{"title":"2. Freuds Untersuchungen zur Lachtheorie","authors":"Dieter Hörhammer","doi":"10.14361/9783839452868-004","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Die psychoanalytische Betrachtung des Humors ist selbstverständlich auf Freuds einschlägige Arbeiten angewiesen. Aber weder Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten (1905) noch Der Humor (1927) sind ohne Weiteres zu nutzen. Während die Schwierigkeit des Humorartikels in seinem skizzenhaften Charakter liegt – Freud hat ihn aus einer Hochstimmung heraus in wenigen Tagen niedergeschrieben –, gehen die Probleme mit dem Witzbuch auf das frühe Entstehungsdatum zurück. Zu diesem Zeitpunkt ist das Strukturmodell noch unentwickelt, die Erklärungen sind deshalb energetische Aussagen ohne metapsychologischen Hintergrund. Aus demselben Grund entbehren alle wichtigen Begriffe einer brauchbaren Definition. Das ›Unbewusste‹ ist nur einem vagen topographischen Modell zugeordnet, der Ausdruck ›Hemmung‹ kann nicht einfach mit dem viel spezifischeren Abwehrbegriff verrechnet werden, dem Terminus ›Lust‹ fehlt noch die spätere qualitative Festlegung auf Triebbefriedigung. Angesichts solcher Unsicherheiten bewirkt die Hartnäckigkeit, welche das Freud’sche Denken allgemein kennzeichnet, einen eher mühsam verfolgbaren Argumentationsgang. Was Max Eastman über die damalige Rezeption sagt, können selbst psychoanalytisch versierte Leser bis heute nachempfinden:","PeriodicalId":294306,"journal":{"name":"Die Formation des literarischen Humors","volume":"22 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-12-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Die Formation des literarischen Humors","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.14361/9783839452868-004","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Die psychoanalytische Betrachtung des Humors ist selbstverständlich auf Freuds einschlägige Arbeiten angewiesen. Aber weder Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten (1905) noch Der Humor (1927) sind ohne Weiteres zu nutzen. Während die Schwierigkeit des Humorartikels in seinem skizzenhaften Charakter liegt – Freud hat ihn aus einer Hochstimmung heraus in wenigen Tagen niedergeschrieben –, gehen die Probleme mit dem Witzbuch auf das frühe Entstehungsdatum zurück. Zu diesem Zeitpunkt ist das Strukturmodell noch unentwickelt, die Erklärungen sind deshalb energetische Aussagen ohne metapsychologischen Hintergrund. Aus demselben Grund entbehren alle wichtigen Begriffe einer brauchbaren Definition. Das ›Unbewusste‹ ist nur einem vagen topographischen Modell zugeordnet, der Ausdruck ›Hemmung‹ kann nicht einfach mit dem viel spezifischeren Abwehrbegriff verrechnet werden, dem Terminus ›Lust‹ fehlt noch die spätere qualitative Festlegung auf Triebbefriedigung. Angesichts solcher Unsicherheiten bewirkt die Hartnäckigkeit, welche das Freud’sche Denken allgemein kennzeichnet, einen eher mühsam verfolgbaren Argumentationsgang. Was Max Eastman über die damalige Rezeption sagt, können selbst psychoanalytisch versierte Leser bis heute nachempfinden: