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Abstract
Zusammenfassung Seit den ersten bekannt gewordenen Fällen von SARS CoV-2 verbreitete sich das Virus wellenförmig über die ganze Welt. Mit ihm ging auch eine Flut von Erzählungen unterschiedlicher Art viral. Der Beitrag beabsichtigt nicht, einen Überblick über dieses mittlerweile schwer zu überblickende Material zu geben; er versucht stattdessen, das Potential einer sich als kritische Gesellschaftsanalyse verstehenden Erzählforschung in der Auseinandersetzung mit der Pandemie vorzuführen. Dazu werden zunächst die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und mit ihnen verknüpften Diskurse in den Blick genommen. Von da aus frage ich nach unterschiedlich gelagerten Erzählkomplexen, die diesen Rahmenbedingungen und Diskursen entwachsen. Drei davon werden exemplarisch näher betrachtet: Erzählungen können erstens als Ausdruck kollektiver Vorurteile oder Ventil diffuser Ängste gelesen werden; sie können zweitens symbolischer Ausdruck von Spaltungstendenzen innerhalb einer Gesellschaft sein, oder aber drittens machtvolle Instrumente von Großmachtinteressen. Alle drei Ebenen spielen letztlich ineinander bzw. treffen auf der Ebene des alltäglichen Erzählens aufeinander. Wir haben es hier mit einem komplexen, wechselseitigen Beziehungsgefüge zwischen einem Krankheitserreger, den darüber kursierenden Erzählungen und der mit beiden konfrontierten Gesellschaft zu tun.
期刊介绍:
Fabula is a medium of discussion for issues of all kinds which are of interest to international folk narrative research. The journal contains eight divisions: Articles, Minor Contributions, Research Reports and Conference Reports, News, Projects and Queries, Reviews, Bibliographical Notes, and Books Received. Principal themes of the article section are the study of popular narrative traditions in their various forms (fairy tales, legends, jokes and anecdotes, exempla, fables, ballads, etc.), the interrelationship between oral and literary traditions as well as the contemporary genres. Interest focuses on Europe and overseas countries which are influenced by European civilization, but still, there is quite a number of contributions from other culture areas.