{"title":"转换后的里程碑:弗里德里希·施莱格尔的新旧文学史(1812/14)","authors":"Andrea Polaschegg","doi":"10.1080/09593683.2019.1572972","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"ZUSAMMENFASSUNG Mit seiner Geschichte der alten und neuen Literatur (1812/14) hat Friedrich Schlegel die erste europäische Literaturgeschichte in deutscher Sprache vorgelegt, die für über ein Jahrhundert auch die letzte ihrer Art bleiben sollte. Von allen literaturwissenschaftlichen Würdigungen umschifft, zählt Schlegels Abhandlung heute gleichwohl zu den irritierendsten Texten der deutschen Romantik: kaum je gelesen, noch seltener beforscht und niemals begrüßt. Wie der vorliegende Beitrag aufzeigt, resultiert diese wissenschaftliche Abwehr nicht primär aus den inhaltlichen oder stilistischen Defiziten der Studie, sondern aus dem simplen Umstand, dass ihr Verfasser vor ihrer Niederschrift zum Katholizismus konvertiert ist. Zu allem Überfluss hat Schlegel seine Vorlesungen nicht allein im katholischen Wien gehalten, sondern diese erste europäische Literaturgeschichte überdies als einen konturierten Gegenentwurf zur bis heute dominanten preußisch-protestantischen Erzählung deutscher literarischer Tradition entworfen. Angesichts dessen verspricht eine genauere Untersuchung der Schlegel’schen Vorlesungen tiefe Einsichten in die nationalen Befindlichkeiten Deutschlands— die vergangenen und gegenwärtigen gleichermaßen.","PeriodicalId":40789,"journal":{"name":"Publications of the English Goethe Society","volume":"88 1","pages":"39 - 53"},"PeriodicalIF":0.1000,"publicationDate":"2019-01-02","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1080/09593683.2019.1572972","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Der konvertierte Meilenstein: Friedrich Schlegels Geschichte der alten und neuen Literatur (1812/14)\",\"authors\":\"Andrea Polaschegg\",\"doi\":\"10.1080/09593683.2019.1572972\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"ZUSAMMENFASSUNG Mit seiner Geschichte der alten und neuen Literatur (1812/14) hat Friedrich Schlegel die erste europäische Literaturgeschichte in deutscher Sprache vorgelegt, die für über ein Jahrhundert auch die letzte ihrer Art bleiben sollte. Von allen literaturwissenschaftlichen Würdigungen umschifft, zählt Schlegels Abhandlung heute gleichwohl zu den irritierendsten Texten der deutschen Romantik: kaum je gelesen, noch seltener beforscht und niemals begrüßt. Wie der vorliegende Beitrag aufzeigt, resultiert diese wissenschaftliche Abwehr nicht primär aus den inhaltlichen oder stilistischen Defiziten der Studie, sondern aus dem simplen Umstand, dass ihr Verfasser vor ihrer Niederschrift zum Katholizismus konvertiert ist. Zu allem Überfluss hat Schlegel seine Vorlesungen nicht allein im katholischen Wien gehalten, sondern diese erste europäische Literaturgeschichte überdies als einen konturierten Gegenentwurf zur bis heute dominanten preußisch-protestantischen Erzählung deutscher literarischer Tradition entworfen. Angesichts dessen verspricht eine genauere Untersuchung der Schlegel’schen Vorlesungen tiefe Einsichten in die nationalen Befindlichkeiten Deutschlands— die vergangenen und gegenwärtigen gleichermaßen.\",\"PeriodicalId\":40789,\"journal\":{\"name\":\"Publications of the English Goethe Society\",\"volume\":\"88 1\",\"pages\":\"39 - 53\"},\"PeriodicalIF\":0.1000,\"publicationDate\":\"2019-01-02\",\"publicationTypes\":\"Journal Article\",\"fieldsOfStudy\":null,\"isOpenAccess\":false,\"openAccessPdf\":\"https://sci-hub-pdf.com/10.1080/09593683.2019.1572972\",\"citationCount\":\"0\",\"resultStr\":null,\"platform\":\"Semanticscholar\",\"paperid\":null,\"PeriodicalName\":\"Publications of the English Goethe Society\",\"FirstCategoryId\":\"1085\",\"ListUrlMain\":\"https://doi.org/10.1080/09593683.2019.1572972\",\"RegionNum\":3,\"RegionCategory\":\"文学\",\"ArticlePicture\":[],\"TitleCN\":null,\"AbstractTextCN\":null,\"PMCID\":null,\"EPubDate\":\"\",\"PubModel\":\"\",\"JCR\":\"0\",\"JCRName\":\"LITERATURE, GERMAN, DUTCH, SCANDINAVIAN\",\"Score\":null,\"Total\":0}","platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Publications of the English Goethe Society","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1080/09593683.2019.1572972","RegionNum":3,"RegionCategory":"文学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"0","JCRName":"LITERATURE, GERMAN, DUTCH, SCANDINAVIAN","Score":null,"Total":0}
Der konvertierte Meilenstein: Friedrich Schlegels Geschichte der alten und neuen Literatur (1812/14)
ZUSAMMENFASSUNG Mit seiner Geschichte der alten und neuen Literatur (1812/14) hat Friedrich Schlegel die erste europäische Literaturgeschichte in deutscher Sprache vorgelegt, die für über ein Jahrhundert auch die letzte ihrer Art bleiben sollte. Von allen literaturwissenschaftlichen Würdigungen umschifft, zählt Schlegels Abhandlung heute gleichwohl zu den irritierendsten Texten der deutschen Romantik: kaum je gelesen, noch seltener beforscht und niemals begrüßt. Wie der vorliegende Beitrag aufzeigt, resultiert diese wissenschaftliche Abwehr nicht primär aus den inhaltlichen oder stilistischen Defiziten der Studie, sondern aus dem simplen Umstand, dass ihr Verfasser vor ihrer Niederschrift zum Katholizismus konvertiert ist. Zu allem Überfluss hat Schlegel seine Vorlesungen nicht allein im katholischen Wien gehalten, sondern diese erste europäische Literaturgeschichte überdies als einen konturierten Gegenentwurf zur bis heute dominanten preußisch-protestantischen Erzählung deutscher literarischer Tradition entworfen. Angesichts dessen verspricht eine genauere Untersuchung der Schlegel’schen Vorlesungen tiefe Einsichten in die nationalen Befindlichkeiten Deutschlands— die vergangenen und gegenwärtigen gleichermaßen.