{"title":"Quellen nationaler Identität: Veränderungen im Verhältnis von Nationalbewusstsein, Demokratie und Religion in der Ukraine und in Russland","authors":"Detlef Pollack, Gergely Rosta, Marta Shmendel","doi":"10.5771/0340-0425-2023-3-363","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Sowohl in Russland als auch in der Ukraine lag das nationale Selbstbewusstsein nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion auf einem niedrigen Niveau und stieg im Laufe der folgenden Jahre stark an. Die Gründe dafür waren allerdings äußerst verschieden. In Russland nahm der Nationalstolz in dem Maße zu, wie sich das Land nach 2000 wirtschaftlich und politisch erholte und wie Putin mit seinen Gebietsannexionen erfolgreich war. In der Ukraine erhöhte sich das Nationalbewusstsein in Reaktion auf die Aggressionen Russlands und verband sich nicht nur mit antirussischen Einstellungen, sondern auch mit einer stärkeren Öffnung gegenüber demokratischen und europäischen Werten. Die religiöse Identität trug in beiden Ländern zwar ebenfalls zur Stärkung des Nationalbewusstseins bei. Das Nationalbewusstsein scheint sich in der Ukraine aber stärker aus säkularen als aus religiösen Quellen zu speisen, wobei hier offenbar der Sprache die Rolle des Identitätsmarkers zukommt. In Russland ist eine Differenzierung von Nationalstolz und religiöser Identifikation hingegen nicht zu erkennen.","PeriodicalId":36222,"journal":{"name":"Leviathan (Germany)","volume":"70 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Leviathan (Germany)","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.5771/0340-0425-2023-3-363","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q2","JCRName":"Arts and Humanities","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Sowohl in Russland als auch in der Ukraine lag das nationale Selbstbewusstsein nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion auf einem niedrigen Niveau und stieg im Laufe der folgenden Jahre stark an. Die Gründe dafür waren allerdings äußerst verschieden. In Russland nahm der Nationalstolz in dem Maße zu, wie sich das Land nach 2000 wirtschaftlich und politisch erholte und wie Putin mit seinen Gebietsannexionen erfolgreich war. In der Ukraine erhöhte sich das Nationalbewusstsein in Reaktion auf die Aggressionen Russlands und verband sich nicht nur mit antirussischen Einstellungen, sondern auch mit einer stärkeren Öffnung gegenüber demokratischen und europäischen Werten. Die religiöse Identität trug in beiden Ländern zwar ebenfalls zur Stärkung des Nationalbewusstseins bei. Das Nationalbewusstsein scheint sich in der Ukraine aber stärker aus säkularen als aus religiösen Quellen zu speisen, wobei hier offenbar der Sprache die Rolle des Identitätsmarkers zukommt. In Russland ist eine Differenzierung von Nationalstolz und religiöser Identifikation hingegen nicht zu erkennen.