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Abstract
Um die Wende zum 20. Jahrhundert stromten Emigranten in die europaischen Gros- und Hauptstadte, die entweder als Niederlassungsort ersehnt oder als Durchgangsstation gedacht und erlebt wurden. So wurde Berlin fur die ostjudische, jiddischsprachige Emigration, die zur „Goldenen Medine“ (dem Goldenen Land Amerika) unterwegs war, ein Transitort, wo „Halbasien“ (der ostliche Teil der osterreichisch-ungarischen Doppelmonarchie, in dem von Karl Emil Franzos verwendeten Begriff) auf den ‚zivilisierten‘ Westen sties. Die Folgen davon waren eine veranderte Topografie und die Schaffung neuer temporarer, transitorischer Raume – Heterotopien. Eine vielseitige jiddische Literatur entstand, die sich mit diesem Phanomen befasst. In ihr wird versucht, diesen Strom fur eine Weile aufzuhalten, die Beruhrungspunkte zwischen Ost und West in den Blickpunkt zu rucken, sich wandelnde Identitaten zu erfassen, das Hin- und Her anhand der Errungenschaften der Technik – Zuge und Bahnhofe –, welche diese westwarts gerichtete Bewegung fordern, zu illustrieren. Als Ausgangspunkt der Wahrnehmung und der steten Modernitat des Emigrationsprozesses steht Josef Roths meisterhaft geschilderter Essay Juden auf Wanderschaft (1927), der von einem Autor stammt, welcher in sich beide antinomischen Elemente, den Osten und den Westen, zu einem dynamischen Hybriditatsfaktor vereinigte.