{"title":"研究诚信——第1部分:负责任的研究实践和透明度","authors":"Tobias Braun, C. Kopkow","doi":"10.1055/a-1982-2858","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Forschung ist die Suche nach Wissen durch systematisches Untersuchen und Erörtern, Beobachten und Experimentieren [1]. Für eine evidenzbasierte Versorgung und ebenso die Professionsentwicklung ist Forschung in der Physiotherapie unverzichtbar. Erfreulicherweise ist national und international eine deutliche Zunahme an physiotherapeutischer Forschung beobachtbar, die sich auch im Umfang relativ zur gesamten Gesundheitsforschung positiv entwickelt hat [2]. Grundsätzlich wird angenommen, dass Forschungsergebnisse und die wissenschaftliche Literatur von Forschenden, Interessenvertretungen und der Gesellschaft verwendet werden können, da sie vertrauenswürdig, robust, gründlich und vollständig sind [3]. Gleichzeitig zeigen Analysen der letzten Jahre, dass ein bedeutsamer Teil der biomedizinischen Forschung schlecht, unglaubwürdig, überflüssig oder sogar schädlich ist. Dieser sogenannte Research Waste („Forschungsmüll“) wurde bereits an anderen Stellen thematisiert [4–7]. Wir möchten daher mit 2 aufeinander folgenden Editorials auf das Thema Forschungsintegrität (Research Integrity) aufmerksam machen. Forschungsintegrität berührt den Kern des wissenschaftlichen Arbeitens, hat einen engen Bezug zur Vermeidung von Research Waste sowie zur „Replikationskrise“ in der Wissenschaft [8] und spielt mit Blick auf die Weiterentwicklung der Physiotherapiewissenschaft eine überaus bedeutsame Rolle. Wahrhaftigkeit und Integrität sind Grundlagen der Forschung und der wissenschaftlichen Tätigkeit. Gute Forschungspraktiken beruhen auf den 4 wesentlichen Grundsätzen der Forschungsintegrität, die im „Europäischen Verhaltenskodex für Integrität in der Forschung“ beschrieben sind: Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Respekt und Rechenschaftspflicht [1]. Forschungsintegrität ist ein übergreifendes Konzept, welches Prinzipien und Standards umfasst, die Validität und Vertrauenswürdigkeit der Forschung sicherstellen sollen [9]. Das übergeordnete Ziel von Forschungsintegrität ist das Vertrauen in Forschung und Forschende zu erhöhen. Haven et al. [10] beschreiben 3 sich gegenseitig nicht ausschließende und in ihrer Verwendung austauschbare Konzepte der Forschungsintegrität (▶ Abb. 1), die alle dazu beitragen, dass Forschung vertrauenswürdig, nachvollziehbar und überprüfbar gemacht wird. In diesem Editorial fokussieren wir verantwortungsvolle Forschungspraktiken; im zweiten Teil in Heft 02/23 das Thema „Open Science“. In beiden Beiträgen werden auch Aspekte der Transparenz beschrieben. Verantwortungsvolle Forschungspraktiken (responsible research practices) beziehen sich auf der Ebene der forschenden Person stark auf die Art und Weise, wie Forschung durchgeführt wird, und können somit dazu beitragen, die Qualität und Vertrauenswürdigkeit der eigenen Forschung sicherzustellen [10]. Beispiele sind die Spezifizierung der Forschungsfrage, das Verfassen eines vollständigen, detaillierten und registrierten Prüfplans bzw. eines Studienprotokolls vor Studienbeginn, die Anwendung von Messinstrumenten mit hinreichenden Gütekriterien, die frühzeitige statistische Beratung bezüglich Stichprobengröße und angemessener Datenanalyse, die Reduktion von Verzerrungen, Vorsicht bei der Interpretation statistischer Signifikanz sowie die vollständige Berichterstattung aller Ergebnisse [10–14]. Forschungspraktiken wie das Publizieren von Studienprotokollen und die Berücksichtigung von Reporting Guidelines fördern in besonderer Weise die Transparenz [10, 14]. Verantwortungsvolle Forschungspraktiken tragen dazu bei, das Risiko für Verzerrungen zu senken und die Studienqualität zu erhöhen. Zudem können Verhaltensweisen von Forschenden in 2 weitere Gruppen eingeteilt werden [9]. Zu wissenschaftlichem Fehlverhalten werden unter anderem die Erfindung von Daten und Forschungsergebnissen (fabrication), Fälschung oder ungerechtfertigte Manipulationen von Daten (falsfication) und Plagiate (plagiarism) gezählt [10]. 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Forschungsintegrität berührt den Kern des wissenschaftlichen Arbeitens, hat einen engen Bezug zur Vermeidung von Research Waste sowie zur „Replikationskrise“ in der Wissenschaft [8] und spielt mit Blick auf die Weiterentwicklung der Physiotherapiewissenschaft eine überaus bedeutsame Rolle. Wahrhaftigkeit und Integrität sind Grundlagen der Forschung und der wissenschaftlichen Tätigkeit. Gute Forschungspraktiken beruhen auf den 4 wesentlichen Grundsätzen der Forschungsintegrität, die im „Europäischen Verhaltenskodex für Integrität in der Forschung“ beschrieben sind: Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Respekt und Rechenschaftspflicht [1]. Forschungsintegrität ist ein übergreifendes Konzept, welches Prinzipien und Standards umfasst, die Validität und Vertrauenswürdigkeit der Forschung sicherstellen sollen [9]. Das übergeordnete Ziel von Forschungsintegrität ist das Vertrauen in Forschung und Forschende zu erhöhen. Haven et al. [10] beschreiben 3 sich gegenseitig nicht ausschließende und in ihrer Verwendung austauschbare Konzepte der Forschungsintegrität (▶ Abb. 1), die alle dazu beitragen, dass Forschung vertrauenswürdig, nachvollziehbar und überprüfbar gemacht wird. In diesem Editorial fokussieren wir verantwortungsvolle Forschungspraktiken; im zweiten Teil in Heft 02/23 das Thema „Open Science“. In beiden Beiträgen werden auch Aspekte der Transparenz beschrieben. Verantwortungsvolle Forschungspraktiken (responsible research practices) beziehen sich auf der Ebene der forschenden Person stark auf die Art und Weise, wie Forschung durchgeführt wird, und können somit dazu beitragen, die Qualität und Vertrauenswürdigkeit der eigenen Forschung sicherzustellen [10]. Beispiele sind die Spezifizierung der Forschungsfrage, das Verfassen eines vollständigen, detaillierten und registrierten Prüfplans bzw. eines Studienprotokolls vor Studienbeginn, die Anwendung von Messinstrumenten mit hinreichenden Gütekriterien, die frühzeitige statistische Beratung bezüglich Stichprobengröße und angemessener Datenanalyse, die Reduktion von Verzerrungen, Vorsicht bei der Interpretation statistischer Signifikanz sowie die vollständige Berichterstattung aller Ergebnisse [10–14]. Forschungspraktiken wie das Publizieren von Studienprotokollen und die Berücksichtigung von Reporting Guidelines fördern in besonderer Weise die Transparenz [10, 14]. Verantwortungsvolle Forschungspraktiken tragen dazu bei, das Risiko für Verzerrungen zu senken und die Studienqualität zu erhöhen. Zudem können Verhaltensweisen von Forschenden in 2 weitere Gruppen eingeteilt werden [9]. 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Research Integrity – Teil 1: Verantwortungsvolle Forschungspraktiken und Transparenz
Forschung ist die Suche nach Wissen durch systematisches Untersuchen und Erörtern, Beobachten und Experimentieren [1]. Für eine evidenzbasierte Versorgung und ebenso die Professionsentwicklung ist Forschung in der Physiotherapie unverzichtbar. Erfreulicherweise ist national und international eine deutliche Zunahme an physiotherapeutischer Forschung beobachtbar, die sich auch im Umfang relativ zur gesamten Gesundheitsforschung positiv entwickelt hat [2]. Grundsätzlich wird angenommen, dass Forschungsergebnisse und die wissenschaftliche Literatur von Forschenden, Interessenvertretungen und der Gesellschaft verwendet werden können, da sie vertrauenswürdig, robust, gründlich und vollständig sind [3]. Gleichzeitig zeigen Analysen der letzten Jahre, dass ein bedeutsamer Teil der biomedizinischen Forschung schlecht, unglaubwürdig, überflüssig oder sogar schädlich ist. Dieser sogenannte Research Waste („Forschungsmüll“) wurde bereits an anderen Stellen thematisiert [4–7]. Wir möchten daher mit 2 aufeinander folgenden Editorials auf das Thema Forschungsintegrität (Research Integrity) aufmerksam machen. Forschungsintegrität berührt den Kern des wissenschaftlichen Arbeitens, hat einen engen Bezug zur Vermeidung von Research Waste sowie zur „Replikationskrise“ in der Wissenschaft [8] und spielt mit Blick auf die Weiterentwicklung der Physiotherapiewissenschaft eine überaus bedeutsame Rolle. Wahrhaftigkeit und Integrität sind Grundlagen der Forschung und der wissenschaftlichen Tätigkeit. Gute Forschungspraktiken beruhen auf den 4 wesentlichen Grundsätzen der Forschungsintegrität, die im „Europäischen Verhaltenskodex für Integrität in der Forschung“ beschrieben sind: Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Respekt und Rechenschaftspflicht [1]. Forschungsintegrität ist ein übergreifendes Konzept, welches Prinzipien und Standards umfasst, die Validität und Vertrauenswürdigkeit der Forschung sicherstellen sollen [9]. Das übergeordnete Ziel von Forschungsintegrität ist das Vertrauen in Forschung und Forschende zu erhöhen. Haven et al. [10] beschreiben 3 sich gegenseitig nicht ausschließende und in ihrer Verwendung austauschbare Konzepte der Forschungsintegrität (▶ Abb. 1), die alle dazu beitragen, dass Forschung vertrauenswürdig, nachvollziehbar und überprüfbar gemacht wird. In diesem Editorial fokussieren wir verantwortungsvolle Forschungspraktiken; im zweiten Teil in Heft 02/23 das Thema „Open Science“. In beiden Beiträgen werden auch Aspekte der Transparenz beschrieben. Verantwortungsvolle Forschungspraktiken (responsible research practices) beziehen sich auf der Ebene der forschenden Person stark auf die Art und Weise, wie Forschung durchgeführt wird, und können somit dazu beitragen, die Qualität und Vertrauenswürdigkeit der eigenen Forschung sicherzustellen [10]. Beispiele sind die Spezifizierung der Forschungsfrage, das Verfassen eines vollständigen, detaillierten und registrierten Prüfplans bzw. eines Studienprotokolls vor Studienbeginn, die Anwendung von Messinstrumenten mit hinreichenden Gütekriterien, die frühzeitige statistische Beratung bezüglich Stichprobengröße und angemessener Datenanalyse, die Reduktion von Verzerrungen, Vorsicht bei der Interpretation statistischer Signifikanz sowie die vollständige Berichterstattung aller Ergebnisse [10–14]. Forschungspraktiken wie das Publizieren von Studienprotokollen und die Berücksichtigung von Reporting Guidelines fördern in besonderer Weise die Transparenz [10, 14]. Verantwortungsvolle Forschungspraktiken tragen dazu bei, das Risiko für Verzerrungen zu senken und die Studienqualität zu erhöhen. Zudem können Verhaltensweisen von Forschenden in 2 weitere Gruppen eingeteilt werden [9]. Zu wissenschaftlichem Fehlverhalten werden unter anderem die Erfindung von Daten und Forschungsergebnissen (fabrication), Fälschung oder ungerechtfertigte Manipulationen von Daten (falsfication) und Plagiate (plagiarism) gezählt [10]. Trotz medialer und öffentlicher Aufmerksamkeit für einzelne Fälle, in denen das wissenschaftliche Fehlverhalten einen bedeutsamen Einfluss auf die InterProf. Dr. Tobias Braun Prof. Dr. Christian Kopkow Editorial