{"title":"Zur Einleitung: Lebenswirklichkeiten und politische Konstruktionen in Grenzregionen","authors":"C. Wille","doi":"10.14361/9783839429273-001","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Dieser Band erscheint zum 30. Jahrestag der Abschaffung der Personenkontrollen an den EU-Binnengrenzen. Das Schengener Abkommen wurde am 14. Juni 1985 unterzeichnet, und zwar auf dem Schiff MS Princesse-Marie-Astrid. Auf der Mosel fahrend befand es sich zum Zeitpunkt der Signatur im Dreiländereck Deutschland – Frankreich – Luxemburg, genauer gesagt auf der Höhe der luxemburgischen Gemeinde Schengen und nur wenige Meter gegenüber der deutschen Gemeinde Perl. Streng genommen müsste daher auch Perl im Namen des weltweit bekannten Übereinkommens vorkommen. Es ist aber v.a. das Setting des politischen Akts, das für diesen Band interessant ist: Der Schnittpunkt Dreiländereck, der Grenzfluss Mosel und schließlich der ›flottierende Boden‹ des Geschehens sind in ihrer Symbolik kaum zu übertreffen. Der Schauplatz verweist aber zugleich auf das Problem ein Territorium zu finden, das sich nationalstaatlicher Zuordnung entzieht. Dies bestätigt der Umstand, dass das Abkommen schließlich der Gemeinde Schengen und nicht gleichermaßen Perl zugeschlagen wurde. Eine Erklärung dafür könnte die luxemburgische Flagge geben, unter der die Princesse-Marie-Astrid bis heute fährt und die trotz aller Bemühungen dem Geschehen schließlich doch eine nationalstaatliche Rahmung gab. 30 Jahre nach Unterzeichnung des Abkommens, welches mit der Schaffung ›offener Grenzen‹ das nationalstaatliche Ordnungsprinzip relativierte, diskutieren die Autoren1 in diesem Band solche oben inszenierten Räume, die sich in nationalstaatlichen Kategorien nur schwer abbilden lassen. Die Betrachtungen bleiben dabei in Grenznähe, d. h. in einer europäischen Grenzregion, entstehen hier doch aufgrund von grenzüberschreitenden Alltagsmobilitäten, Verflechtungen und politischen Beziehungen vermehrt und z. T. sehr anschau-","PeriodicalId":287011,"journal":{"name":"Lebenswirklichkeiten und politische Konstruktionen in Grenzregionen","volume":"31 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2015-12-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"1","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Lebenswirklichkeiten und politische Konstruktionen in Grenzregionen","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.14361/9783839429273-001","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
引用次数: 1
Abstract
Dieser Band erscheint zum 30. Jahrestag der Abschaffung der Personenkontrollen an den EU-Binnengrenzen. Das Schengener Abkommen wurde am 14. Juni 1985 unterzeichnet, und zwar auf dem Schiff MS Princesse-Marie-Astrid. Auf der Mosel fahrend befand es sich zum Zeitpunkt der Signatur im Dreiländereck Deutschland – Frankreich – Luxemburg, genauer gesagt auf der Höhe der luxemburgischen Gemeinde Schengen und nur wenige Meter gegenüber der deutschen Gemeinde Perl. Streng genommen müsste daher auch Perl im Namen des weltweit bekannten Übereinkommens vorkommen. Es ist aber v.a. das Setting des politischen Akts, das für diesen Band interessant ist: Der Schnittpunkt Dreiländereck, der Grenzfluss Mosel und schließlich der ›flottierende Boden‹ des Geschehens sind in ihrer Symbolik kaum zu übertreffen. Der Schauplatz verweist aber zugleich auf das Problem ein Territorium zu finden, das sich nationalstaatlicher Zuordnung entzieht. Dies bestätigt der Umstand, dass das Abkommen schließlich der Gemeinde Schengen und nicht gleichermaßen Perl zugeschlagen wurde. Eine Erklärung dafür könnte die luxemburgische Flagge geben, unter der die Princesse-Marie-Astrid bis heute fährt und die trotz aller Bemühungen dem Geschehen schließlich doch eine nationalstaatliche Rahmung gab. 30 Jahre nach Unterzeichnung des Abkommens, welches mit der Schaffung ›offener Grenzen‹ das nationalstaatliche Ordnungsprinzip relativierte, diskutieren die Autoren1 in diesem Band solche oben inszenierten Räume, die sich in nationalstaatlichen Kategorien nur schwer abbilden lassen. Die Betrachtungen bleiben dabei in Grenznähe, d. h. in einer europäischen Grenzregion, entstehen hier doch aufgrund von grenzüberschreitenden Alltagsmobilitäten, Verflechtungen und politischen Beziehungen vermehrt und z. T. sehr anschau-