{"title":"Normierung von Essen in der Jōdo Shinshū: Zum Verhältnis der Norm zur schulspezifischen Lehrauslegung des Buddhismus","authors":"Markus Rüsch","doi":"10.1515/zfr-2022-0007","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Zusammenfassung Das Verbot des Fleischverzehrs kann als ein besonders zentrales Element buddhistischer Esskonventionen bezeichnet werden. Auch wenn die allmähliche Entwicklung hin zu dieser Regel sowie Abweichungen von ihr bereits häufiger in der Forschung thematisiert wurden, ist der Fleischverzicht nach wie vor eine diskursbestimmende Orientierungsgröße, der gegenüber sich konforme oder abweichende Bräuche positionieren müssen. Die japanischen Buddhismen stellen dabei Prototypen dieses Verhältnisses dar, da der Großteil von Mönchen und Nonnen in der Gegenwart offen das Fleischverzehrverbot nicht einhält. Heißt dies aber allein, dass derartige Teile des Alltags lediglich von einer „buddhistischen“ Seite des Lebens getrennt vorgestellt werden? Innerhalb des Aufsatzes zeige ich, wie die Schule Jōdo Shinshū eine eigene Normierung der Handhabung und des Verspeisens von Essen entwickelt hat. Diese unterscheidet sich dezidiert von einer fleischlosen und streng ritualisierten Art zu essen, die heute als Diskurselement oder zeitlich begrenzte Praxis noch in den meisten buddhistischen Schulen präsent ist. Anhand einer Untersuchung von dargebotenen Speisen, Mahlzeiten zu besonderen Gelegenheiten sowie Tischgebeten zeige ich, wie diese Normierungen zu einem maßgeblichen Anteil das Buddhismusverständnis der Jōdo Shinshū zum Ausdruck bringt.","PeriodicalId":38422,"journal":{"name":"Zeitschrift fur Religionswissenschaft","volume":"30 1","pages":"84 - 109"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2022-05-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Zeitschrift fur Religionswissenschaft","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/zfr-2022-0007","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q2","JCRName":"Arts and Humanities","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Zusammenfassung Das Verbot des Fleischverzehrs kann als ein besonders zentrales Element buddhistischer Esskonventionen bezeichnet werden. Auch wenn die allmähliche Entwicklung hin zu dieser Regel sowie Abweichungen von ihr bereits häufiger in der Forschung thematisiert wurden, ist der Fleischverzicht nach wie vor eine diskursbestimmende Orientierungsgröße, der gegenüber sich konforme oder abweichende Bräuche positionieren müssen. Die japanischen Buddhismen stellen dabei Prototypen dieses Verhältnisses dar, da der Großteil von Mönchen und Nonnen in der Gegenwart offen das Fleischverzehrverbot nicht einhält. Heißt dies aber allein, dass derartige Teile des Alltags lediglich von einer „buddhistischen“ Seite des Lebens getrennt vorgestellt werden? Innerhalb des Aufsatzes zeige ich, wie die Schule Jōdo Shinshū eine eigene Normierung der Handhabung und des Verspeisens von Essen entwickelt hat. Diese unterscheidet sich dezidiert von einer fleischlosen und streng ritualisierten Art zu essen, die heute als Diskurselement oder zeitlich begrenzte Praxis noch in den meisten buddhistischen Schulen präsent ist. Anhand einer Untersuchung von dargebotenen Speisen, Mahlzeiten zu besonderen Gelegenheiten sowie Tischgebeten zeige ich, wie diese Normierungen zu einem maßgeblichen Anteil das Buddhismusverständnis der Jōdo Shinshū zum Ausdruck bringt.