{"title":"Camilla und die Parodie der Aristie in Vergils Aeneis 11.648–724","authors":"M. Baumbach","doi":"10.1515/anab-2019-0003","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Aus rezeptionsgeschichtlicher Perspektive hat Vergils literarische Gestaltung der Camilla eine außergewöhnliche Karriere gemacht: Angefangen bei ihren frühesten Deutungen durch Donat und Hieronymus, der sie in seiner Schrift Adversus Jovinianum (41,306 BD) als virgo virilis zum Inbegriff der heroischen Jungfrau stilisiert, über Dante, Boccaccio, Tasso und die philologische Kommentartradition bis hin zur modernen Vergilforschung wird Camilla fast einhellig als exemplum für ein tragisches Heldenschicksal gewertet1 und in ihrem Wirken bzw. in der Wirkungsabsicht dieser Figur positiv beurteilt: So zählt Otto Schönberger Camilla zu den «leuchtenden, unvergeßlichen Frauengestalten Vergils» (180),2 Thomas Köves-Zulauf spricht davon, dass Vergil mit Camilla «das Ziel erreicht hat, den kriegerischen Jungfrauen Uritaliens ein unvergleichliches Denkmal zu setzen, das in der lateinischen Literatur seinesgleichen sucht»,3 und Lee Fratantuono geht sogar von einer persönlichen Affinität Vergils zu seiner Figur aus: «Vergil was laying the groundwork for the dramatic entrance of this young woman for whom he feels a fondness he does not try to conceal.»4 Diese Bewertungen stützen sich sowohl auf die Schilderung des außergewöhnlichen Werdegangs in Camillas Kindheitsgeschichte (11.535–90) mit seiner Funktion, «die vor der Aeneis nicht bekannte, neu geschaffene Gestalt der Camilla wahrscheinlich zu machen»,5 als auch besonders auf ihr Eingreifen in die Kämpfe während ihrer so genannten Aristie (11.648–724).6 Fragt man jedoch nach der narrativen Funktion der Figur in der Aeneis, so fällt auf, dass ihre späte Einführung am Ende des Italerkatalogs (7.803–817) keineswegs kli maktisch als Verweis auf ihre spätere Bedeutung für das Kampfgeschehen gewertet werden darf, im Gegenteil: Camilla stößt mit ihrem Gefolge zu Turnus, nachdem dieser schon Anweisungen für Messapus und seine Reiterei gegeben hatte (11.463–467), die auch nach Camillas Auftritt nicht entscheidend geändert werden (11.517–519). Turnus verfolgt seinen Schlachtplan unabhängig von Camillas eigenen Kampfesvorstellungen und weist ihr lediglich neben anderen eine Position als Führerin beim Angriff auf die etruskische Reiterei zu (ducis et","PeriodicalId":42033,"journal":{"name":"ANTIKE UND ABENDLAND","volume":"65-66 1","pages":"56 - 69"},"PeriodicalIF":0.1000,"publicationDate":"2020-09-10","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/anab-2019-0003","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"ANTIKE UND ABENDLAND","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/anab-2019-0003","RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"0","JCRName":"CLASSICS","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Aus rezeptionsgeschichtlicher Perspektive hat Vergils literarische Gestaltung der Camilla eine außergewöhnliche Karriere gemacht: Angefangen bei ihren frühesten Deutungen durch Donat und Hieronymus, der sie in seiner Schrift Adversus Jovinianum (41,306 BD) als virgo virilis zum Inbegriff der heroischen Jungfrau stilisiert, über Dante, Boccaccio, Tasso und die philologische Kommentartradition bis hin zur modernen Vergilforschung wird Camilla fast einhellig als exemplum für ein tragisches Heldenschicksal gewertet1 und in ihrem Wirken bzw. in der Wirkungsabsicht dieser Figur positiv beurteilt: So zählt Otto Schönberger Camilla zu den «leuchtenden, unvergeßlichen Frauengestalten Vergils» (180),2 Thomas Köves-Zulauf spricht davon, dass Vergil mit Camilla «das Ziel erreicht hat, den kriegerischen Jungfrauen Uritaliens ein unvergleichliches Denkmal zu setzen, das in der lateinischen Literatur seinesgleichen sucht»,3 und Lee Fratantuono geht sogar von einer persönlichen Affinität Vergils zu seiner Figur aus: «Vergil was laying the groundwork for the dramatic entrance of this young woman for whom he feels a fondness he does not try to conceal.»4 Diese Bewertungen stützen sich sowohl auf die Schilderung des außergewöhnlichen Werdegangs in Camillas Kindheitsgeschichte (11.535–90) mit seiner Funktion, «die vor der Aeneis nicht bekannte, neu geschaffene Gestalt der Camilla wahrscheinlich zu machen»,5 als auch besonders auf ihr Eingreifen in die Kämpfe während ihrer so genannten Aristie (11.648–724).6 Fragt man jedoch nach der narrativen Funktion der Figur in der Aeneis, so fällt auf, dass ihre späte Einführung am Ende des Italerkatalogs (7.803–817) keineswegs kli maktisch als Verweis auf ihre spätere Bedeutung für das Kampfgeschehen gewertet werden darf, im Gegenteil: Camilla stößt mit ihrem Gefolge zu Turnus, nachdem dieser schon Anweisungen für Messapus und seine Reiterei gegeben hatte (11.463–467), die auch nach Camillas Auftritt nicht entscheidend geändert werden (11.517–519). Turnus verfolgt seinen Schlachtplan unabhängig von Camillas eigenen Kampfesvorstellungen und weist ihr lediglich neben anderen eine Position als Führerin beim Angriff auf die etruskische Reiterei zu (ducis et
在启示历史上弗尼尔的文学作品她是出了名的从最早的历法Donat并哲罗姆,把它变成文字Adversus Jovinianum(41.306 4:39)当处女座礼服堪称英雄处女风格化的但丁Boccaccio塔索和philologische Kommentartradition到现代Vergilforschung将卡米拉几乎一致认为作为一个悲剧性的exemplum Heldenschicksal gewertet1或者说Wirkungsabsicht)似乎在她这个角色积极评价:卡米拉是奥托Schönberger«不过如此鲜艳,unvergeßlichen Frauengestalten Vergils»(180),2托马斯Köves-Zulauf说,Vergil把卡米拉«进场的处女Uritaliens一件绝世纪念碑、拉丁文学的风貌的»,3和李甚至私人Vergils关系会Fratantuono走向他的角色:«Vergil什么艺术laying the groundwork for the entrance of this young女for主feels a fondness金婚去困境并尽力去conceal .»4这些评估基础业务方面的特殊事实不符的Camillas Kindheitsgeschichte(11.535-90)和他的功能,«Aeneis不为人所知、新近成立的国家形象,卡米拉可能»,5时也特别影响到干预科索沃战争期间对其所谓Aristie .6 (11.648-724)但如果问人物叙事功能后Aeneis非常注意到你的晚期引入Italerkatalogs末(7.803-817)绝不kli maktisch被算作对归附的援引其后来的影响力不能以恰恰相反,卡米拉,之后就带着她的随从Turnus已指示给Messapus和他的琐事(11.463-467)也有Camillas此后不会改变至关重要(11.517-519).达努斯并不遵循卡蜜拉的战斗理念,而是把自己的战斗计划延伸到一处,仅仅是带领他们去攻击埃特鲁里亚的牛仔。
期刊介绍:
The ANTIKE UND ABENDLAND yearbook was founded immediately after the Second World War by Bruno Snell as a forum for interdisciplinary discussion of topics from Antiquity and the history of their later effects. The Editorial Board contains representatives from the disciplines of Classical Studies, Ancient History, Germanic Studies, Romance Studies and English Studies. Articles are published on classical literature and its reception, the history of science, Greek myths, classical mythology and its European heritage; in addition, there are contributions on Ancient history, art, philosophy, science, religion and their significance for the history of European culture and thought.