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{"title":"TBS-DTK-Rezension","authors":"Ulrich Walbrühl, Susanne Weis","doi":"10.1026/0033-3042/a000648","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Free AccessTBS-DTK-RezensionFrankfurter Akkulturationsskala (FRAKK)Ulrich Walbrühl and Susanne WeisUlrich WalbrühlUlrich Walbrühl, Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen, [email protected]Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-WestfalenSearch for more papers by this author and Susanne WeisRheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-LandauSearch for more papers by this authorPublished Online:September 13, 2023https://doi.org/10.1026/0033-3042/a000648PDF ToolsAdd to favoritesDownload CitationsTrack Citations ShareShare onFacebookTwitterLinkedInReddit SectionsMoreFrankfurter Akkulturationsskala (FRAKK)Beschreibung des Tests und seiner diagnostischen ZielsetzungDie Frankfurter Akkulturationsskala (FRAKK) soll die psychologische Akkulturation von Personen, die selbst oder deren Vorfahren in den deutschsprachigen Raum migriert sind, ab dem Alter von 16 Jahren erfassen. Der Selbstbeurteilungsfragebogen erfasst die Subskalen „Orientierung zur Aufnahmekultur“ (AK) und „Orientierung zur Herkunftskultur“ (HK) mit je zehn Items, die auf einer siebenstufigen Skala im Zustimmungsformat beantwortet werden. Je nach Ausprägung auf den Subskalen können Personen einer der vier Akkulturationsstrategien Assimilation, Integration, Separation und Marginalisierung zugewiesen werden. Zudem kann eine übergeordnete Skala, der „Assimilationsindex“ (AI), gebildet werden, der den Grad der „Anpassung an die Aufnahmekultur“ und gleichzeitig „Lösung von der Herkunftskultur“ abbildet. Es stehen 20 fremdsprachige Versionen zur Verfügung.Anwendungsbereiche sind laut Autorinnen und Autor u. a. klinische, forensische und soziale Einrichtungen. Die FRAKK liefert Hinweise auf Risikofaktoren bei Konflikten oder Beeinträchtigungen in Verbindung mit Akkulturationsbelastungen.Bewertung des Informationsgehalts der VerfahrenshinweiseDas Handbuch beinhaltet Informationen über die den Analysen zugrundeliegenden 22 Substichproben. Je nach Fragestellung wurden unterschiedliche Substichproben. Je nach Fragestellung wurden unterschiedliche Substichproben zu jeweils einer von fünf Hauptstichproben zusammengefügt (Konstruktions-, Retest-, Normierungs-, Validierungs- und Analysestichprobe). Eine Begründung für die Zuordnung der Sub- zu den Hauptstichproben und eine Übersicht über die Verteilung soziodemographischer Variablen zur Einschätzung der Vergleichbarkeit der Hauptstichproben fehlen. Das Handbuch beinhaltet eine Beschreibung der Einsatzbereiche, Hinweise zur Durchführung und Empfehlungen zum Einsatz abhängig von Sprachniveau und Herkunft, außerdem zu Auswertung und Interpretation.Angaben dazu, wo die für die Qualitätsbeurteilung des Verfahrens relevanten Informationen gemäß der DIN Screen Checkliste 1 zu finden sind, werden nicht gegeben.Theoretische Grundlagen als Ausgangspunkt der TestkonstruktionGemäß Handbuch integriert die FRAKK ein- und zweidimensionale Modelle der psychologischen Akkulturation, indem zwei in einem negativen Zusammenhang stehende Subskalen AK und HK und eine Skala AI gebildet werden. Psychologische Akkulturation wird von Akkulturationseinstellung, -stress und Adaption abgegrenzt.Der ursprüngliche Itempool basiert auf den Items der Vorgängerversion und zusätzlich generierten Items in sechs verschiedenen Inhaltsbereichen (z. B. „Traditionen & Religion“). Auf welchen Überlegungen die Inhaltsbereiche gründen, wie sie in den Items repräsentiert sind und welche Auswirkungen die Itemselektion auf die Abbildung der Inhaltsbereiche hat, wird nicht dargelegt.Die Auswahl der Items anhand von Itemkennwerten und einer exploratorischen Faktorenanalyse ist weitgehend nachvollziehbar, wobei für die Faktorenextraktion eine Parallelanalyse (anstelle des Screeplots) und eine Angabe dazu, ab wann eine Doppelladung ein Ausschlusskriterium darstellt, wünschenswert gewesen wären. Die fremdsprachlichen Übersetzungen der FRAKK wurden gemäß Handbuch keiner empirischen Überprüfung (z. B. Messinvarianzprüfung) unterzogen.ObjektivitätDurchführungs- und Auswertungsobjektivität sind durch Beschreibung der fachlichen Voraussetzungen für die Testleitung und der Durchführungsbedingungen, durch standardisierte Instruktionen und Hinweise zur Testauswertung weitgehend realisiert. Außerdem werden Informationen zum Vorgehen bei der Zuordnung von Personen zu den Akkulturationsstrategien, Hilfestellungen zum Umgang mit nicht beantworteten Items und zum Ausschluss von Personen gegeben. Ein Anwendungsbeispiel dient der Veranschaulichung.Die Interpretationsobjektivität ist durch Anleitungen zur Interpretation der Skalenwerte einschließlich Konfidenzintervalle und kritischer Differenzen gegeben. Für die Schwellen bei der Zuordnung zu den Akkulturationsstrategien steht eine empirische Validierung noch aus. Die Autorinnen und der Autor raten zu einer zurückhaltend explorativen Interpretation. Somit ist Objektivität weitgehend gegeben.NormierungDie Normierung basiert auf insgesamt 21, meist ad-hoc entstandenen Substichproben (n = 51 – 808; N = 3079) aus der Zielpopulation, die zur Normierungsstichprobe zusammengefasst wurden. Berichtet werden Normwerte (Prozentränge und T-Werte) für AK, HK und AI für die Gesamtstichprobe, außerdem für Personen mit eigener Migrationserfahrung (n = 2384, 77,4 %) oder deren Nachkommen (n = 590, 19,2 %). Die genauen Zusammensetzungen der Sub- und der Normstichprobe sind dem Handbuch zu entnehmen. Auf weitere gruppenspezifische Normen wird verzichtet, der Verzicht wird nachvollziehbar begründet. Für zwölf Länder werden Verteilungskennwerte berichtet, die einen Bezug zur ethnischen Gruppe ermöglichen.Laut Handbuch ist Repräsentativität der Normstichprobe nicht gegeben, da der relative Anteil der Herkunftsländer in der Normstichprobe nicht den Verhältnissen der in Deutschland lebenden Migrantinnen und Migranten entspricht.ZuverlässigkeitDie interne Konsistenz wurde global ohne Unterscheidung von Alters- oder Geschlechtsgruppen bestimmt und liegt für die Konstruktionsstichprobe sowohl für Subskalen als auch für AI zwischen 0.85 und 0.89 (Cronbachs Alpha). Bei der umfangreicheren Analysestichprobe fällt dieser Wert etwas ab, liegt aber noch bei zufriedenstellenden 0.79 bis 0.86. Reliabilitätsschätzungen für einzelne Normgruppen liegen nicht vor.Die Test-Retest-Reliabilitäten wurden im Abstand von zwei, vier und sechs Wochen erhoben. Nach zwei Wochen konnten sehr gute Werte >.90 erzielt werden, nach sechs Wochen lagen sie für die Skalen HK und AI über .86, bei einem Ausreißer von .73 für die Skala AK.GültigkeitDie faktorielle Validität wurde anhand einer konfirmatorischen Faktorenanalyse auf Basis der Analysestichprobe (N = 2516) überprüft. Nach Modellmodifikation wird der Modellfit (RMSEA = .071; SRMR = .068) durch die Autorinnen und den Autor als akzeptabel eingeschätzt, weitere Fitindizes (z. B. chi²/df = 13.5) deuten auf eine fehlende Modellpassung hin, so dass die faktorielle Validität als nicht abschließend bestätigt gesehen werden kann.Zur Bestimmung der konvergenten Konstruktvalidität wurde der Zusammenhang mit allgemeiner Belastung, Akkulturationsstress und Sensation Seeking untersucht. Die Ergebnisse werden durch die Autorinnen und den Autor im Sinne der konvergenten Konstruktvalidität interpretiert (z. B. negativer Zusammenhang von AK mit Akkulturationsstress), jedoch legt die theoretische Darstellung in der Handanweisung nahe, dass allgemeine Belastung und Stresserleben eher Reaktionen auf Akkulturationsprozesse und somit prädiktive Kriterien darstellen. Für Sensation Seeking fehlt die theoretische Gegenüberstellung der beiden Konstrukte. Die berichteten Ergebnisse bestätigen bisherige Befunde zu deren Zusammenhang (AK: positiver Zusammenhang, somit konvergente Validität; HK: negativer Zusammenhang, somit diskriminante Validität). Belege für die konvergente Konstruktvalidität mit anderen Maßen der psychologischen Akkulturation liegen nicht vor.Bei der Kriteriumsvalidierung zeigen sich die erwarteten Zusammenhänge mit Einwanderungsalter, Migrantengeneration, der Wahl der Sprachversion (deutsch vs. die des Herkunftslandes) und der deutschen Sprachkompetenz, sodass man diese für die vorliegenden Konstrukte als belegt betrachten kann. Zusammenhänge zu weiteren Kriterien in relevanten Anwendungskontexten (z. B. psychische Gesundheit) werden nicht berichtet. Angaben zur psychometrischen Qualität der für die Validierung genutzten Instrumente fehlen, ebenso wie Zusammenhangshypothesen bzgl. der Gesamtskala.Weitere GütekriterienIm Rahmen bestimmter Anwendungskontexte (z. B. in der Beratung) ist nicht von einer erhöhten Störanfälligkeit oder Verfälschung auszugehen. Im Rahmen von schulischen, beruflichen und klinischen Kontexten ist eine erhöhte Störanfälligkeit (z. B. durch situativen Druck) oder die Tendenz zur Verfälschung nicht auszuschließen, wobei die Instruktion zur ehrlichen und offenen Antwort auffordert. Zudem sind sieben der 20 Items invertiert, was dem Effekt der Akquieszenz entgegenwirken kann. Weitere Hinweise, wie mit Störanfälligkeit, Verfälschung oder sozial erwünschten Antworten umgegangen werden kann, werden nicht gegeben.AbschlussbewertungDie FRAKK leistet einen wichtigen Beitrag zur Diagnostik psychologischer Akkulturation in Deutschland, der widersprüchliche theoretische Positionen zur Dimensionalität von Akkulturationsorientierung integriert und eine Angebotslücke schließt. Insgesamt sind die theoretische Fundierung und die psychometrische Güte positiv zu bewerten, wobei die Herkunft der Inhaltsbereiche der Items unklar bleiben und die Objektivität bei der Interpretation der Akkulturationsstrategien eingeschränkt ist.Nachweise der faktoriellen und der Konstruktvalidität stehen aus. Die Darstellung der Verteilungskennwerte der in die Analyse eingehenden Stichproben hätte übersichtlicher gestaltet werden können. Die berichteten Befunde deuten darauf hin, dass Kriteriumsvalidität für die gewählten Kriterien gegeben ist, wobei die Studien nicht alle genannten Anwendungskontexte abdecken.Die fehlenden Hypothesen zum diagnostischen Nutzen der Gesamtskala AI sowie die fehlende Validierung der Schwellen für die Zuordnung zu den Akkulturationsstrategien sind kritisch zu sehen. Dem Instrument liegt eine interkulturelle Betrachtungsweise zugrunde, die inzwischen vom transkulturellen Modell (Welsch, 2010) abgelöst wird. Insofern werden Grenzen zwischen Kulturen nicht mehr als statisch gesehen und es entstehend hybride Identitäten (Foroutan, 2013), die mit den gängigen Migrationsstrategien nicht erklärt werden können. Dies kann zu Fehlinterpretationen der erzielten Ergebnisse führen und sollte bei der Anwendung der FRAKK berücksichtigt werden.Formalisierte BewertungFrankfurter Akkulturationsskala (FRAKK)Die TBS-DTK-Anforderungensind erfülltvollweitgehendteilweisenichtInformationsgehalt der Verfahrensweisex Objektivität x Zuverlässigkeit x Validität x JaNeinIn den Verfahrenshinweisen ist verzeichnet, wo die nach dem DTK-Testinformationsstandard notwendigen Informationen zu finden sind. xView as image HTML Diese Testrezension wurde im Auftrag des Diagnostik- und Testkuratoriums der Föderation deutscher Psychologenvereinigungen (DGPs und BDP) gemäß TBS-DTK (Diagnostik- und Testkuratorium, 2018) erstellt.TestinformationenBongard, S., Etzler, S. & Frankenberg, E. (2020). Frankfurter Akkulturationsskala. Göttingen: Hogrefe.BezugsquelleTestzentrale Göttingen, Herbert-Quandt-Str. 4, 37081 Göttingen, www.testzentrale.de.Test komplett 78 Euro, 20 Fragebogen 9,40 Euro, 20 Auswertungsbogen 8,40 Euro, 20 Profilbogen 8,40 Euro (Nettopreise).Bitte zitieren Sie diesen Artikel wie folgt: Walbrühl, U. & Weis, S. (2023). TBS-DTK-Rezension: „Frankfurter Akkulturationsskala (FRAKK)“. Psychologische Rundschau, 74, 267 – 269.Kontakt: Ulrich Walbrühl, Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen, [email protected]LiteraturDiagnostik- und Testkuratorium (2018). TBS-DTK. Testbeurteilungssystem des Diagnostik- und Testkuratoriums der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen. Revidierte Fassung vom 3. Januar 2018. Report Psychologie, 43 (3), 106 – 113. First citation in articleGoogle ScholarDiagnostik- und Testkuratorium (2018). TBS-DTK. Testbeurteilungssystem des Diagnostik- und Testkuratoriums der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen. Revidierte Fassung vom 3. Januar 2018. Psychologische Rundschau, 9, 2, 109 – 116. First citation in articleGoogle ScholarForoutan, N. (2013). Hybride Identitäten. In H.-H. UslucanH. U. Brinkmann (Hrsg.), Dabeisein und Dazugehören. Integration in Deutschland (S. 85 – 99). Wiesbaden: Springer VS. First citation in articleGoogle ScholarWelsch, W. (2010). Was ist eigentlich Transkulturalität? In L. DarowskaT. LüttenbergC. Machold (Hrsg.), Hochschule als transkultureller Raum? (S. 39 – 66). Bielefeld: transcript. First citation in articleGoogle ScholarFiguresReferencesRelatedDetails Volume 74Issue 4Oktober 2023ISSN: 0033-3042eISSN: 2190-6238 InformationPsychologische Rundschau (2023), 74, pp. 267-269 https://doi.org/10.1026/0033-3042/a000648.© 2023Hogrefe VerlagPDF download","PeriodicalId":51866,"journal":{"name":"Psychologische Rundschau","volume":"20 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":1.4000,"publicationDate":"2023-10-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"TBS-DTK-Rezension\",\"authors\":\"Ulrich Walbrühl, Susanne Weis\",\"doi\":\"10.1026/0033-3042/a000648\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Free AccessTBS-DTK-RezensionFrankfurter Akkulturationsskala (FRAKK)Ulrich Walbrühl and Susanne WeisUlrich WalbrühlUlrich Walbrühl, Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen, [email protected]Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-WestfalenSearch for more papers by this author and Susanne WeisRheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-LandauSearch for more papers by this authorPublished Online:September 13, 2023https://doi.org/10.1026/0033-3042/a000648PDF ToolsAdd to favoritesDownload CitationsTrack Citations ShareShare onFacebookTwitterLinkedInReddit SectionsMoreFrankfurter Akkulturationsskala (FRAKK)Beschreibung des Tests und seiner diagnostischen ZielsetzungDie Frankfurter Akkulturationsskala (FRAKK) soll die psychologische Akkulturation von Personen, die selbst oder deren Vorfahren in den deutschsprachigen Raum migriert sind, ab dem Alter von 16 Jahren erfassen. Der Selbstbeurteilungsfragebogen erfasst die Subskalen „Orientierung zur Aufnahmekultur“ (AK) und „Orientierung zur Herkunftskultur“ (HK) mit je zehn Items, die auf einer siebenstufigen Skala im Zustimmungsformat beantwortet werden. Je nach Ausprägung auf den Subskalen können Personen einer der vier Akkulturationsstrategien Assimilation, Integration, Separation und Marginalisierung zugewiesen werden. Zudem kann eine übergeordnete Skala, der „Assimilationsindex“ (AI), gebildet werden, der den Grad der „Anpassung an die Aufnahmekultur“ und gleichzeitig „Lösung von der Herkunftskultur“ abbildet. Es stehen 20 fremdsprachige Versionen zur Verfügung.Anwendungsbereiche sind laut Autorinnen und Autor u. a. klinische, forensische und soziale Einrichtungen. Die FRAKK liefert Hinweise auf Risikofaktoren bei Konflikten oder Beeinträchtigungen in Verbindung mit Akkulturationsbelastungen.Bewertung des Informationsgehalts der VerfahrenshinweiseDas Handbuch beinhaltet Informationen über die den Analysen zugrundeliegenden 22 Substichproben. Je nach Fragestellung wurden unterschiedliche Substichproben. Je nach Fragestellung wurden unterschiedliche Substichproben zu jeweils einer von fünf Hauptstichproben zusammengefügt (Konstruktions-, Retest-, Normierungs-, Validierungs- und Analysestichprobe). Eine Begründung für die Zuordnung der Sub- zu den Hauptstichproben und eine Übersicht über die Verteilung soziodemographischer Variablen zur Einschätzung der Vergleichbarkeit der Hauptstichproben fehlen. Das Handbuch beinhaltet eine Beschreibung der Einsatzbereiche, Hinweise zur Durchführung und Empfehlungen zum Einsatz abhängig von Sprachniveau und Herkunft, außerdem zu Auswertung und Interpretation.Angaben dazu, wo die für die Qualitätsbeurteilung des Verfahrens relevanten Informationen gemäß der DIN Screen Checkliste 1 zu finden sind, werden nicht gegeben.Theoretische Grundlagen als Ausgangspunkt der TestkonstruktionGemäß Handbuch integriert die FRAKK ein- und zweidimensionale Modelle der psychologischen Akkulturation, indem zwei in einem negativen Zusammenhang stehende Subskalen AK und HK und eine Skala AI gebildet werden. Psychologische Akkulturation wird von Akkulturationseinstellung, -stress und Adaption abgegrenzt.Der ursprüngliche Itempool basiert auf den Items der Vorgängerversion und zusätzlich generierten Items in sechs verschiedenen Inhaltsbereichen (z. B. „Traditionen & Religion“). Auf welchen Überlegungen die Inhaltsbereiche gründen, wie sie in den Items repräsentiert sind und welche Auswirkungen die Itemselektion auf die Abbildung der Inhaltsbereiche hat, wird nicht dargelegt.Die Auswahl der Items anhand von Itemkennwerten und einer exploratorischen Faktorenanalyse ist weitgehend nachvollziehbar, wobei für die Faktorenextraktion eine Parallelanalyse (anstelle des Screeplots) und eine Angabe dazu, ab wann eine Doppelladung ein Ausschlusskriterium darstellt, wünschenswert gewesen wären. Die fremdsprachlichen Übersetzungen der FRAKK wurden gemäß Handbuch keiner empirischen Überprüfung (z. B. Messinvarianzprüfung) unterzogen.ObjektivitätDurchführungs- und Auswertungsobjektivität sind durch Beschreibung der fachlichen Voraussetzungen für die Testleitung und der Durchführungsbedingungen, durch standardisierte Instruktionen und Hinweise zur Testauswertung weitgehend realisiert. Außerdem werden Informationen zum Vorgehen bei der Zuordnung von Personen zu den Akkulturationsstrategien, Hilfestellungen zum Umgang mit nicht beantworteten Items und zum Ausschluss von Personen gegeben. Ein Anwendungsbeispiel dient der Veranschaulichung.Die Interpretationsobjektivität ist durch Anleitungen zur Interpretation der Skalenwerte einschließlich Konfidenzintervalle und kritischer Differenzen gegeben. Für die Schwellen bei der Zuordnung zu den Akkulturationsstrategien steht eine empirische Validierung noch aus. Die Autorinnen und der Autor raten zu einer zurückhaltend explorativen Interpretation. Somit ist Objektivität weitgehend gegeben.NormierungDie Normierung basiert auf insgesamt 21, meist ad-hoc entstandenen Substichproben (n = 51 – 808; N = 3079) aus der Zielpopulation, die zur Normierungsstichprobe zusammengefasst wurden. Berichtet werden Normwerte (Prozentränge und T-Werte) für AK, HK und AI für die Gesamtstichprobe, außerdem für Personen mit eigener Migrationserfahrung (n = 2384, 77,4 %) oder deren Nachkommen (n = 590, 19,2 %). Die genauen Zusammensetzungen der Sub- und der Normstichprobe sind dem Handbuch zu entnehmen. Auf weitere gruppenspezifische Normen wird verzichtet, der Verzicht wird nachvollziehbar begründet. Für zwölf Länder werden Verteilungskennwerte berichtet, die einen Bezug zur ethnischen Gruppe ermöglichen.Laut Handbuch ist Repräsentativität der Normstichprobe nicht gegeben, da der relative Anteil der Herkunftsländer in der Normstichprobe nicht den Verhältnissen der in Deutschland lebenden Migrantinnen und Migranten entspricht.ZuverlässigkeitDie interne Konsistenz wurde global ohne Unterscheidung von Alters- oder Geschlechtsgruppen bestimmt und liegt für die Konstruktionsstichprobe sowohl für Subskalen als auch für AI zwischen 0.85 und 0.89 (Cronbachs Alpha). Bei der umfangreicheren Analysestichprobe fällt dieser Wert etwas ab, liegt aber noch bei zufriedenstellenden 0.79 bis 0.86. Reliabilitätsschätzungen für einzelne Normgruppen liegen nicht vor.Die Test-Retest-Reliabilitäten wurden im Abstand von zwei, vier und sechs Wochen erhoben. Nach zwei Wochen konnten sehr gute Werte >.90 erzielt werden, nach sechs Wochen lagen sie für die Skalen HK und AI über .86, bei einem Ausreißer von .73 für die Skala AK.GültigkeitDie faktorielle Validität wurde anhand einer konfirmatorischen Faktorenanalyse auf Basis der Analysestichprobe (N = 2516) überprüft. Nach Modellmodifikation wird der Modellfit (RMSEA = .071; SRMR = .068) durch die Autorinnen und den Autor als akzeptabel eingeschätzt, weitere Fitindizes (z. B. chi²/df = 13.5) deuten auf eine fehlende Modellpassung hin, so dass die faktorielle Validität als nicht abschließend bestätigt gesehen werden kann.Zur Bestimmung der konvergenten Konstruktvalidität wurde der Zusammenhang mit allgemeiner Belastung, Akkulturationsstress und Sensation Seeking untersucht. Die Ergebnisse werden durch die Autorinnen und den Autor im Sinne der konvergenten Konstruktvalidität interpretiert (z. B. negativer Zusammenhang von AK mit Akkulturationsstress), jedoch legt die theoretische Darstellung in der Handanweisung nahe, dass allgemeine Belastung und Stresserleben eher Reaktionen auf Akkulturationsprozesse und somit prädiktive Kriterien darstellen. Für Sensation Seeking fehlt die theoretische Gegenüberstellung der beiden Konstrukte. Die berichteten Ergebnisse bestätigen bisherige Befunde zu deren Zusammenhang (AK: positiver Zusammenhang, somit konvergente Validität; HK: negativer Zusammenhang, somit diskriminante Validität). Belege für die konvergente Konstruktvalidität mit anderen Maßen der psychologischen Akkulturation liegen nicht vor.Bei der Kriteriumsvalidierung zeigen sich die erwarteten Zusammenhänge mit Einwanderungsalter, Migrantengeneration, der Wahl der Sprachversion (deutsch vs. die des Herkunftslandes) und der deutschen Sprachkompetenz, sodass man diese für die vorliegenden Konstrukte als belegt betrachten kann. Zusammenhänge zu weiteren Kriterien in relevanten Anwendungskontexten (z. B. psychische Gesundheit) werden nicht berichtet. Angaben zur psychometrischen Qualität der für die Validierung genutzten Instrumente fehlen, ebenso wie Zusammenhangshypothesen bzgl. der Gesamtskala.Weitere GütekriterienIm Rahmen bestimmter Anwendungskontexte (z. B. in der Beratung) ist nicht von einer erhöhten Störanfälligkeit oder Verfälschung auszugehen. Im Rahmen von schulischen, beruflichen und klinischen Kontexten ist eine erhöhte Störanfälligkeit (z. B. durch situativen Druck) oder die Tendenz zur Verfälschung nicht auszuschließen, wobei die Instruktion zur ehrlichen und offenen Antwort auffordert. Zudem sind sieben der 20 Items invertiert, was dem Effekt der Akquieszenz entgegenwirken kann. Weitere Hinweise, wie mit Störanfälligkeit, Verfälschung oder sozial erwünschten Antworten umgegangen werden kann, werden nicht gegeben.AbschlussbewertungDie FRAKK leistet einen wichtigen Beitrag zur Diagnostik psychologischer Akkulturation in Deutschland, der widersprüchliche theoretische Positionen zur Dimensionalität von Akkulturationsorientierung integriert und eine Angebotslücke schließt. Insgesamt sind die theoretische Fundierung und die psychometrische Güte positiv zu bewerten, wobei die Herkunft der Inhaltsbereiche der Items unklar bleiben und die Objektivität bei der Interpretation der Akkulturationsstrategien eingeschränkt ist.Nachweise der faktoriellen und der Konstruktvalidität stehen aus. 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Dies kann zu Fehlinterpretationen der erzielten Ergebnisse führen und sollte bei der Anwendung der FRAKK berücksichtigt werden.Formalisierte BewertungFrankfurter Akkulturationsskala (FRAKK)Die TBS-DTK-Anforderungensind erfülltvollweitgehendteilweisenichtInformationsgehalt der Verfahrensweisex Objektivität x Zuverlässigkeit x Validität x JaNeinIn den Verfahrenshinweisen ist verzeichnet, wo die nach dem DTK-Testinformationsstandard notwendigen Informationen zu finden sind. xView as image HTML Diese Testrezension wurde im Auftrag des Diagnostik- und Testkuratoriums der Föderation deutscher Psychologenvereinigungen (DGPs und BDP) gemäß TBS-DTK (Diagnostik- und Testkuratorium, 2018) erstellt.TestinformationenBongard, S., Etzler, S. & Frankenberg, E. (2020). Frankfurter Akkulturationsskala. Göttingen: Hogrefe.BezugsquelleTestzentrale Göttingen, Herbert-Quandt-Str. 4, 37081 Göttingen, www.testzentrale.de.Test komplett 78 Euro, 20 Fragebogen 9,40 Euro, 20 Auswertungsbogen 8,40 Euro, 20 Profilbogen 8,40 Euro (Nettopreise).Bitte zitieren Sie diesen Artikel wie folgt: Walbrühl, U. & Weis, S. (2023). TBS-DTK-Rezension: „Frankfurter Akkulturationsskala (FRAKK)“. Psychologische Rundschau, 74, 267 – 269.Kontakt: Ulrich Walbrühl, Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen, [email protected]LiteraturDiagnostik- und Testkuratorium (2018). TBS-DTK. Testbeurteilungssystem des Diagnostik- und Testkuratoriums der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen. Revidierte Fassung vom 3. Januar 2018. Report Psychologie, 43 (3), 106 – 113. First citation in articleGoogle ScholarDiagnostik- und Testkuratorium (2018). TBS-DTK. Testbeurteilungssystem des Diagnostik- und Testkuratoriums der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen. Revidierte Fassung vom 3. Januar 2018. Psychologische Rundschau, 9, 2, 109 – 116. First citation in articleGoogle ScholarForoutan, N. (2013). Hybride Identitäten. In H.-H. UslucanH. U. Brinkmann (Hrsg.), Dabeisein und Dazugehören. Integration in Deutschland (S. 85 – 99). Wiesbaden: Springer VS. First citation in articleGoogle ScholarWelsch, W. (2010). Was ist eigentlich Transkulturalität? In L. DarowskaT. LüttenbergC. Machold (Hrsg.), Hochschule als transkultureller Raum? (S. 39 – 66). Bielefeld: transcript. 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Der Selbstbeurteilungsfragebogen erfasst die Subskalen „Orientierung zur Aufnahmekultur“ (AK) und „Orientierung zur Herkunftskultur“ (HK) mit je zehn Items, die auf einer siebenstufigen Skala im Zustimmungsformat beantwortet werden. Je nach Ausprägung auf den Subskalen können Personen einer der vier Akkulturationsstrategien Assimilation, Integration, Separation und Marginalisierung zugewiesen werden. Zudem kann eine übergeordnete Skala, der „Assimilationsindex“ (AI), gebildet werden, der den Grad der „Anpassung an die Aufnahmekultur“ und gleichzeitig „Lösung von der Herkunftskultur“ abbildet. Es stehen 20 fremdsprachige Versionen zur Verfügung.Anwendungsbereiche sind laut Autorinnen und Autor u. a. klinische, forensische und soziale Einrichtungen. Die FRAKK liefert Hinweise auf Risikofaktoren bei Konflikten oder Beeinträchtigungen in Verbindung mit Akkulturationsbelastungen.Bewertung des Informationsgehalts der VerfahrenshinweiseDas Handbuch beinhaltet Informationen über die den Analysen zugrundeliegenden 22 Substichproben. Je nach Fragestellung wurden unterschiedliche Substichproben. Je nach Fragestellung wurden unterschiedliche Substichproben zu jeweils einer von fünf Hauptstichproben zusammengefügt (Konstruktions-, Retest-, Normierungs-, Validierungs- und Analysestichprobe). Eine Begründung für die Zuordnung der Sub- zu den Hauptstichproben und eine Übersicht über die Verteilung soziodemographischer Variablen zur Einschätzung der Vergleichbarkeit der Hauptstichproben fehlen. Das Handbuch beinhaltet eine Beschreibung der Einsatzbereiche, Hinweise zur Durchführung und Empfehlungen zum Einsatz abhängig von Sprachniveau und Herkunft, außerdem zu Auswertung und Interpretation.Angaben dazu, wo die für die Qualitätsbeurteilung des Verfahrens relevanten Informationen gemäß der DIN Screen Checkliste 1 zu finden sind, werden nicht gegeben.Theoretische Grundlagen als Ausgangspunkt der TestkonstruktionGemäß Handbuch integriert die FRAKK ein- und zweidimensionale Modelle der psychologischen Akkulturation, indem zwei in einem negativen Zusammenhang stehende Subskalen AK und HK und eine Skala AI gebildet werden. Psychologische Akkulturation wird von Akkulturationseinstellung, -stress und Adaption abgegrenzt.Der ursprüngliche Itempool basiert auf den Items der Vorgängerversion und zusätzlich generierten Items in sechs verschiedenen Inhaltsbereichen (z. B. „Traditionen & Religion“). Auf welchen Überlegungen die Inhaltsbereiche gründen, wie sie in den Items repräsentiert sind und welche Auswirkungen die Itemselektion auf die Abbildung der Inhaltsbereiche hat, wird nicht dargelegt.Die Auswahl der Items anhand von Itemkennwerten und einer exploratorischen Faktorenanalyse ist weitgehend nachvollziehbar, wobei für die Faktorenextraktion eine Parallelanalyse (anstelle des Screeplots) und eine Angabe dazu, ab wann eine Doppelladung ein Ausschlusskriterium darstellt, wünschenswert gewesen wären. Die fremdsprachlichen Übersetzungen der FRAKK wurden gemäß Handbuch keiner empirischen Überprüfung (z. B. Messinvarianzprüfung) unterzogen.ObjektivitätDurchführungs- und Auswertungsobjektivität sind durch Beschreibung der fachlichen Voraussetzungen für die Testleitung und der Durchführungsbedingungen, durch standardisierte Instruktionen und Hinweise zur Testauswertung weitgehend realisiert. Außerdem werden Informationen zum Vorgehen bei der Zuordnung von Personen zu den Akkulturationsstrategien, Hilfestellungen zum Umgang mit nicht beantworteten Items und zum Ausschluss von Personen gegeben. Ein Anwendungsbeispiel dient der Veranschaulichung.Die Interpretationsobjektivität ist durch Anleitungen zur Interpretation der Skalenwerte einschließlich Konfidenzintervalle und kritischer Differenzen gegeben. Für die Schwellen bei der Zuordnung zu den Akkulturationsstrategien steht eine empirische Validierung noch aus. Die Autorinnen und der Autor raten zu einer zurückhaltend explorativen Interpretation. Somit ist Objektivität weitgehend gegeben.NormierungDie Normierung basiert auf insgesamt 21, meist ad-hoc entstandenen Substichproben (n = 51 – 808; N = 3079) aus der Zielpopulation, die zur Normierungsstichprobe zusammengefasst wurden. Berichtet werden Normwerte (Prozentränge und T-Werte) für AK, HK und AI für die Gesamtstichprobe, außerdem für Personen mit eigener Migrationserfahrung (n = 2384, 77,4 %) oder deren Nachkommen (n = 590, 19,2 %). Die genauen Zusammensetzungen der Sub- und der Normstichprobe sind dem Handbuch zu entnehmen. Auf weitere gruppenspezifische Normen wird verzichtet, der Verzicht wird nachvollziehbar begründet. Für zwölf Länder werden Verteilungskennwerte berichtet, die einen Bezug zur ethnischen Gruppe ermöglichen.Laut Handbuch ist Repräsentativität der Normstichprobe nicht gegeben, da der relative Anteil der Herkunftsländer in der Normstichprobe nicht den Verhältnissen der in Deutschland lebenden Migrantinnen und Migranten entspricht.ZuverlässigkeitDie interne Konsistenz wurde global ohne Unterscheidung von Alters- oder Geschlechtsgruppen bestimmt und liegt für die Konstruktionsstichprobe sowohl für Subskalen als auch für AI zwischen 0.85 und 0.89 (Cronbachs Alpha). Bei der umfangreicheren Analysestichprobe fällt dieser Wert etwas ab, liegt aber noch bei zufriedenstellenden 0.79 bis 0.86. Reliabilitätsschätzungen für einzelne Normgruppen liegen nicht vor.Die Test-Retest-Reliabilitäten wurden im Abstand von zwei, vier und sechs Wochen erhoben. Nach zwei Wochen konnten sehr gute Werte >.90 erzielt werden, nach sechs Wochen lagen sie für die Skalen HK und AI über .86, bei einem Ausreißer von .73 für die Skala AK.GültigkeitDie faktorielle Validität wurde anhand einer konfirmatorischen Faktorenanalyse auf Basis der Analysestichprobe (N = 2516) überprüft. Nach Modellmodifikation wird der Modellfit (RMSEA = .071; SRMR = .068) durch die Autorinnen und den Autor als akzeptabel eingeschätzt, weitere Fitindizes (z. B. chi²/df = 13.5) deuten auf eine fehlende Modellpassung hin, so dass die faktorielle Validität als nicht abschließend bestätigt gesehen werden kann.Zur Bestimmung der konvergenten Konstruktvalidität wurde der Zusammenhang mit allgemeiner Belastung, Akkulturationsstress und Sensation Seeking untersucht. Die Ergebnisse werden durch die Autorinnen und den Autor im Sinne der konvergenten Konstruktvalidität interpretiert (z. B. negativer Zusammenhang von AK mit Akkulturationsstress), jedoch legt die theoretische Darstellung in der Handanweisung nahe, dass allgemeine Belastung und Stresserleben eher Reaktionen auf Akkulturationsprozesse und somit prädiktive Kriterien darstellen. Für Sensation Seeking fehlt die theoretische Gegenüberstellung der beiden Konstrukte. Die berichteten Ergebnisse bestätigen bisherige Befunde zu deren Zusammenhang (AK: positiver Zusammenhang, somit konvergente Validität; HK: negativer Zusammenhang, somit diskriminante Validität). Belege für die konvergente Konstruktvalidität mit anderen Maßen der psychologischen Akkulturation liegen nicht vor.Bei der Kriteriumsvalidierung zeigen sich die erwarteten Zusammenhänge mit Einwanderungsalter, Migrantengeneration, der Wahl der Sprachversion (deutsch vs. die des Herkunftslandes) und der deutschen Sprachkompetenz, sodass man diese für die vorliegenden Konstrukte als belegt betrachten kann. Zusammenhänge zu weiteren Kriterien in relevanten Anwendungskontexten (z. B. psychische Gesundheit) werden nicht berichtet. Angaben zur psychometrischen Qualität der für die Validierung genutzten Instrumente fehlen, ebenso wie Zusammenhangshypothesen bzgl. der Gesamtskala.Weitere GütekriterienIm Rahmen bestimmter Anwendungskontexte (z. B. in der Beratung) ist nicht von einer erhöhten Störanfälligkeit oder Verfälschung auszugehen. Im Rahmen von schulischen, beruflichen und klinischen Kontexten ist eine erhöhte Störanfälligkeit (z. B. durch situativen Druck) oder die Tendenz zur Verfälschung nicht auszuschließen, wobei die Instruktion zur ehrlichen und offenen Antwort auffordert. Zudem sind sieben der 20 Items invertiert, was dem Effekt der Akquieszenz entgegenwirken kann. Weitere Hinweise, wie mit Störanfälligkeit, Verfälschung oder sozial erwünschten Antworten umgegangen werden kann, werden nicht gegeben.AbschlussbewertungDie FRAKK leistet einen wichtigen Beitrag zur Diagnostik psychologischer Akkulturation in Deutschland, der widersprüchliche theoretische Positionen zur Dimensionalität von Akkulturationsorientierung integriert und eine Angebotslücke schließt. Insgesamt sind die theoretische Fundierung und die psychometrische Güte positiv zu bewerten, wobei die Herkunft der Inhaltsbereiche der Items unklar bleiben und die Objektivität bei der Interpretation der Akkulturationsstrategien eingeschränkt ist.Nachweise der faktoriellen und der Konstruktvalidität stehen aus. Die Darstellung der Verteilungskennwerte der in die Analyse eingehenden Stichproben hätte übersichtlicher gestaltet werden können. Die berichteten Befunde deuten darauf hin, dass Kriteriumsvalidität für die gewählten Kriterien gegeben ist, wobei die Studien nicht alle genannten Anwendungskontexte abdecken.Die fehlenden Hypothesen zum diagnostischen Nutzen der Gesamtskala AI sowie die fehlende Validierung der Schwellen für die Zuordnung zu den Akkulturationsstrategien sind kritisch zu sehen. Dem Instrument liegt eine interkulturelle Betrachtungsweise zugrunde, die inzwischen vom transkulturellen Modell (Welsch, 2010) abgelöst wird. Insofern werden Grenzen zwischen Kulturen nicht mehr als statisch gesehen und es entstehend hybride Identitäten (Foroutan, 2013), die mit den gängigen Migrationsstrategien nicht erklärt werden können. Dies kann zu Fehlinterpretationen der erzielten Ergebnisse führen und sollte bei der Anwendung der FRAKK berücksichtigt werden.Formalisierte BewertungFrankfurter Akkulturationsskala (FRAKK)Die TBS-DTK-Anforderungensind erfülltvollweitgehendteilweisenichtInformationsgehalt der Verfahrensweisex Objektivität x Zuverlässigkeit x Validität x JaNeinIn den Verfahrenshinweisen ist verzeichnet, wo die nach dem DTK-Testinformationsstandard notwendigen Informationen zu finden sind. xView as image HTML Diese Testrezension wurde im Auftrag des Diagnostik- und Testkuratoriums der Föderation deutscher Psychologenvereinigungen (DGPs und BDP) gemäß TBS-DTK (Diagnostik- und Testkuratorium, 2018) erstellt.TestinformationenBongard, S., Etzler, S. & Frankenberg, E. (2020). Frankfurter Akkulturationsskala. Göttingen: Hogrefe.BezugsquelleTestzentrale Göttingen, Herbert-Quandt-Str. 4, 37081 Göttingen, www.testzentrale.de.Test komplett 78 Euro, 20 Fragebogen 9,40 Euro, 20 Auswertungsbogen 8,40 Euro, 20 Profilbogen 8,40 Euro (Nettopreise).Bitte zitieren Sie diesen Artikel wie folgt: Walbrühl, U. & Weis, S. (2023). TBS-DTK-Rezension: „Frankfurter Akkulturationsskala (FRAKK)“. Psychologische Rundschau, 74, 267 – 269.Kontakt: Ulrich Walbrühl, Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen, [email protected]LiteraturDiagnostik- und Testkuratorium (2018). TBS-DTK. Testbeurteilungssystem des Diagnostik- und Testkuratoriums der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen. Revidierte Fassung vom 3. Januar 2018. Report Psychologie, 43 (3), 106 – 113. First citation in articleGoogle ScholarDiagnostik- und Testkuratorium (2018). TBS-DTK. Testbeurteilungssystem des Diagnostik- und Testkuratoriums der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen. Revidierte Fassung vom 3. Januar 2018. Psychologische Rundschau, 9, 2, 109 – 116. First citation in articleGoogle ScholarForoutan, N. (2013). Hybride Identitäten. In H.-H. UslucanH. U. Brinkmann (Hrsg.), Dabeisein und Dazugehören. Integration in Deutschland (S. 85 – 99). Wiesbaden: Springer VS. First citation in articleGoogle ScholarWelsch, W. (2010). Was ist eigentlich Transkulturalität? In L. DarowskaT. LüttenbergC. Machold (Hrsg.), Hochschule als transkultureller Raum? (S. 39 – 66). Bielefeld: transcript. First citation in articleGoogle ScholarFiguresReferencesRelatedDetails Volume 74Issue 4Oktober 2023ISSN: 0033-3042eISSN: 2190-6238 InformationPsychologische Rundschau (2023), 74, pp. 267-269 https://doi.org/10.1026/0033-3042/a000648.© 2023Hogrefe VerlagPDF download