How to Change a Running System. Infrastrukturinnovationen im Internet

Melanie Wilde
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Er bedarf besonderer Beachtung, da dieser im laufenden Betrieb unter Berücksichtigung der Interoperabilität mit bereits bestehenden Technologien in eine stetig wachsende informationstechnische Infrastruktur erfolgen muss.Die vorliegende Arbeit verfolgt daher das Ziel, diese Forschungslücke anhand der Untersuchung der Dynamiken beim Umbau der bestehenden Internetinfrastruktur ein Stück weit zu schliessen und einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Infrastrukturforschung zu leisten. Dies geschieht am Beispiel der Analyse des Internetprotokolls; von der Einführung des TCP/IP bis zum in der Einführung befindlichen Internet Protocol Version 6 (IPv6) mit dem Ziel, eine gegenstandsbezogene Theorie zum Umbau der Internetinfrastruktur zu generieren. Dazu wird auf Basis eines systematischen Literaturreviews zum Umbau der Internetinfrastrukturforschung der Einführungsprozess detailliert am Beispiel des Internetprotokolls durch eine Methodentriangulation aus Dokumentenanalyse und Interviews historisch vergleichend rekonstruiert. Dies geschieht in Anlehnung an die Verschränkung der Makroperspektive des Ansatzes grosstechnischer Infrastruktursysteme (GTS) (vgl. etwa Mayntz 1988; Mayntz und Hughes 1988; Braun und Joerges 1994; Hughes 1983; 1987; Joerges 1988; 1996) (engl. Large Scale Infrastructures) mit der Mikroperspektive der Akteur:innen-Netzwerk-Theory (ANT) (vgl. etwa Callon und Latour 2006b [1981]; Callon 2006a [1986]; Latour 1987; Law 2006 [1992]) und basierend auf der Forschungslogik sowie den Methodologien der Grounded Theory (GTM) (vgl. etwa Glaser und Strauss 1967; Strauss und Corbin 1996; 1990).Dabei werden die teilnehmenden Akteur:innen in soziale Akteur:innen, sachliche Elemente und zeitlich-räumliche Konstellationen geclustert sowie deren Wirkung innerhalb des Umbauprozesses der Internetinfrastruktur analysiert. Weiter werden Phasen im Entwicklungs- und Einführungsprozess historisch vergleichend generiert und die verwendeten Strategien zur Entwicklung und Einführung von Infrastrukturtechniken im laufenden System herausgearbeitet.Die Arbeit zeigt hier einen signifikanten Wandel im Bereich der sozialen, sachlichen und zeitlich-räumlichen Akteur:innenkonstellationen auf, welcher nicht ausschliesslich historisch bedingt ist, sondern sich auf die Besonderheiten des Umbaus zunehmend komplexer werdender laufender Infrastruktursysteme zurückführen lässt.Einerseits wird herausgestellt, welche technischen, sozialen und zeitlich-räumlichen Akteur:innenkonstellationen treibend auf den Entwicklungs- und Einführungsprozess wirken und wie die zunehmende Komplexität technischer Strukturen, die Notwendigkeit technischer Interoperabilität und die daraus resultierende zunehmende Standardisierung Einfluss nehmen. Andererseits wird aufgezeigt, wie sich Strategien zur Entwicklung und Einführung zum Beispiel durch sich wandelnde zeitlich-räumliche und organisationale Strukturen verändert haben.Die Studie erarbeitet dabei am Beispiel der Untersuchung der Entwicklung des Internets und Einführung des TCP/IP bis zum IPv6 drei zentrale Entwicklungsphasen für den Umbau der Internetinfrastruktur: Die Innovationsphase, die Stabilisierungsphase und die Migrationsphase. Während in der Innovationsphase die Entwickler:innen zugleich die Nutzer:innen der Technologie waren und das System für den Umbau abgeschaltet wurde, gewährleisten heutzutage in der Migrationsphase vermehrt Internetstandards die Operabilität mit bereits bestehenden Technologien. Weiter werden in der Migrationsphase Testumgebungen zur Erprobung technischer Neuerungen eingerichtet sowie eine schrittweise Implementierung mithilfe von Übergangslösungen verfolgt.Schliesslich stellt die Arbeit heraus, dass Entwicklung und Einpassung reflexiv sind und aufgrund der Komplexität des Internets (soziale und technische Komplexität) zunehmend reglementiert werden. Infolge der Ausweitung des Netzes werden sie ausserdem global verteilt. Weiter lässt sich ein Trend von einer sozialen, sachlichen und zeitlich-räumlichen Homogenität in der Entwicklung und Einführung von Internetinfrastrukturtechnologien beobachten, die sich zu einer in jedem Aspekt wirkenden Heterogenität verschiebt. Diese Veränderungen sind keineswegs isolierter Art. Vielmehr beeinflussen sie ihr Umfeld in einem solchen Mass, dass sie nicht-intendierte Nebenfolgen erzeugen, die die Basis für weitere Entwicklungen bilden.","PeriodicalId":502970,"journal":{"name":"MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung","volume":" 3","pages":""},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2024-07-04","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.21240/mpaed/diss.mw/2024.07.04.x","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract

Kaum ein Bereich der modernen Gesellschaft ist heutzutage ohne internetbasierte Technologien denkbar. Die Basis solcher Techniken ist eine immer komplexer werdende und sich ausbreitende Internetinfrastruktur, die permanent aufrechterhalten und den wachsenden Anforderungen entsprechend ausgebaut werden soll.Das wachsende Interesse an internetbasierten Informations- und Kommunikationstechnologien hat eine Vielzahl von Studien hervorgebracht, die sich mit der Neugestaltung und Einrichtung von Internettechnologien befassen oder deren Wirkung untersuchen. Die Umgestaltung bestehender informationstechnischer Systeme im Sinne des Umbaus der bestehenden Internetinfrastruktur wurde bislang aber gänzlich ausser Acht gelassen. Dabei ist insbesondere der Umbau der Internetinfrastruktur ausserordentlich komplex. Er bedarf besonderer Beachtung, da dieser im laufenden Betrieb unter Berücksichtigung der Interoperabilität mit bereits bestehenden Technologien in eine stetig wachsende informationstechnische Infrastruktur erfolgen muss.Die vorliegende Arbeit verfolgt daher das Ziel, diese Forschungslücke anhand der Untersuchung der Dynamiken beim Umbau der bestehenden Internetinfrastruktur ein Stück weit zu schliessen und einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Infrastrukturforschung zu leisten. Dies geschieht am Beispiel der Analyse des Internetprotokolls; von der Einführung des TCP/IP bis zum in der Einführung befindlichen Internet Protocol Version 6 (IPv6) mit dem Ziel, eine gegenstandsbezogene Theorie zum Umbau der Internetinfrastruktur zu generieren. Dazu wird auf Basis eines systematischen Literaturreviews zum Umbau der Internetinfrastrukturforschung der Einführungsprozess detailliert am Beispiel des Internetprotokolls durch eine Methodentriangulation aus Dokumentenanalyse und Interviews historisch vergleichend rekonstruiert. Dies geschieht in Anlehnung an die Verschränkung der Makroperspektive des Ansatzes grosstechnischer Infrastruktursysteme (GTS) (vgl. etwa Mayntz 1988; Mayntz und Hughes 1988; Braun und Joerges 1994; Hughes 1983; 1987; Joerges 1988; 1996) (engl. Large Scale Infrastructures) mit der Mikroperspektive der Akteur:innen-Netzwerk-Theory (ANT) (vgl. etwa Callon und Latour 2006b [1981]; Callon 2006a [1986]; Latour 1987; Law 2006 [1992]) und basierend auf der Forschungslogik sowie den Methodologien der Grounded Theory (GTM) (vgl. etwa Glaser und Strauss 1967; Strauss und Corbin 1996; 1990).Dabei werden die teilnehmenden Akteur:innen in soziale Akteur:innen, sachliche Elemente und zeitlich-räumliche Konstellationen geclustert sowie deren Wirkung innerhalb des Umbauprozesses der Internetinfrastruktur analysiert. Weiter werden Phasen im Entwicklungs- und Einführungsprozess historisch vergleichend generiert und die verwendeten Strategien zur Entwicklung und Einführung von Infrastrukturtechniken im laufenden System herausgearbeitet.Die Arbeit zeigt hier einen signifikanten Wandel im Bereich der sozialen, sachlichen und zeitlich-räumlichen Akteur:innenkonstellationen auf, welcher nicht ausschliesslich historisch bedingt ist, sondern sich auf die Besonderheiten des Umbaus zunehmend komplexer werdender laufender Infrastruktursysteme zurückführen lässt.Einerseits wird herausgestellt, welche technischen, sozialen und zeitlich-räumlichen Akteur:innenkonstellationen treibend auf den Entwicklungs- und Einführungsprozess wirken und wie die zunehmende Komplexität technischer Strukturen, die Notwendigkeit technischer Interoperabilität und die daraus resultierende zunehmende Standardisierung Einfluss nehmen. Andererseits wird aufgezeigt, wie sich Strategien zur Entwicklung und Einführung zum Beispiel durch sich wandelnde zeitlich-räumliche und organisationale Strukturen verändert haben.Die Studie erarbeitet dabei am Beispiel der Untersuchung der Entwicklung des Internets und Einführung des TCP/IP bis zum IPv6 drei zentrale Entwicklungsphasen für den Umbau der Internetinfrastruktur: Die Innovationsphase, die Stabilisierungsphase und die Migrationsphase. Während in der Innovationsphase die Entwickler:innen zugleich die Nutzer:innen der Technologie waren und das System für den Umbau abgeschaltet wurde, gewährleisten heutzutage in der Migrationsphase vermehrt Internetstandards die Operabilität mit bereits bestehenden Technologien. Weiter werden in der Migrationsphase Testumgebungen zur Erprobung technischer Neuerungen eingerichtet sowie eine schrittweise Implementierung mithilfe von Übergangslösungen verfolgt.Schliesslich stellt die Arbeit heraus, dass Entwicklung und Einpassung reflexiv sind und aufgrund der Komplexität des Internets (soziale und technische Komplexität) zunehmend reglementiert werden. Infolge der Ausweitung des Netzes werden sie ausserdem global verteilt. Weiter lässt sich ein Trend von einer sozialen, sachlichen und zeitlich-räumlichen Homogenität in der Entwicklung und Einführung von Internetinfrastrukturtechnologien beobachten, die sich zu einer in jedem Aspekt wirkenden Heterogenität verschiebt. Diese Veränderungen sind keineswegs isolierter Art. Vielmehr beeinflussen sie ihr Umfeld in einem solchen Mass, dass sie nicht-intendierte Nebenfolgen erzeugen, die die Basis für weitere Entwicklungen bilden.
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如何改变运行系统。互联网基础设施创新
如今,如果没有互联网技术,几乎无法想象现代社会的任何领域。这些技术的基础是日益复杂和不断扩展的互联网基础设施,它需要长期维护和扩展,以满足日益增长的需求。 人们对基于互联网的信息和通信技术的兴趣与日俱增,由此产生了大量研究,涉及互联网技术的重新设计和安装,或分析其影响。然而,迄今为止,对现有信息技术系统的重组,即对现有互联网基础设施的重组,却完全被忽视了。互联网基础设施的重组尤其极其复杂。因此,本研究旨在通过分析现有互联网基础设施重组的动态,在一定程度上弥补这一研究空白,并为基础设施研究的进一步发展做出贡献。为此,本研究分析了互联网协议,从 TCP/IP 的引入到目前正在引入的互联网协议版本 6 (IPv6),目的是就互联网基础设施的重组提出与主题相关的理论。在对有关互联网基础设施重组研究的文献进行系统回顾的基础上,以互联网协议为例,通过文献分析和访谈的三角分析方法,详细重构了引入过程。该方法基于大规模基础设施系统(GTS)方法的宏观视角(参见 Mayntz 1988;Mayntz 和 Hughes 1988;Braun 和 Joerges 1994;Hughes 1983;1987;Joerges 1988;1996)与行为者网络理论(ANT)的微观视角(参见 Callon 和 Latour 2006)。例如,Callon 和 Latour 2006b [1981];Callon 2006a [1986];Latour 1987;Law 2006 [1992]),并以基础理论(GTM)的研究逻辑和方法论(例如,Glaser 和 Strauss 1967;Strauss 和 Corbin 1996;1990)为基础,将参与行动者归类为社会行动者、事实要素和时空组合,并分析其在互联网基础设施转型过程中的影响。此外,还通过历史比较得出了开发和引进过程中的各个阶段,并制定了当前系统中开发和引进基础设施技术的策略。这项工作表明,社会、事实和时空行为体组合领域发生了重大变化,这并不完全是由历史决定的,而是可以追溯到日益复杂的持续基础设施系统重组的特殊性。一方面,它强调了推动开发和实施过程的技术、社会和时空行为者组合,以及技术结构的日益复杂性、技术互操作性需求和由此产生的日益标准化是如何产生影响的。另一方面,本研究还展示了开发和引入战略是如何发生变化的,例如,由于时间、空间和组织结构的变化而发生的变化,并以调查互联网的发展和 TCP/IP 直至 IPv6 的引入为例,确定了互联网基础设施重组的三个核心发展阶段:创新阶段、稳定阶段和迁移阶段。在创新阶段,开发者同时也是技术的使用者,系统被关闭以进行转换;而在迁移阶段,如今的互联网标准越来越多地确保现有技术的可操作性。此外,在迁移阶段,要建立测试环境来测试技术创新,并借助过渡解决方案来逐步实施。 最后,这项工作强调,开发和适应是自反性的,由于互联网的复杂性(社会和技术的复杂性),开发和适应受到越来越多的管制。由于网络的扩展,它们也分布在全球各地。此外,在互联网基础设施技术的开发和引进方面,可以观察到一种趋势,即从社会、事实和时空的同质性转向各方面的异质性。
本文章由计算机程序翻译,如有差异,请以英文原文为准。
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