind, faktisch jedoch sogar den perspektivischen Regeln der Meister selbst widersprachen. Inventio und scheinbar »falsche« Darstellung sind besonders dann auffällige Elemente, wenn man bedenkt, dass beispielsweise Massacio in seinen Werken eine äußerste Meisterschaft der Perspektive zeigt. Um so dringlicher stellt sich die Frage, welche Funktion die offensichtlichen »Fehler« in den Gemälden erfüllen. Eine Antwort lässt sich vielleicht im schon von Cassirer aufgerufenen scholastischen Hintergrund finden: im mathematischen Denkansatz des Nicolaus von Cues und dessen Idee, auf diese Weise einen neuen Weg zur Annäherung an das Göttliche zu beschreiben.