{"title":"Research Integrity","authors":"C. Kopkow, T. Braun","doi":"10.1055/a-2025-5225","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Nachdem im ersten Editorial zum Thema Forschungsintegrität (Research Integrity) in Heft 01/23 der physioscience verantwortungsvolle Forschungspraktiken thematisiert wurden [1], wird in diesem zweiten Editorial das Thema Open Science fokussiert. Dabei geht es auch darum, wie und wo Forschungsergebnisse veröffentlicht werden. In der „UNESCO Recommendation on Open Science“ wird Open Science als ein neues Paradigma dargestellt, das auf den wesentlichen Grundsätzen der akademischen Freiheit, der Integrität der Forschung und der wissenschaftlichen Exzellenz aufbaut [2]. Open Science integriert demnach die Praktiken der Reproduzierbarkeit, Transparenz, des Austauschs und der Zusammenarbeit im wissenschaftlichen Betrieb, die sich aus der zunehmenden Öffnung wissenschaftlicher Inhalte, Werkzeuge und Prozesse ergeben [2]. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) versteht unter Open Science, „dass wissenschaftliche Praktiken und Prozesse etabliert oder gestaltet werden, um Forschungsergebnisse langfristig offen zugänglich zu machen und damit die bessere Nutzbarkeit durch die Wissenschaft selbst und andere Akteure zu gewährleisten“ [3]. Obwohl Open Science ein viel genutzter Begriff ist, wird unter diesem eine Vielzahl an Konzepten und Verhaltensweisen zusammengefasst. Im Zusammenhang mit Open Science veröffentlichen Wissenschaftler*innen neben den Ergebnissen auch verschiedene Schritte auf dem Weg zu diesen Ergebnissen. Insofern machen Wissenschaftler*innen ihre Arbeit nachvollziehbar und überprüfbar, womit die Dissemination von Forschungsergebnissen ein wesentlicher Bestandteil von Open Science ist [4]. Mit Open Science wird die etablierte Art und Weise, was als Ergebnis im wissenschaftlichen Kontext zählt, verändert. Das geschieht auch durch die Veröffentlichung von Studienprotokollen, die Registrierung von Studien, die Veröffentlichung von Datenanalyseplänen und des genutzten Codes zur Datenanalyse, die Veröffentlichung von Datensets und Metadaten sowie die rasche und frei zugängliche Veröffentlichung von Forschungsergebnissen als Preprint [4]. Idealerweise münden alle diese Prozesse in eine Open-Access-Publikation mit unverblindeten PeerReview-Verfahren [4]. Open-Science-Praktiken spielen auch bei der Bewertung von individuellen und institutionellen Wissenschaftsleistungen eine Rolle bzw. deren Bedeutung wird zukünftig weiter zunehmen. Vielfach ist es momentan gängige Praxis, Wissenschaftler*innen anhand der Anzahl ihrer Publikation und eingeworbener Drittmitteln zu bewerten und zu belohnen, nicht jedoch für die Veröffentlichung von z. B. Daten und Codes [5]. Bisher sind insbesondere Publikationen und Drittmittel entscheidend für die Weiterbeschäftigung oder Entfristung bei befristeten Arbeitsverhältnissen, für die Einwerbung (weiterer) Drittmittel oder die Berufung auf eine Professur. Ein Mehrwert für Wissenschaftler*innen, neben der Publikation ihrer wissenschaftlichen Ergebnisse in einer Fachzeitschrift, weitere Aspekte ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit zur Verfügung zu stellen, ergibt sich im derzeitigen System nicht per se auf individueller Ebene. Im Gegenteil, Wissenschaftler*innen müssen Zeit investieren, um sorgfältig und nachvollziehbar die verschiedenen Schritte ihrer wissenschaftlichenTätigkeit aufzubereiten und zur Verfügung zu stellen. Insbesondere die Fokussierung auf die Anzahl an Publikation von Beiträgen in Fachzeitschriften im Wissenschaftssystem hat zu Missständen geführt und sich zu einem lukrativen und unlauteren Geschäftsmodell entwickelt. Sogenannte „Raubtierverlage“ und „Predatory Journals“ sind Auswüchse dieses Systems und untergraben die Integrität, Qualität und Glaubwürdigkeit von Wissenschaft [6]. Dabei sind Predatory Journals nicht immer direkt als solche erkennbar und eine einheitliche Definition existiert nicht [7], obwohl unlängst charakterisierende Kriterien konsentiert wurden [8]. Im Vergleich zu seriösen Zeitschriften lassen sich Predatory Journals u. a. daran erkennen, Prof. Dr. Tobias Braun Prof. Dr. Christian Kopkow Editorial","PeriodicalId":41765,"journal":{"name":"Physioscience","volume":"46 9","pages":"49 - 51"},"PeriodicalIF":0.4000,"publicationDate":"2023-05-17","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"1","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Physioscience","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1055/a-2025-5225","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q4","JCRName":"REHABILITATION","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Nachdem im ersten Editorial zum Thema Forschungsintegrität (Research Integrity) in Heft 01/23 der physioscience verantwortungsvolle Forschungspraktiken thematisiert wurden [1], wird in diesem zweiten Editorial das Thema Open Science fokussiert. Dabei geht es auch darum, wie und wo Forschungsergebnisse veröffentlicht werden. In der „UNESCO Recommendation on Open Science“ wird Open Science als ein neues Paradigma dargestellt, das auf den wesentlichen Grundsätzen der akademischen Freiheit, der Integrität der Forschung und der wissenschaftlichen Exzellenz aufbaut [2]. Open Science integriert demnach die Praktiken der Reproduzierbarkeit, Transparenz, des Austauschs und der Zusammenarbeit im wissenschaftlichen Betrieb, die sich aus der zunehmenden Öffnung wissenschaftlicher Inhalte, Werkzeuge und Prozesse ergeben [2]. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) versteht unter Open Science, „dass wissenschaftliche Praktiken und Prozesse etabliert oder gestaltet werden, um Forschungsergebnisse langfristig offen zugänglich zu machen und damit die bessere Nutzbarkeit durch die Wissenschaft selbst und andere Akteure zu gewährleisten“ [3]. Obwohl Open Science ein viel genutzter Begriff ist, wird unter diesem eine Vielzahl an Konzepten und Verhaltensweisen zusammengefasst. Im Zusammenhang mit Open Science veröffentlichen Wissenschaftler*innen neben den Ergebnissen auch verschiedene Schritte auf dem Weg zu diesen Ergebnissen. Insofern machen Wissenschaftler*innen ihre Arbeit nachvollziehbar und überprüfbar, womit die Dissemination von Forschungsergebnissen ein wesentlicher Bestandteil von Open Science ist [4]. Mit Open Science wird die etablierte Art und Weise, was als Ergebnis im wissenschaftlichen Kontext zählt, verändert. Das geschieht auch durch die Veröffentlichung von Studienprotokollen, die Registrierung von Studien, die Veröffentlichung von Datenanalyseplänen und des genutzten Codes zur Datenanalyse, die Veröffentlichung von Datensets und Metadaten sowie die rasche und frei zugängliche Veröffentlichung von Forschungsergebnissen als Preprint [4]. Idealerweise münden alle diese Prozesse in eine Open-Access-Publikation mit unverblindeten PeerReview-Verfahren [4]. Open-Science-Praktiken spielen auch bei der Bewertung von individuellen und institutionellen Wissenschaftsleistungen eine Rolle bzw. deren Bedeutung wird zukünftig weiter zunehmen. Vielfach ist es momentan gängige Praxis, Wissenschaftler*innen anhand der Anzahl ihrer Publikation und eingeworbener Drittmitteln zu bewerten und zu belohnen, nicht jedoch für die Veröffentlichung von z. B. Daten und Codes [5]. Bisher sind insbesondere Publikationen und Drittmittel entscheidend für die Weiterbeschäftigung oder Entfristung bei befristeten Arbeitsverhältnissen, für die Einwerbung (weiterer) Drittmittel oder die Berufung auf eine Professur. Ein Mehrwert für Wissenschaftler*innen, neben der Publikation ihrer wissenschaftlichen Ergebnisse in einer Fachzeitschrift, weitere Aspekte ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit zur Verfügung zu stellen, ergibt sich im derzeitigen System nicht per se auf individueller Ebene. Im Gegenteil, Wissenschaftler*innen müssen Zeit investieren, um sorgfältig und nachvollziehbar die verschiedenen Schritte ihrer wissenschaftlichenTätigkeit aufzubereiten und zur Verfügung zu stellen. Insbesondere die Fokussierung auf die Anzahl an Publikation von Beiträgen in Fachzeitschriften im Wissenschaftssystem hat zu Missständen geführt und sich zu einem lukrativen und unlauteren Geschäftsmodell entwickelt. Sogenannte „Raubtierverlage“ und „Predatory Journals“ sind Auswüchse dieses Systems und untergraben die Integrität, Qualität und Glaubwürdigkeit von Wissenschaft [6]. Dabei sind Predatory Journals nicht immer direkt als solche erkennbar und eine einheitliche Definition existiert nicht [7], obwohl unlängst charakterisierende Kriterien konsentiert wurden [8]. Im Vergleich zu seriösen Zeitschriften lassen sich Predatory Journals u. a. daran erkennen, Prof. Dr. Tobias Braun Prof. Dr. Christian Kopkow Editorial