{"title":"5欧洲的社会福利机构:社会服务的机会和风险","authors":"B. Schulte","doi":"10.5771/9783845239965-83","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Zur Stellung und Bedeutung der Freien Wohlfahrtspflege viele Worte zu verlie‐ ren, hieße „Eulen nach Athen“ zu tragen. Die Formulierung vom „sozialstaatli‐ chen Arrangement“ (Franz-Xaver Kaufmann108) verweist begrifflich auf den gewichtigen und wichtigen Anteil, den die Freie Wohlfahrtspflege zur Wohl‐ fahrtsbzw. nach hierzulande nuancierter und präferierter Begrifflichkeit Sozi‐ alstaatlichkeit in Deutschland beiträgt. Sie übernimmt einen Part, der in ande‐ ren europäischen Ländern im Hinblick auf seine sowohl quantitative als auch qualitative Bedeutung keine Entsprechung findet, der zum „Markenkern“ der deutschen Sozialstaatlichkeit gehört und gleichsam deren Alleinstellungsmerk‐ mal ist. Die Wohlfahrtsverbände sind hierzulande große und wichtige Träger von Einrichtungen und Diensten, sind dementsprechend auch Arbeitgeber für viele Beschäftigte und repräsentieren (und in der Vergangenheit dominierten sogar) den Sozialmarkt als Teil des Dienstleitungssektors, der für die Volkswirtschaft insgesamt von zunehmender Relevanz ist. Bei den Trägern sozialer Einrichtun‐ gen und Diensten handelt es sich heute um eine Vielheit und Vielfalt im Wett‐ bewerb agierender sozialer Unternehmen – wobei die Charakterisierung bzw. Identifizierung der wohlfahrtsverbandlichen Akteure als wirtschaftlich agieren‐ de Unternehmen bereits eine aus europarechtlicher Sicht gewichtige Aussage beinhaltet, die da lautet, dass auch auf die heutige gemeinnützige Freie Wohl‐ fahrtspflege grundsätzlich Europäisches Binnenmarkt-, Wettbewerbs-(ein‐ schließlich Beihilfen-) und Vergaberecht Anwendung findet. Die Aktivitäten der Wohlfahrtsverbände im Sozialbereich sind zugleich wesentlicher Teil der sozialen Daseinsvorsorge nach deutscher Begrifflichkeit und deutschem Ver‐ ständnis. Sie beruhen auf dem Bewusstsein um das Angewiesensein des Men‐ schen auf bestimmte Dienstleistungen, das aufgrund der demografischen, tech‐ nologischen, gesundheitlichen, technologischen und gesellschaftlichen Ent‐ 5","PeriodicalId":153518,"journal":{"name":"Die Zukunft des Sozialen - in Europa?","volume":"120 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"5 Die Stellung der Wohlfahrtsverbände in Europa: Chancen und Risiken sozialer Dienstleistungserbringung\",\"authors\":\"B. 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5 Die Stellung der Wohlfahrtsverbände in Europa: Chancen und Risiken sozialer Dienstleistungserbringung
Zur Stellung und Bedeutung der Freien Wohlfahrtspflege viele Worte zu verlie‐ ren, hieße „Eulen nach Athen“ zu tragen. Die Formulierung vom „sozialstaatli‐ chen Arrangement“ (Franz-Xaver Kaufmann108) verweist begrifflich auf den gewichtigen und wichtigen Anteil, den die Freie Wohlfahrtspflege zur Wohl‐ fahrtsbzw. nach hierzulande nuancierter und präferierter Begrifflichkeit Sozi‐ alstaatlichkeit in Deutschland beiträgt. Sie übernimmt einen Part, der in ande‐ ren europäischen Ländern im Hinblick auf seine sowohl quantitative als auch qualitative Bedeutung keine Entsprechung findet, der zum „Markenkern“ der deutschen Sozialstaatlichkeit gehört und gleichsam deren Alleinstellungsmerk‐ mal ist. Die Wohlfahrtsverbände sind hierzulande große und wichtige Träger von Einrichtungen und Diensten, sind dementsprechend auch Arbeitgeber für viele Beschäftigte und repräsentieren (und in der Vergangenheit dominierten sogar) den Sozialmarkt als Teil des Dienstleitungssektors, der für die Volkswirtschaft insgesamt von zunehmender Relevanz ist. Bei den Trägern sozialer Einrichtun‐ gen und Diensten handelt es sich heute um eine Vielheit und Vielfalt im Wett‐ bewerb agierender sozialer Unternehmen – wobei die Charakterisierung bzw. Identifizierung der wohlfahrtsverbandlichen Akteure als wirtschaftlich agieren‐ de Unternehmen bereits eine aus europarechtlicher Sicht gewichtige Aussage beinhaltet, die da lautet, dass auch auf die heutige gemeinnützige Freie Wohl‐ fahrtspflege grundsätzlich Europäisches Binnenmarkt-, Wettbewerbs-(ein‐ schließlich Beihilfen-) und Vergaberecht Anwendung findet. Die Aktivitäten der Wohlfahrtsverbände im Sozialbereich sind zugleich wesentlicher Teil der sozialen Daseinsvorsorge nach deutscher Begrifflichkeit und deutschem Ver‐ ständnis. Sie beruhen auf dem Bewusstsein um das Angewiesensein des Men‐ schen auf bestimmte Dienstleistungen, das aufgrund der demografischen, tech‐ nologischen, gesundheitlichen, technologischen und gesellschaftlichen Ent‐ 5