{"title":"莎士比亚/布鲁克或流动性","authors":"Georges Banu","doi":"10.14361/9783839402511-014","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Brook ist ein Mann des leeren Raums, des Konzeptionellen, an das er seine gesamte Theaterarbeit bindet. Trotz seines Misstrauens gegenüber Intellektuellen ist hier insbesondere ein »intellektueller« Regisseur als Bezugsgröße zu nennen: Jacques Copeau. Um das Theater zu reformieren, hatte dieser am Beginn des 20. Jahrhunderts eine leere Bühne (»le tréteau nu«) gefordert. Im Zeichen der Zurückweisung szenographischer Dekoration und der Suche nach einer »Dynamik« des Raums ist diese Forderung häufig wieder aufgenommen worden. So versuchten etwa Craig und Appia in diesem Sinne das aufgeführte Werk stets mit einem in Bewegung gesetzten, freien und fließenden Raum zu begleiten: Der eine mit seinen »screens«, der andere mit variablen Bühnenelementen – ganz abgesehen von diversen »Apparaten des Darstellens« (»machines à jouer«), die von Svoboda oder Allio ausgearbeitet worden sind. Dieses kinematographische Unternehmen präsentiert sich zunächst als revolutionärer Weg, der Reaktion fordert: Der Bezug zu einer Immobilität »mentaler Landschaft« wird hergestellt, die insbesondere von Malern entwickelt wurde, deren Werke eine intensive Betrachtung und ein Feststellen des Bildes in der Zeitdauer fordern, oder auch für ein »architektonisch geordnetes Dispositiv« plädiert, das dem Schauspieler in seinem Spiel konkrete Grundlagen zur Verfügung stellt und die dreidimensionale Kohärenz von Körper und Dekor gewährleistet. Im Zentrum der okzidentalen Theaterarbeit hat Brook das Denken des Raums zu einem seiner Hauptdarsteller gemacht.","PeriodicalId":187307,"journal":{"name":"Raum - Dynamik / dynamique de l'espace","volume":"5 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2004-12-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Shakespeare/Brook ou de la fluidité\",\"authors\":\"Georges Banu\",\"doi\":\"10.14361/9783839402511-014\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Brook ist ein Mann des leeren Raums, des Konzeptionellen, an das er seine gesamte Theaterarbeit bindet. Trotz seines Misstrauens gegenüber Intellektuellen ist hier insbesondere ein »intellektueller« Regisseur als Bezugsgröße zu nennen: Jacques Copeau. Um das Theater zu reformieren, hatte dieser am Beginn des 20. Jahrhunderts eine leere Bühne (»le tréteau nu«) gefordert. Im Zeichen der Zurückweisung szenographischer Dekoration und der Suche nach einer »Dynamik« des Raums ist diese Forderung häufig wieder aufgenommen worden. So versuchten etwa Craig und Appia in diesem Sinne das aufgeführte Werk stets mit einem in Bewegung gesetzten, freien und fließenden Raum zu begleiten: Der eine mit seinen »screens«, der andere mit variablen Bühnenelementen – ganz abgesehen von diversen »Apparaten des Darstellens« (»machines à jouer«), die von Svoboda oder Allio ausgearbeitet worden sind. Dieses kinematographische Unternehmen präsentiert sich zunächst als revolutionärer Weg, der Reaktion fordert: Der Bezug zu einer Immobilität »mentaler Landschaft« wird hergestellt, die insbesondere von Malern entwickelt wurde, deren Werke eine intensive Betrachtung und ein Feststellen des Bildes in der Zeitdauer fordern, oder auch für ein »architektonisch geordnetes Dispositiv« plädiert, das dem Schauspieler in seinem Spiel konkrete Grundlagen zur Verfügung stellt und die dreidimensionale Kohärenz von Körper und Dekor gewährleistet. Im Zentrum der okzidentalen Theaterarbeit hat Brook das Denken des Raums zu einem seiner Hauptdarsteller gemacht.\",\"PeriodicalId\":187307,\"journal\":{\"name\":\"Raum - Dynamik / dynamique de l'espace\",\"volume\":\"5 1\",\"pages\":\"0\"},\"PeriodicalIF\":0.0000,\"publicationDate\":\"2004-12-31\",\"publicationTypes\":\"Journal Article\",\"fieldsOfStudy\":null,\"isOpenAccess\":false,\"openAccessPdf\":\"\",\"citationCount\":\"0\",\"resultStr\":null,\"platform\":\"Semanticscholar\",\"paperid\":null,\"PeriodicalName\":\"Raum - Dynamik / dynamique de l'espace\",\"FirstCategoryId\":\"1085\",\"ListUrlMain\":\"https://doi.org/10.14361/9783839402511-014\",\"RegionNum\":0,\"RegionCategory\":null,\"ArticlePicture\":[],\"TitleCN\":null,\"AbstractTextCN\":null,\"PMCID\":null,\"EPubDate\":\"\",\"PubModel\":\"\",\"JCR\":\"\",\"JCRName\":\"\",\"Score\":null,\"Total\":0}","platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Raum - Dynamik / dynamique de l'espace","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.14361/9783839402511-014","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
Brook ist ein Mann des leeren Raums, des Konzeptionellen, an das er seine gesamte Theaterarbeit bindet. Trotz seines Misstrauens gegenüber Intellektuellen ist hier insbesondere ein »intellektueller« Regisseur als Bezugsgröße zu nennen: Jacques Copeau. Um das Theater zu reformieren, hatte dieser am Beginn des 20. Jahrhunderts eine leere Bühne (»le tréteau nu«) gefordert. Im Zeichen der Zurückweisung szenographischer Dekoration und der Suche nach einer »Dynamik« des Raums ist diese Forderung häufig wieder aufgenommen worden. So versuchten etwa Craig und Appia in diesem Sinne das aufgeführte Werk stets mit einem in Bewegung gesetzten, freien und fließenden Raum zu begleiten: Der eine mit seinen »screens«, der andere mit variablen Bühnenelementen – ganz abgesehen von diversen »Apparaten des Darstellens« (»machines à jouer«), die von Svoboda oder Allio ausgearbeitet worden sind. Dieses kinematographische Unternehmen präsentiert sich zunächst als revolutionärer Weg, der Reaktion fordert: Der Bezug zu einer Immobilität »mentaler Landschaft« wird hergestellt, die insbesondere von Malern entwickelt wurde, deren Werke eine intensive Betrachtung und ein Feststellen des Bildes in der Zeitdauer fordern, oder auch für ein »architektonisch geordnetes Dispositiv« plädiert, das dem Schauspieler in seinem Spiel konkrete Grundlagen zur Verfügung stellt und die dreidimensionale Kohärenz von Körper und Dekor gewährleistet. Im Zentrum der okzidentalen Theaterarbeit hat Brook das Denken des Raums zu einem seiner Hauptdarsteller gemacht.