{"title":"Grußwort","authors":"Meine Damen","doi":"10.1515/9783839408346-001","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Wie sorgt ein Wissenschaftler für seine eigene memoria , für sein eigenes Weiterleben? Indem er ein Werk schafft, das über alle Moden und Trends hinaus Grundlage für Erkenntnis ist und bleibt. Hermann Dessau hatte vermutlich nicht im Sinn, sich ein unvergleichliches Denkmal nach seinem Tod zu schaffen, als er 1892 den ersten Band seiner Inscriptiones Latinae Selectae veröffentlichte. Er war damals eben 36 Jahre alt. Doch wenn heute ein Grundlagenwerk des 19. Jhs. noch – fast – jedem Studenten der Geschichtswissenschaft vertraut ist, dann ist es eben ‘der Dessau’. So ist sein Name in aller Munde und seine 5 Bände sind in aller Hände. Dabei stand Hermann Dessau für lange Zeit seines Lebens im Schatten Mommsens, dem allmächtigen Übervater unserer Wissenschaften im 19. und auch noch im beginnenden 20. Jh. Vor wenigen Jahren wurde die Wiederkehr von Mommsens Tod gerade hier in Berlin mit großem Aufwand begangen – zu Recht, wie niemand leugnen kann. Dass aber heute, 150 Jahre nach Dessaus Geburt, zur Erinnerung an ihn im Rahmen der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ein Kolloquium über seine Persönlichkeit und sein Werk abgehalten wird, ist nicht weniger richtig, ja sogar erforderlich. Denn bei aller Monumentalität Mommsens: Er hätte seine Ideen nicht umsetzen können, wenn es nicht neben ihm und nach ihm Persönlichkeiten gegeben hätte, die seine Ideen hätten konkret werden lassen. Dessau ist eine dieser Persönlichkeiten. Zwei der ganz großen Unternehmungen dieser Akademie, das CIL und die PIR, wären ohne ihn nicht das geworden, was sie heute, zu Beginn des 21. Jhs., sind. Sie verdanken Dessau in Konzeption und in Einzeldurchführung Essentielles. Dessau wäre stolz, wenn er sehen könnte, wie das CIL in den letzten drei Jahrzehnten einen neuen Impuls bekommen hat und in modernerer Form, aber gleicher Qualität, sein Werk fortsetzt. Er wäre wohl eher traurig, wenn er auf die PIR sähe, deren zweite Auflage ja gerade auf seine Initiative zurückgeht, auch wenn er deren ersten Band nicht mehr erlebt hat. Dass die PIR am Ende dieses Jahres nicht mehr offizieller Teil des Programms dieser Akademie sein wird, ob-","PeriodicalId":326172,"journal":{"name":"Wissensproduktion und Wissenstransfer","volume":"56 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2008-12-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Wissensproduktion und Wissenstransfer","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/9783839408346-001","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
Wie sorgt ein Wissenschaftler für seine eigene memoria , für sein eigenes Weiterleben? Indem er ein Werk schafft, das über alle Moden und Trends hinaus Grundlage für Erkenntnis ist und bleibt. Hermann Dessau hatte vermutlich nicht im Sinn, sich ein unvergleichliches Denkmal nach seinem Tod zu schaffen, als er 1892 den ersten Band seiner Inscriptiones Latinae Selectae veröffentlichte. Er war damals eben 36 Jahre alt. Doch wenn heute ein Grundlagenwerk des 19. Jhs. noch – fast – jedem Studenten der Geschichtswissenschaft vertraut ist, dann ist es eben ‘der Dessau’. So ist sein Name in aller Munde und seine 5 Bände sind in aller Hände. Dabei stand Hermann Dessau für lange Zeit seines Lebens im Schatten Mommsens, dem allmächtigen Übervater unserer Wissenschaften im 19. und auch noch im beginnenden 20. Jh. Vor wenigen Jahren wurde die Wiederkehr von Mommsens Tod gerade hier in Berlin mit großem Aufwand begangen – zu Recht, wie niemand leugnen kann. Dass aber heute, 150 Jahre nach Dessaus Geburt, zur Erinnerung an ihn im Rahmen der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ein Kolloquium über seine Persönlichkeit und sein Werk abgehalten wird, ist nicht weniger richtig, ja sogar erforderlich. Denn bei aller Monumentalität Mommsens: Er hätte seine Ideen nicht umsetzen können, wenn es nicht neben ihm und nach ihm Persönlichkeiten gegeben hätte, die seine Ideen hätten konkret werden lassen. Dessau ist eine dieser Persönlichkeiten. Zwei der ganz großen Unternehmungen dieser Akademie, das CIL und die PIR, wären ohne ihn nicht das geworden, was sie heute, zu Beginn des 21. Jhs., sind. Sie verdanken Dessau in Konzeption und in Einzeldurchführung Essentielles. Dessau wäre stolz, wenn er sehen könnte, wie das CIL in den letzten drei Jahrzehnten einen neuen Impuls bekommen hat und in modernerer Form, aber gleicher Qualität, sein Werk fortsetzt. Er wäre wohl eher traurig, wenn er auf die PIR sähe, deren zweite Auflage ja gerade auf seine Initiative zurückgeht, auch wenn er deren ersten Band nicht mehr erlebt hat. Dass die PIR am Ende dieses Jahres nicht mehr offizieller Teil des Programms dieser Akademie sein wird, ob-