{"title":"Buchillustration als Textinterpretation und Literaturkritik im 18 Jahrhundert: Spielarten, Funktionsspektrum, Transformationen","authors":"A. Lütteken","doi":"10.1080/00787191.2022.2172905","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Im Laufe des 18. Jahrhunderts wandelten sich Darstellungsformen und Verwendungszusammenhänge von Buchillustrationen auf markante Weise. Ausgehend von der Überlegung, dass dieser Stil- und Funktionswandel schlaglichtartig auch die Errungenschaften des Zeitalters der Aufklärung selbst erhellt, wird im Beitrag der Emanzipationsprozess des Schauens als sukzessive Befreiung von Bildkonventionen typologisch beschrieben. Das Spektrum reicht dabei von den weit verbreiteten, künstlerisch hochwertigen Klassiker-Illustrationen französischer Prägung über erotische Abbildungen zu libertinistischen Texten bis zur Vergegenwärtigung eines Ovid-Texts bei John Collet und Hogarths Sterne-Interpretation. Letztere belegen zudem die besondere Relevanz von Humor und doppelbödiger Ironie bei der Genese eines individualisierten Literaturverständnisses, das durch die Buchkunst weniger bevormundet als befördert worden ist. In diesem Kontext wird schließlich analysiert, wie durch Bilder angereicherte Texte von bedeutenden Literaturkritikern bewertet wurden: Als substantielle Bereicherung dort, wo das Bild als programmatische poetologische Aussage verstanden wurde, aber auch als Zeichen moralischer Verwerflichkeit von Autor wie Buchkünstler dann, wenn Illustrationen Zweideutig-Frivoles im Text drastisch vereindeutigten, was Lessing als unwürdig verurteilte.","PeriodicalId":53844,"journal":{"name":"OXFORD GERMAN STUDIES","volume":"51 1","pages":"384 - 406"},"PeriodicalIF":0.1000,"publicationDate":"2022-10-02","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"OXFORD GERMAN STUDIES","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1080/00787191.2022.2172905","RegionNum":3,"RegionCategory":"文学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"0","JCRName":"LITERATURE, GERMAN, DUTCH, SCANDINAVIAN","Score":null,"Total":0}
引用次数: 0
Abstract
Im Laufe des 18. Jahrhunderts wandelten sich Darstellungsformen und Verwendungszusammenhänge von Buchillustrationen auf markante Weise. Ausgehend von der Überlegung, dass dieser Stil- und Funktionswandel schlaglichtartig auch die Errungenschaften des Zeitalters der Aufklärung selbst erhellt, wird im Beitrag der Emanzipationsprozess des Schauens als sukzessive Befreiung von Bildkonventionen typologisch beschrieben. Das Spektrum reicht dabei von den weit verbreiteten, künstlerisch hochwertigen Klassiker-Illustrationen französischer Prägung über erotische Abbildungen zu libertinistischen Texten bis zur Vergegenwärtigung eines Ovid-Texts bei John Collet und Hogarths Sterne-Interpretation. Letztere belegen zudem die besondere Relevanz von Humor und doppelbödiger Ironie bei der Genese eines individualisierten Literaturverständnisses, das durch die Buchkunst weniger bevormundet als befördert worden ist. In diesem Kontext wird schließlich analysiert, wie durch Bilder angereicherte Texte von bedeutenden Literaturkritikern bewertet wurden: Als substantielle Bereicherung dort, wo das Bild als programmatische poetologische Aussage verstanden wurde, aber auch als Zeichen moralischer Verwerflichkeit von Autor wie Buchkünstler dann, wenn Illustrationen Zweideutig-Frivoles im Text drastisch vereindeutigten, was Lessing als unwürdig verurteilte.
期刊介绍:
Oxford German Studies is a fully refereed journal, and publishes in English and German, aiming to present contributions from all countries and to represent as wide a range of topics and approaches throughout German studies as can be achieved. The thematic coverage of the journal continues to be based on an inclusive conception of German studies, centred on the study of German literature from the Middle Ages to the present, but extending a warm welcome to interdisciplinary and comparative topics, and to contributions from neighbouring areas such as language study and linguistics, history, philosophy, sociology, music, and art history. The editors are literary scholars, but seek advice from specialists in other areas as appropriate.