Animals, Machines, and AI: On Human and Non-Human Emotions in Modern German Cultural History. Edited by Erika Quinn and Holly Yanacek. Berlin: De Gruyter, 2022. ix + 249 pages + 4 b/w and 5 color images. $102.99 hardcover or eBook.
{"title":"Animals, Machines, and AI: On Human and Non-Human Emotions in Modern German Cultural History. Edited by Erika Quinn and Holly Yanacek. Berlin: De Gruyter, 2022. ix + 249 pages + 4 b/w and 5 color images. $102.99 hardcover or eBook.","authors":"J. M. William","doi":"10.3368/m.115.2.281","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"der damit tief verbundenen Erzählung Kassandra von Christa Wolf. Dieser Verweis ist gut und wichtig, denn sowohl bei Suttner als auch bei Wolf geht es um die Entlarvung von patriarchalischen Machtstrukturen. Der Beitrag ist in vieler Hinsicht hochaktuell. Die Kriege, die als Grundlage für Die Waffen nieder! dienen, sind retrospektiv gesehen ganz anderer Natur als die zwei Weltkriege des 20. Jahrhunderts und die daraus resultierende Zeit des Kalten Krieges. Dennoch drängen sich hier wichtige Fragen im Anschluss auf: Was würde Suttner wohl zur (durchaus rationalen) westlichen Logik im Ukrainekrieg sagen, dass mehr Waffenlieferungen zu einem schnelleren Frieden führen können? Würde Suttner im Angesicht moderner Kriegsführung und Kriegslogik ihr pazifistisches Denken hinterfragen? Würde das Recht auf Selbstverteidigung Suttners allgemeine Argumente gegen den Krieg schwächen? Ist der Pazifismus gar passé? Wie hat sich die Rolle der Frauen im Krieg verändert? Ganz gleich, wie man diese Fragen beantwortet, Nagelschmidts Beitrag regt zum Nachdenken an, passt zudem ausgezeichnet in die Krisenhaftigkeit unserer Zeit und bietet eine Gelegenheit, einen fast 140 Jahre alten Text vor dem Hintergrund bedeutender weltgeschichtlicher Ereignisse zu reexaminieren. Während Utopische und dystopische Weltenentwürfe sich eher an klassische Germanist_innen wendet, ist Utopien und Dystopien methodologisch viel weiter gefasst und damit von Interesse für eine breitere kulturgeschichtlich interessierte Leserschaft. Utopien und Dystopien ist insofern auch schwerer im Bereich der Germanistik zu verorten, da hier viele Quellen (wie literarische Texte und Filme) aus dem angelsächsischen/amerikanischen Kulturraum stammen. Die traditionellere Herangehensweise von Utopische und dystopische Weltenentwürfe belohnt jedoch mit einer sorgfältigeren Organisation und Planung, die durchdachter wirkt, während den Beiträgen in Utopien und Dystopien das Vortraghafte anzumerken ist. In beiden Bänden erfolgt zudem eine wertvolle methodologische Auseinandersetzung mit dem Genrebegriff des Utopischen und Dystopischen. Hier wird, ganz zu Recht, auch der Begriff der AntiUtopie als Gegenentwurf zur Utopie präsentiert, der dennoch nicht mit Dystopie gleichzusetzen ist: ,,Im Kern ist die Anti-Utopie aber zutiefst pessimistisch und fortschrittsfeindlich, während Utopie und Dystopie die Hoffnung auf bessere soziale Verhältnisse eingeschrieben ist.“ (Franz Kröber, Utopien und Dystopien 76–77) Trotz der erwähnten kleinen konzeptionellen Schwächen und Ungereimtheiten in der Beitragsauswahl haben beide Bände den Finger am Puls unserer bewegten Zeit und bieten wertvolle Anknüpfungspunkte innerhalb und jenseits der Germanistik.","PeriodicalId":54028,"journal":{"name":"Monatshefte","volume":"115 1","pages":"281 - 286"},"PeriodicalIF":0.1000,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Monatshefte","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.3368/m.115.2.281","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"0","JCRName":"LITERATURE, GERMAN, DUTCH, SCANDINAVIAN","Score":null,"Total":0}
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Abstract
der damit tief verbundenen Erzählung Kassandra von Christa Wolf. Dieser Verweis ist gut und wichtig, denn sowohl bei Suttner als auch bei Wolf geht es um die Entlarvung von patriarchalischen Machtstrukturen. Der Beitrag ist in vieler Hinsicht hochaktuell. Die Kriege, die als Grundlage für Die Waffen nieder! dienen, sind retrospektiv gesehen ganz anderer Natur als die zwei Weltkriege des 20. Jahrhunderts und die daraus resultierende Zeit des Kalten Krieges. Dennoch drängen sich hier wichtige Fragen im Anschluss auf: Was würde Suttner wohl zur (durchaus rationalen) westlichen Logik im Ukrainekrieg sagen, dass mehr Waffenlieferungen zu einem schnelleren Frieden führen können? Würde Suttner im Angesicht moderner Kriegsführung und Kriegslogik ihr pazifistisches Denken hinterfragen? Würde das Recht auf Selbstverteidigung Suttners allgemeine Argumente gegen den Krieg schwächen? Ist der Pazifismus gar passé? Wie hat sich die Rolle der Frauen im Krieg verändert? Ganz gleich, wie man diese Fragen beantwortet, Nagelschmidts Beitrag regt zum Nachdenken an, passt zudem ausgezeichnet in die Krisenhaftigkeit unserer Zeit und bietet eine Gelegenheit, einen fast 140 Jahre alten Text vor dem Hintergrund bedeutender weltgeschichtlicher Ereignisse zu reexaminieren. Während Utopische und dystopische Weltenentwürfe sich eher an klassische Germanist_innen wendet, ist Utopien und Dystopien methodologisch viel weiter gefasst und damit von Interesse für eine breitere kulturgeschichtlich interessierte Leserschaft. Utopien und Dystopien ist insofern auch schwerer im Bereich der Germanistik zu verorten, da hier viele Quellen (wie literarische Texte und Filme) aus dem angelsächsischen/amerikanischen Kulturraum stammen. Die traditionellere Herangehensweise von Utopische und dystopische Weltenentwürfe belohnt jedoch mit einer sorgfältigeren Organisation und Planung, die durchdachter wirkt, während den Beiträgen in Utopien und Dystopien das Vortraghafte anzumerken ist. In beiden Bänden erfolgt zudem eine wertvolle methodologische Auseinandersetzung mit dem Genrebegriff des Utopischen und Dystopischen. Hier wird, ganz zu Recht, auch der Begriff der AntiUtopie als Gegenentwurf zur Utopie präsentiert, der dennoch nicht mit Dystopie gleichzusetzen ist: ,,Im Kern ist die Anti-Utopie aber zutiefst pessimistisch und fortschrittsfeindlich, während Utopie und Dystopie die Hoffnung auf bessere soziale Verhältnisse eingeschrieben ist.“ (Franz Kröber, Utopien und Dystopien 76–77) Trotz der erwähnten kleinen konzeptionellen Schwächen und Ungereimtheiten in der Beitragsauswahl haben beide Bände den Finger am Puls unserer bewegten Zeit und bieten wertvolle Anknüpfungspunkte innerhalb und jenseits der Germanistik.