{"title":"Frühneuzeitliche Konfessionskultur(en): Stand und Zukunft eines Konzepts","authors":"Birgit Emich, Matthias Pohlig","doi":"10.14315/arg-2018-1090114","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Während die Konfessionalisierungsdebatte der 1980er und 1990er Jahre vor allem die sozialen und politischen Effekte der konfessionellen Formierung des 16. und 17. Jahrhunderts im Blick hatte und auf strukturgeschichtliche Parallelen zwischen den drei großen Konfessionen Katholizismus, Luthertum und Calvinismus abhob, konzentriert sich die jüngere Forschung stärker auf Bruchstellen der Konfessionalisierung und auf deren kulturelle Dimension und Konsequenzen. In diesem Zusammenhang hat Thomas Kaufmann in den 1990er Jahren am Beispiel des Luthertums den Begriff der „Konfessionskultur(en)“ lanciert. Verstanden als „Formungsprozeß einer bestimmten, bekenntnisgebundenen Auslegungsgestalt des christlichen Glaubens in die vielfältigen lebensweltlichen Ausprägungen und Kontexte hinein“, interessiert sich das Konzept der Konfessionskultur wieder stärker für die spezifischen, nicht nur religiösen, sondern auch sozialen und kulturellen ‚Propria‘ der einzelnen Konfessionen, ihre Selbstwahrnehmung und Selbstdeutung. Das Konzept der Konfessionskultur ist vor dem Hintergrund des wachsenden Interesses für die „Durchdringung von Konfession und Lebenswelt“ breit rezipiert worden. Man kann sogar behaupten: Im Zeichen der kulturalistischen Wende hat der Begriff der Konfessionskultur das Konfessionalisierungsparadigma nahezu abgelöst. Kaufmanns Postulat, konfessionelle Identität sei „kontextuelle Identität“, macht dabei den Begriff auch für nicht-theologische Religionshistoriker höchst anschlussfähig. Dennoch blieb und bleibt er defini-","PeriodicalId":42621,"journal":{"name":"ARCHIV FUR REFORMATIONSGESCHICHTE-ARCHIVE FOR REFORMATION HISTORY","volume":"109 1","pages":"373 - 374"},"PeriodicalIF":0.1000,"publicationDate":"2018-09-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"ARCHIV FUR REFORMATIONSGESCHICHTE-ARCHIVE FOR REFORMATION HISTORY","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.14315/arg-2018-1090114","RegionNum":2,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q4","JCRName":"HISTORY","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Während die Konfessionalisierungsdebatte der 1980er und 1990er Jahre vor allem die sozialen und politischen Effekte der konfessionellen Formierung des 16. und 17. Jahrhunderts im Blick hatte und auf strukturgeschichtliche Parallelen zwischen den drei großen Konfessionen Katholizismus, Luthertum und Calvinismus abhob, konzentriert sich die jüngere Forschung stärker auf Bruchstellen der Konfessionalisierung und auf deren kulturelle Dimension und Konsequenzen. In diesem Zusammenhang hat Thomas Kaufmann in den 1990er Jahren am Beispiel des Luthertums den Begriff der „Konfessionskultur(en)“ lanciert. Verstanden als „Formungsprozeß einer bestimmten, bekenntnisgebundenen Auslegungsgestalt des christlichen Glaubens in die vielfältigen lebensweltlichen Ausprägungen und Kontexte hinein“, interessiert sich das Konzept der Konfessionskultur wieder stärker für die spezifischen, nicht nur religiösen, sondern auch sozialen und kulturellen ‚Propria‘ der einzelnen Konfessionen, ihre Selbstwahrnehmung und Selbstdeutung. Das Konzept der Konfessionskultur ist vor dem Hintergrund des wachsenden Interesses für die „Durchdringung von Konfession und Lebenswelt“ breit rezipiert worden. Man kann sogar behaupten: Im Zeichen der kulturalistischen Wende hat der Begriff der Konfessionskultur das Konfessionalisierungsparadigma nahezu abgelöst. Kaufmanns Postulat, konfessionelle Identität sei „kontextuelle Identität“, macht dabei den Begriff auch für nicht-theologische Religionshistoriker höchst anschlussfähig. Dennoch blieb und bleibt er defini-