{"title":"Zu diesem Heft","authors":"C. Böttrich","doi":"10.14315/vf-2020-650103","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Das zarte Pflänzchen des christlich-jüdischen Gesprächs, Anfang der 1960er Jahre im geschützten Klima des Kirchentages aufgezogen und dann im steinigen Boden kirchlicher Wirklichkeit ausgewildert, ist mit den Jahren gewachsen und zunehmend kräftiger geworden. Dennoch bedarf es nach wie vor der sorgfältigen Pflege. Bis es zu einem starken, an den Wasserbächen theologischer Arbeit gepflanztem Baum wird, der Frucht bringt und grünt, braucht es wohl noch einige Zeit. Das kann auch gar nicht verwundern, denn gemessen an gut 1900 Jahren der »Vergegnung« sind die gerade einmal 60 Jahre eines Dialoges, der diesen Namen auch verdient, noch immer eine kurze Zeit. Woran es zwischen Christen und Juden all die Jahrhunderte hindurch gefehlt hatte, wurde erst nach der Shoa schmerzhaft bewusst. Das Unkraut der sog. »Substitutionstheorie«, das vom 2. Jh. an im Garten der christlichen Theologie aufwuchs, erstickte vieles von dem klaren und einfachen »Wort«, das schon immer in den Schriften des Neuen Testaments zu lesen war. Es bedurfte deshalb für den Lernprozess in der zweiten Hälfte des 20. Jh. auch keiner neuen Offenbarung, sondern vor allem eines neuen, freien Blickes. Die tief eingewurzelte »Enterbungslehre« und der stetig genährte Antijudaismus mussten nicht nur an ihren Wucherungen, sondern an der Wurzel gepackt und ausgerissen werden. Das ist inzwischen mit großer Entschlossenheit geschehen.","PeriodicalId":23704,"journal":{"name":"Verkündigung und Forschung","volume":"11 1","pages":"2 - 4"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-03-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Verkündigung und Forschung","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.14315/vf-2020-650103","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
引用次数: 0
Abstract
Das zarte Pflänzchen des christlich-jüdischen Gesprächs, Anfang der 1960er Jahre im geschützten Klima des Kirchentages aufgezogen und dann im steinigen Boden kirchlicher Wirklichkeit ausgewildert, ist mit den Jahren gewachsen und zunehmend kräftiger geworden. Dennoch bedarf es nach wie vor der sorgfältigen Pflege. Bis es zu einem starken, an den Wasserbächen theologischer Arbeit gepflanztem Baum wird, der Frucht bringt und grünt, braucht es wohl noch einige Zeit. Das kann auch gar nicht verwundern, denn gemessen an gut 1900 Jahren der »Vergegnung« sind die gerade einmal 60 Jahre eines Dialoges, der diesen Namen auch verdient, noch immer eine kurze Zeit. Woran es zwischen Christen und Juden all die Jahrhunderte hindurch gefehlt hatte, wurde erst nach der Shoa schmerzhaft bewusst. Das Unkraut der sog. »Substitutionstheorie«, das vom 2. Jh. an im Garten der christlichen Theologie aufwuchs, erstickte vieles von dem klaren und einfachen »Wort«, das schon immer in den Schriften des Neuen Testaments zu lesen war. Es bedurfte deshalb für den Lernprozess in der zweiten Hälfte des 20. Jh. auch keiner neuen Offenbarung, sondern vor allem eines neuen, freien Blickes. Die tief eingewurzelte »Enterbungslehre« und der stetig genährte Antijudaismus mussten nicht nur an ihren Wucherungen, sondern an der Wurzel gepackt und ausgerissen werden. Das ist inzwischen mit großer Entschlossenheit geschehen.