A. Ricke, Hannah Klusmann, Manuel Heinrich, S. Haering, Meike Katharina Blecker, Christine Knaevelsrud, S. Schumacher
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Der Einfluss des Spracherwerbszeitpunktes und der Gebärdensprache als natürlicher Erstsprache auf die MHL wurden mithilfe von Welch-Tests und Cohens d untersucht. Ergebnisse: Das durchschnittliche Alter der Teilnehmenden war 32,6 Jahre (SD = 11,0) und ein Großteil (69%) bezeichnete sich als weiblich. In Bezug auf den Ertaubungszeitpunkt wurden 78,7% der Teilnehmenden Taub/schwerhörig geboren und 14,1% sind vor dem vierten Geburtstag ertaubt. Ein früher Spracherwerb (p >0,001) sowie das Erlernen einer Gebärdensprache als Erstsprache (p = 0,02) waren mit einer höher ausgeprägten MHL assoziiert. Die Zufriedenheit mit dem Versorgungssystem bezüglich verschiedener Aspekte (z. B. Eingebundenheit in Behandlung) wurden beschrieben. Diskussion: Die MHL bei Tauben Menschen ist erhöht, wenn ein früher Spracherwerb gegeben ist sowie eine Gebärdensprache als Erstsprache erlernt wurde. Daraus abgeleitet sind gesellschaftliche und gesundheitspolitische Anstrengungen notwendig, um einen frühen Spracherwerb und den Zugang zu Gebärdensprache für Taube Kleinkinder zu ermöglichen. Als zusätzliche Maßnahmen können mögliche Defizite der MHL mit einer erleichterten Zugänglichkeit zu psychischen Gesundheitsinformationen vermindert werden. 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Taube Menschen in Deutschland: Mental Health Literacy und Einschätzung der Angebote des psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgungssystems – eine Online-Studie
Hintergrund: Taube Menschen begegnen als sprachliche Minderheit im psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgungssystem zahlreichen Barrieren. Mental Health Literacy (MHL), die für Erkennen, Behandlung und Hilfesuchverhalten bei psychischen Störungen essenziell ist und den Umgang mit Belastungen prägt, wurde bei Tauben Menschen bislang nicht untersucht. Material und Methoden: Taube Menschen (n = 390) wurden online zur MHL und der Einschätzung der Angebote des psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgungssystems befragt. Dafür wurde eine in deutsche Gebärdensprache übersetzte Version des Mental Health Literacy Questionnaire genutzt. Der Einfluss des Spracherwerbszeitpunktes und der Gebärdensprache als natürlicher Erstsprache auf die MHL wurden mithilfe von Welch-Tests und Cohens d untersucht. Ergebnisse: Das durchschnittliche Alter der Teilnehmenden war 32,6 Jahre (SD = 11,0) und ein Großteil (69%) bezeichnete sich als weiblich. In Bezug auf den Ertaubungszeitpunkt wurden 78,7% der Teilnehmenden Taub/schwerhörig geboren und 14,1% sind vor dem vierten Geburtstag ertaubt. Ein früher Spracherwerb (p >0,001) sowie das Erlernen einer Gebärdensprache als Erstsprache (p = 0,02) waren mit einer höher ausgeprägten MHL assoziiert. Die Zufriedenheit mit dem Versorgungssystem bezüglich verschiedener Aspekte (z. B. Eingebundenheit in Behandlung) wurden beschrieben. Diskussion: Die MHL bei Tauben Menschen ist erhöht, wenn ein früher Spracherwerb gegeben ist sowie eine Gebärdensprache als Erstsprache erlernt wurde. Daraus abgeleitet sind gesellschaftliche und gesundheitspolitische Anstrengungen notwendig, um einen frühen Spracherwerb und den Zugang zu Gebärdensprache für Taube Kleinkinder zu ermöglichen. Als zusätzliche Maßnahmen können mögliche Defizite der MHL mit einer erleichterten Zugänglichkeit zu psychischen Gesundheitsinformationen vermindert werden. Dabei könnten die Verfügbarkeit von Informationsmaterialien in Gebärdensprache und die Verbesserung der Ausbildung für Taubes Personal und Gebärdensprachdolmetschende eine wichtige Rolle spielen.
期刊介绍:
Die Zeitschrift «Verhaltenstherapie» bildet das breite Spektrum verhaltenstherapeutischer Verfahren ab und ist im deutschen Sprachraum das führende Publikationsorgan ihres Fachgebiets.