{"title":"Die Bilder sollen gegen sich selbst aussagen","authors":"Harun Farocki","doi":"10.14361/9783839405505-016","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"zeigen, ohne ihnen mit den Bildern ihres leidvollen Sterbens und Todes noch einmal Gewalt anzutun? Der Film von Fuller/Weiss über die Öffnung des Lagers Falkenau zeigt eine Geste: Die deutschen Einwohner des Ortes Falkenau werden von US-Militärs gezwungen, die Toten aus dem Lager zu bekleiden und zu bestatten. Mit diesem Ritual sollen die Toten wieder in die Gemeinschaft aufgenommen werden, aus der sie zuvor verstoßen worden waren. Und indem sie die Toten begraben, sollen die Deutschen sich der Verbrechen bewußt werden, die in ihrem Namen und in ihrer Nähe begangen wurden. Dieses Material ist uns durch den Beitrag von Georges Didi-Huberman gegenwärtig, ich kann darauf aufbauen und werde auch versuchen, etwas von der Diskussion aufzugreifen, die dieses Material unter uns ausgelöst hat. Es geht also um die Repräsentation der Lager im deutschen Machtbereich in Fotografie und Film. Es geht um Bilderpolitik, es geht um Montage. ___Eine Montage bringt da, wo sie interessant ist, zwei Dinge in Verbindung, ohne sie in eins zu setzen. Es geht um eine bestimmte Proportion, es gilt eine Balance zu halten, es gilt, bei der Gleichsetzung eine Verwechslung oder Vermengung der in Beziehung gesetzten Elemente zu vermeiden und eine produktive Gedankenverbindung zu erreichen, einen Gedanken-Witz.","PeriodicalId":429345,"journal":{"name":"Auszug aus dem Lager","volume":"36 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2007-01-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"2","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Auszug aus dem Lager","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.14361/9783839405505-016","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
zeigen, ohne ihnen mit den Bildern ihres leidvollen Sterbens und Todes noch einmal Gewalt anzutun? Der Film von Fuller/Weiss über die Öffnung des Lagers Falkenau zeigt eine Geste: Die deutschen Einwohner des Ortes Falkenau werden von US-Militärs gezwungen, die Toten aus dem Lager zu bekleiden und zu bestatten. Mit diesem Ritual sollen die Toten wieder in die Gemeinschaft aufgenommen werden, aus der sie zuvor verstoßen worden waren. Und indem sie die Toten begraben, sollen die Deutschen sich der Verbrechen bewußt werden, die in ihrem Namen und in ihrer Nähe begangen wurden. Dieses Material ist uns durch den Beitrag von Georges Didi-Huberman gegenwärtig, ich kann darauf aufbauen und werde auch versuchen, etwas von der Diskussion aufzugreifen, die dieses Material unter uns ausgelöst hat. Es geht also um die Repräsentation der Lager im deutschen Machtbereich in Fotografie und Film. Es geht um Bilderpolitik, es geht um Montage. ___Eine Montage bringt da, wo sie interessant ist, zwei Dinge in Verbindung, ohne sie in eins zu setzen. Es geht um eine bestimmte Proportion, es gilt eine Balance zu halten, es gilt, bei der Gleichsetzung eine Verwechslung oder Vermengung der in Beziehung gesetzten Elemente zu vermeiden und eine produktive Gedankenverbindung zu erreichen, einen Gedanken-Witz.