{"title":"性教育是一门专业","authors":"Uwe Sielert","doi":"10.1055/a-2079-5397","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Zusammenfassung Einleitung Der Begriff Sexualpädagogik wird sowohl im populären Sprachgebrauch als auch in fachlichen Kontexten sehr unterschiedlich gehandhabt. Wissenschaftliche und professionelle Diskurse benötigen jedoch möglichst eindeutige Begriffe. Der Beitrag definiert Sexualpädagogik als wissenschaftliche Disziplin. Zielgruppen sind die wachsende Gruppe der praktisch und konzeptionierend tätigen Fachkräfte sowie forschend und theoretisch Interessierte im weiten Bereich der sexuellen Bildung. Forschungsziele Eingangs wird die Sexualpädagogik als Teildisziplin der Erziehungswissenschaft mit Bezügen zur Sexualwissenschaft begründet. Es folgt eine Konfrontation mit dem wissenschafts- und gesellschaftstheoretischen Diskurs um den Emanzipationsbegriff. Das aktuelle Instrumentarium der kritisch-reflexiven Erziehungswissenschaft wird als „Grammatik der wissenschaftlichen Diskurse“ zunächst auf die wissenschaftliche Methodologie und im Anschluss auf Handlungstheorien der Sexualerziehung und Sexuellen Bildung bezogen. Ein Ausblick fokussiert Zukunftsperspektiven und den internationalen Diskursraum. Methoden Der Beitrag wählt ein kritisch-hermeneutisches Vorgehen und stützt sich auf Primär- und Sekundärliteratur aus den Bereichen Wissenschafts- und Gesellschaftstheorie, der Erziehungs- und Sexualwissenschaft sowie der pädagogischen Teildisziplinen Sozial- und Sexualpädagogik. Ergebnisse Der Gegenstandsbereich der Sexualpädagogik umfasst das sexuelle Lernen, die Erziehbarkeit und Erziehungsbedürftigkeit wie auch sexuelle Bildsamkeit und Bildungsbedürftigkeit des Menschen einschließlich der damit korrespondierenden Professionsfelder von Unterricht, Erziehung und Bildung. Damit liegt es nahe, die Erziehungswissenschaft als Bezugsdisziplin mit der Sexualwissenschaft als wichtigster Nachbardisziplin zu verstehen. Emanzipation als Konzept und Erkenntnisinteresse gilt auch heute noch zur normativen Orientierung für alle wissenschaftlichen Bemühungen, die an Mündigkeit und Selbstbestimmung des Menschen interessiert sind, also auch für die Sexualpädagogik. Die methodologischen und ideologiekritischen Kriterien der kritisch-reflexiven Erziehungswissenschaft garantieren der Disziplin zudem ihre wissenschaftliche Autonomie. Schlussfolgerung Sexualpädagogik benötigt als wissenschaftliche Metatheorie die Erziehungswissenschaft und die Nachbardisziplin Sexualwissenschaft mit emanzipatorischem Erkenntnisinteresse und kritisch-reflexiver Methodologie. 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Zusammenfassung Einleitung Der Begriff Sexualpädagogik wird sowohl im populären Sprachgebrauch als auch in fachlichen Kontexten sehr unterschiedlich gehandhabt. Wissenschaftliche und professionelle Diskurse benötigen jedoch möglichst eindeutige Begriffe. Der Beitrag definiert Sexualpädagogik als wissenschaftliche Disziplin. Zielgruppen sind die wachsende Gruppe der praktisch und konzeptionierend tätigen Fachkräfte sowie forschend und theoretisch Interessierte im weiten Bereich der sexuellen Bildung. Forschungsziele Eingangs wird die Sexualpädagogik als Teildisziplin der Erziehungswissenschaft mit Bezügen zur Sexualwissenschaft begründet. Es folgt eine Konfrontation mit dem wissenschafts- und gesellschaftstheoretischen Diskurs um den Emanzipationsbegriff. Das aktuelle Instrumentarium der kritisch-reflexiven Erziehungswissenschaft wird als „Grammatik der wissenschaftlichen Diskurse“ zunächst auf die wissenschaftliche Methodologie und im Anschluss auf Handlungstheorien der Sexualerziehung und Sexuellen Bildung bezogen. Ein Ausblick fokussiert Zukunftsperspektiven und den internationalen Diskursraum. Methoden Der Beitrag wählt ein kritisch-hermeneutisches Vorgehen und stützt sich auf Primär- und Sekundärliteratur aus den Bereichen Wissenschafts- und Gesellschaftstheorie, der Erziehungs- und Sexualwissenschaft sowie der pädagogischen Teildisziplinen Sozial- und Sexualpädagogik. Ergebnisse Der Gegenstandsbereich der Sexualpädagogik umfasst das sexuelle Lernen, die Erziehbarkeit und Erziehungsbedürftigkeit wie auch sexuelle Bildsamkeit und Bildungsbedürftigkeit des Menschen einschließlich der damit korrespondierenden Professionsfelder von Unterricht, Erziehung und Bildung. Damit liegt es nahe, die Erziehungswissenschaft als Bezugsdisziplin mit der Sexualwissenschaft als wichtigster Nachbardisziplin zu verstehen. Emanzipation als Konzept und Erkenntnisinteresse gilt auch heute noch zur normativen Orientierung für alle wissenschaftlichen Bemühungen, die an Mündigkeit und Selbstbestimmung des Menschen interessiert sind, also auch für die Sexualpädagogik. Die methodologischen und ideologiekritischen Kriterien der kritisch-reflexiven Erziehungswissenschaft garantieren der Disziplin zudem ihre wissenschaftliche Autonomie. Schlussfolgerung Sexualpädagogik benötigt als wissenschaftliche Metatheorie die Erziehungswissenschaft und die Nachbardisziplin Sexualwissenschaft mit emanzipatorischem Erkenntnisinteresse und kritisch-reflexiver Methodologie. Eine ausgearbeitete Theorie wie auch internationale Verortung stehen allerdings noch aus.