[Medicinal and herbal plants: a graded and global offering of drugs].

R Saller
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Auch heillose Fälschungen erreichen leicht Patient und Konsument. Die derzeitige Situation bedeutet einen erheblichen Verzicht auf prinzipiell mögliche Qualität und Sicherheit. Eine Zulassung als Arzneimittel könnte zumindest für kranke Menschen vielen dieser Risiken vorbeugen. Die Forderung nach einem Arzneimittelstatus bleibt aber illusorisch, wenn es in der Realität überhaupt nicht bzw. nicht mit den verfügbaren Mitteln möglich ist, diesen Status mit den daraus resultierenden Verpflichtungen zu erlangen. Die stetig anschwellenden Forderungen und ökonomischen Voraussetzungen für eine Registrierung neuer Arzneimittel sind allenfalls für eine kleine Zahl zumeist transnationaler Konzerne erfüllbar. Damit ist es ihnen vielfach überlassen, durch die Entwicklung bzw. Nichtentwicklung von Arzneimitteln, indirekt materielle und zentrale Inhalte der Medizin und damit von Gesundheit und Krankheit zu gestalten. Es besteht die sehr konkrete Gefahr der Monopolisierung der Arzneimittelentwicklung und der damit zusammenhängenden medizinischen Denkstile und Theorien. Auch für die Phytotherapie der Länder der Ersten Welt scheint es derzeit allenfalls selten möglich zu sein, Innovationen zur Zulassung zu bringen oder in Zulassungshinsicht das vielfältige Potential selbst von bekannten Arzneipflanzen (biogene Vielstoffgemische [3, 4] als potentielle biologische sowie «kulturelle» Rohstoffe für Arzneimittel mit unterschiedlichen Wirkungsspektren) zu entwickeln. Arzneiund Heilpflanzen besitzen nicht nur wie andere Arzneimittel eine relativ kurze, wenngleich mittlerweile auch intensive Geschichte aus dem Labor (naturwissenschaftlicher Forschungsstand). Sie transportieren zudem mannigfaltige Erfahrungen (Überlieferungsbestände), Betrachtungsweisen von Gesundheit und vor allem therapeutische Anregungen aus Jahrhunderten der Anwendung sowie regionalen Medizinsystemen [1]. So ist z.B. Johanniskraut im Vergleich zu seiner Anwendungsgeschichte seit relativ kurzer Zeit als ein Antidepressivum etabliert und zugelassen. Wesentlich länger wurde es umfangreich als Nerven-, Rekonvaleszenzund Konstitutionsmittel gebraucht [5]. Der damit verbundene, teils vitalistische, teils funktionelle Konstitutionsbegriff (Konstitution als Mischung aus abwehrender Energie und rezeptiver Kraft) und die therapeutische Intention (Versuch der Mobilisierung körperlicher, aber auch psychischer Energien) finden keine konventionelle krankheitsspezifische Entsprechung. Trotzdem sind diese Gesichtspunkte, die für eine Vielzahl pflanzlicher Heilmittel zutreffen, für moderne Behandlungen fruchtbar. Die Entwicklung zulassungsreifer Arzneimittel gehorcht keineswegs nur einem therapeutischen Imperativ, sondern mindestens genauso intensiv wirtschaftlichen Erwartungen und politisch beförderten regulatorischen Vorgaben. Wesentlicher schwieriger ist noch die Situation für zum Teil bereits seit Jahrzehnten global – und damit auch z.B. in Europa – eingenommene Produkte aus Arzneiund Heilpflanzen anderer, nichtwestlicher Medizinsysteme (z.B. in Form irgendwelcher «Ergänzungsmittel» [6, 7]). 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Abstract

Es gibt weltweit kaum eine Heilpflanze oder irgendeine andere Pflanze, die gerade als Heilmittel propagiert wird, deren einfache Zubereitungen nicht für Patienten oder Konsumenten erhältlich wären. Die Bezugsquellen sind vielfältig (z.B. offizielle Importe, zumeist jedoch Grauund Schwarzimporte, Bezugsmöglichkeiten über Internetadressen). Handelt es sich um aktuell «aussereuropäische» Pflanzen, so besitzen die daraus hergestellten Produkte zumeist keinen Arzneimittelstatus bzw. werden in vielen Ländern der Ersten Welt nicht als Arzneimittel akzeptiert, selbst wenn sie in den Ursprungsländern die Anerkennung als Arzneimittel erworben haben [1, 2]. Entsprechend dieser Situation sind Qualität und Sicherheit der bezogenen Mittel ausserordentlich unterschiedlich, immer wieder wechselnd und v.a. kaum voraussagbar. Auch heillose Fälschungen erreichen leicht Patient und Konsument. Die derzeitige Situation bedeutet einen erheblichen Verzicht auf prinzipiell mögliche Qualität und Sicherheit. Eine Zulassung als Arzneimittel könnte zumindest für kranke Menschen vielen dieser Risiken vorbeugen. Die Forderung nach einem Arzneimittelstatus bleibt aber illusorisch, wenn es in der Realität überhaupt nicht bzw. nicht mit den verfügbaren Mitteln möglich ist, diesen Status mit den daraus resultierenden Verpflichtungen zu erlangen. Die stetig anschwellenden Forderungen und ökonomischen Voraussetzungen für eine Registrierung neuer Arzneimittel sind allenfalls für eine kleine Zahl zumeist transnationaler Konzerne erfüllbar. Damit ist es ihnen vielfach überlassen, durch die Entwicklung bzw. Nichtentwicklung von Arzneimitteln, indirekt materielle und zentrale Inhalte der Medizin und damit von Gesundheit und Krankheit zu gestalten. Es besteht die sehr konkrete Gefahr der Monopolisierung der Arzneimittelentwicklung und der damit zusammenhängenden medizinischen Denkstile und Theorien. Auch für die Phytotherapie der Länder der Ersten Welt scheint es derzeit allenfalls selten möglich zu sein, Innovationen zur Zulassung zu bringen oder in Zulassungshinsicht das vielfältige Potential selbst von bekannten Arzneipflanzen (biogene Vielstoffgemische [3, 4] als potentielle biologische sowie «kulturelle» Rohstoffe für Arzneimittel mit unterschiedlichen Wirkungsspektren) zu entwickeln. Arzneiund Heilpflanzen besitzen nicht nur wie andere Arzneimittel eine relativ kurze, wenngleich mittlerweile auch intensive Geschichte aus dem Labor (naturwissenschaftlicher Forschungsstand). Sie transportieren zudem mannigfaltige Erfahrungen (Überlieferungsbestände), Betrachtungsweisen von Gesundheit und vor allem therapeutische Anregungen aus Jahrhunderten der Anwendung sowie regionalen Medizinsystemen [1]. So ist z.B. Johanniskraut im Vergleich zu seiner Anwendungsgeschichte seit relativ kurzer Zeit als ein Antidepressivum etabliert und zugelassen. Wesentlich länger wurde es umfangreich als Nerven-, Rekonvaleszenzund Konstitutionsmittel gebraucht [5]. Der damit verbundene, teils vitalistische, teils funktionelle Konstitutionsbegriff (Konstitution als Mischung aus abwehrender Energie und rezeptiver Kraft) und die therapeutische Intention (Versuch der Mobilisierung körperlicher, aber auch psychischer Energien) finden keine konventionelle krankheitsspezifische Entsprechung. Trotzdem sind diese Gesichtspunkte, die für eine Vielzahl pflanzlicher Heilmittel zutreffen, für moderne Behandlungen fruchtbar. Die Entwicklung zulassungsreifer Arzneimittel gehorcht keineswegs nur einem therapeutischen Imperativ, sondern mindestens genauso intensiv wirtschaftlichen Erwartungen und politisch beförderten regulatorischen Vorgaben. Wesentlicher schwieriger ist noch die Situation für zum Teil bereits seit Jahrzehnten global – und damit auch z.B. in Europa – eingenommene Produkte aus Arzneiund Heilpflanzen anderer, nichtwestlicher Medizinsysteme (z.B. in Form irgendwelcher «Ergänzungsmittel» [6, 7]). Die gerne und scheinbar kritisch, oft gebetsmühlenhaft wiederholten Forderungen, solche pflanzlichen Mittel sollten materiell und ideologisch aus-
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