ICD-11中的毛发抠取症、皮肤抠取症和其他与身体有关的重复行为障碍

4区 心理学 Q3 Psychology Psychotherapeut Pub Date : 2024-04-03 DOI:10.1007/s00278-024-00718-5
Christina Gallinat, Jennifer Schmidt
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Trotz beachtlicher Prävalenzen (TTM: 1–2 %; SPS: 1,4–3,1 %) wurden die TTM und die SPS bislang in Fachkreisen wenig beachtet, was sich neben einem hohen Forschungsbedarf – auch in Bezug auf die nosologische Verortung – insbesondere in mangelhaften Versorgungsangeboten widerspiegelt. Bezüglich der Einordnung im Zwangsspektrum ist kritisch anzumerken, dass die Störungsbilder zwar Ähnlichkeiten mit der Zwangsstörung zeigen, aber dennoch fundamentale Unterschiede in Symptomatik, Ätiologie und Behandlung zu beachten sind. In diesem Kontext sollte davon abgesehen werden, TTM und SPS pauschal als Zwangsstörungen zu bezeichnen. Vielmehr sollten die individuellen Besonderheiten der BFRBD, die sich bei Betroffenen durch eine impulshafte, zwanghafte oder auch suchtartige Phänomenologie äußern können, individuell und differenziert analysiert und behandelt werden, um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. 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摘要

第 11 版《疾病和相关健康问题国际统计分类》(ICD-11)首次纳入了以身体为中心的重复行为障碍(BFRBDs)类别,其中包括嗜毛症(TTM)和抠皮症(SPS),并将其归入强迫症谱系。这一创新既包括对 TTM 的重新分类(TTM 在 ICD-10 中仍被归入 "异常习惯和冲动控制障碍"),也包括首次为 SPS 引入独立诊断。尽管 TTM 和 SPS 的发病率相当高(TTM:1%-2%;SPS:1.4%-3.1%),但迄今为止,TTM 和 SPS 在专科领域却很少受到关注,这不仅反映在对研究的巨大需求上--也反映在分类定位上--还特别反映在护理服务的不足上。关于强迫症谱系中的分类问题,应该批判性地指出,尽管这些疾病与强迫症有相似之处,但必须考虑到它们在症状、病因和治疗方面的根本差异。因此,我们不应一概而论地将 TTM 和强迫症称为强迫症。相反,我们应分析和区别对待 BFRBD 的个体特征(患者可能表现为冲动、强迫或类似成瘾的现象),以确保提供最佳护理。总之,在 ICD-11 中引入 BFRBD 类别并对 SPS 进行独立诊断,为改善研究和护理状况提供了重要机会。
本文章由计算机程序翻译,如有差异,请以英文原文为准。
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Trichotillomanie, Skin-Picking-Störung und andere körperbezogene repetitive Verhaltensstörungen in der ICD-11

In der 11. Version der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-11) findet sich erstmals die Kategorie der Körperbezogenen repetitiven Verhaltensstörungen (engl. „body-focused repetitive behavior disorders“, BFRBDs), die u. a. die Trichotillomanie (TTM) sowie die Skin-Picking-Störung (SPS) enthält und dem Zwangsspektrum zugeordnet ist. Diese Neuerung umfasst sowohl die Neukategorisierung der TTM, die in der ICD-10 noch bei den „abnormen Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle“ verortet war, als auch die erstmalige Einführung einer eigenständigen Diagnose für die SPS. Trotz beachtlicher Prävalenzen (TTM: 1–2 %; SPS: 1,4–3,1 %) wurden die TTM und die SPS bislang in Fachkreisen wenig beachtet, was sich neben einem hohen Forschungsbedarf – auch in Bezug auf die nosologische Verortung – insbesondere in mangelhaften Versorgungsangeboten widerspiegelt. Bezüglich der Einordnung im Zwangsspektrum ist kritisch anzumerken, dass die Störungsbilder zwar Ähnlichkeiten mit der Zwangsstörung zeigen, aber dennoch fundamentale Unterschiede in Symptomatik, Ätiologie und Behandlung zu beachten sind. In diesem Kontext sollte davon abgesehen werden, TTM und SPS pauschal als Zwangsstörungen zu bezeichnen. Vielmehr sollten die individuellen Besonderheiten der BFRBD, die sich bei Betroffenen durch eine impulshafte, zwanghafte oder auch suchtartige Phänomenologie äußern können, individuell und differenziert analysiert und behandelt werden, um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. Insgesamt bietet die Einführung der BFRBD-Kategorie mit einer eigenständigen Diagnose für die SPS in der ICD-11 wichtige Chancen zur Verbesserung der Forschungs- und Versorgungslage.

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期刊介绍: Zielsetzung der Zeitschrift Die Zeitschrift Psychotherapeut richtet sich an Ärzt*innen und Psycholog*innen in der Praxis und Klinik, die psychotherapeutische Kompetenz erworben haben oder in Weiterbildung dazu stehen. Psychotherapeut ist inhaltlich schulenunabhängig und fächerübergreifend konzipiert und strebt die Annäherung und fachliche Diskussion der diversen psychotherapeutischen Schulrichtungen an. Praxisorientierte Übersichtsarbeiten greifen ausgewählte Themen auf und bieten der Leserschaft eine Zusammenstellung aktueller Erkenntnisse aus allen Bereichen der Psychotherapie. Neben der Vermittlung von relevantem Hintergrundwissen liegt der Schwerpunkt dabei auf konkreten Handlungsempfehlungen. Frei eingereichte Originalien ermöglichen die Präsentation wichtiger klinischer Studien und dienen dem wissenschaftlichen Austausch. Beiträge der Rubrik „CME: Weiterbildung – Zertifizierte Fortbildung“ bieten gesicherte Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung und machen ärztliche Erfahrung für die tägliche Praxis nutzbar. Nach Lektüre der Beiträge können die Leser*innen ihr erworbenes Wissen überprüfen und online CME-Punkte erhalten. Aims & Scope The journal Psychotherapeut aims at specialists and psychologists who have acquired psychotherapeutic competence or are about to complete their education in this field. The contents of Psychotherapeut are based on a conception that is independent from individual schools and disciplines, and the journal aims to foster the convergence of and professional exchange between the different schools of psychotherapy. Comprehensive reviews provide an overview on selected topics and offer the reader evidenced based information on diagnostics and therapy. Freely submitted original papers allow the presentation of important clinical studies and serve the scientific exchange. Review articles under the rubric ''Continuing Medical Education'' present verified results of scientific research and their integration into daily practice. Review All articles of Psychotherapeut are reviewed. Original articles undergo a peer review process. Declaration of Helsinki All manuscripts submitted for publication presenting results from studies on probands or patients must comply with the Declaration of Helsinki. Indexed in Social Sciences Citation Index, EMBASE and Scopus.
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