{"title":"书评:《食人赞歌》。文化与文学研究","authors":"Ursula Verhoeven","doi":"10.1177/030751330409001S08","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Das vorliegende Werk verspricht mit seinem Haupttitel The Cannibal Hymn eine monographische Beschaftigung mit einem der beriihmtesten und meistdiskutierten Texte der agyptischen ]enseitsliteratur, der sich neben seinem ungewohnlichen Thema durch eine sprachlich sehr anspruchsvolle Gestaltung auszeichnet: der sogenannte Kannibalenhymnus-eine Bezeichnung, die eigentlich nur nochforschungsgeschichtlich oder publizistisch zu rechtfertigen ist, da es sich weder urn einen typischen Hymnus handelt, noch ein wie auch immer gearteter 'echter' menschlicher Kannibalismus in seinem Zentrum steht.! Das Rinderrelief auf dem Buchumschlag laBt die Diskrepanz zwischen der bisherigen Benennung und der Interpretation des Autors. bereits vermuten. Der Untertitel des Buches A Cultural and Literary Study laBt das zweite Anliegen des Verfasser erkennen: In der 'Introduction' (Kap. 1) bemerkt er, es handele sich bei seinem Buch nicht urn 'a work of traditional philology', sondern 'an essay on literature as an artefact of cultural history'. Am Fallbeispiel des Kannibalenhymnus will er sich die Aufgabe stellen, die 'kulturellen Resonanzen' eines performativen Rituals, wie es in diesem Text beschrieben zu sein scheint, aufzuspiiren. Nach einer ersten unkommentierten Ubersetzung des Textes (Kap. 2) widmet er sich in Kap. 3 den Einschatzungen der textlichen Uberlieferung der Pyramidentexte (PT). Der friiheren Annahme evolutionistischer Pragung, die PT spiegelten eine altere orale Tradition, widerspricht er eindeutig: nichts sprache dafur, daB die erste schriftliche Fassung deutlich alter sei als ihre erste Verwendung bei Unas, da gerade in der spaten 5. Dynastie eine Zunahme im Gebrauch Iangerer Texte zu beobachten sei (S. 17-19). Hier benennt er erstmals-etwas unvermittelt-daB der Kannibalenhymnus seiner Meinung nach eine 'evocation of the ritual of the butchered bull' enthalte (S. 18): wichtig ist ihm dabei die Relevanz des Textes und seiner Metaphorik fur den Kult des Konigs im spaten Alten Reich und nicht z.B. die Frage nach den Urspriingen des Schlachtrituals. Beziiglich der spateren Verwendungen lehnt er angebliche Riickgriffe auf ein kanonisches Buch oder unverstandene Oberreste alter Zeiten eindeutig ab und spricht sich fur eine kulturelle Kontinuitat und theologisch gleich bleibende Vorstellungen aus: Rituale konnten je nach Ort und Funktion verandert werden, und der performative Gebrauch habe damit eine kontinuierliche Entwicklung erfahren. 1m 4. Kap. 'The Reconstruction of a Ritual' bespricht er Alter, Kontext und Genre von agyptischen Ritualtexten, die ja stets nur den schriftlich fixierten/zu rezitierenden Teil eines Rituals darstellen, wahrend symbolische oder konkrete Handlungen hochstens angedeutet werden. Eine Unterscheidung zwischen Magie und Religion im formellen Kult und Rituallehnt Verfasser fiir Agypten deutlich ab, weist aber darauf hin, daB der Kannibalenhymnus einem 'strong \"magical\" style' unterliege: 'its theme is to compel and not to petition the god' (S. 30). Die nachsten beiden Kapitel widmen sich 'The Literary Format of Ritual Texts' (Kap. 5) und 'The Pictorial Format of Ritual' (Kap. 6). Yom Sprachlichen her sei der poetische Gebrauch des Vokabulars mit Wortspielen, Paronomasien und Alliterationen das wichtigste Element fur die Struktur und den Zusammenhalt der Abschnitte. Wahrend agyptische Hymnen grundlegend einen 'nominal style' verwenden, zeige der Kannibalenhymnus eine starke narrative Komponente, die vom ProzeB der rituellen Handlung abzuleiten sei, was er als 'indicator of the context for its recitation' auffaBt (S. 35). Bei der Frage nach dem bildlichen Format thematisiert er die Sichtweise, daB die Wanddekoration von Grabern und Tempeln eher auf eine literarische Motivation zuruckgeht: 'the wall as a book rather than a picture' (S.7), und zwar zumeist zum Zwecke der Darstellung des Kosmos. Da in den K6nigspyramiden Darstellungen fehlen, fungiere hier die eingemeiBelte Inschrift als Grundlage fur ein Ritualhandbuch. 1m 7. Kap. diskutiert Verfasser das Verhaltnis zwischen den einzelnen P'T-Spruchen und dem Ort ihrer Anbringung auf den Wanden des Grabinneren. AnschlieBend geht es urn 'Occasion of Performance: The Mythologisation of Reality' (Kap. 8). Fur den Kannibalenhymnus nimmt er als Hypothese die Mythologisierung der konkreten Handlungen der Schlachtung auf ziemlich direktem Wege an. Ein typisches Merkmal der agyptischen Rituale sei, daB sie eine Mischung aus praktischen, alltaglichen Aktionen des Ritualisten und der symbolischen Bedeutung, die sie durch die rezitierten Worte erhalten, darstellen. So liege der Fokus des Kannibalenhymnus 'on the reality of butchery and meat-feasting as symbolic context for a rite of passage and the assertion of a resurrection' (S. 51). Kap. 9 handelt von den Beziehungen zwischen Schlachtung und Opferritual: Hier deutet Eyre den Kannibalenhymnus explizit als 'narrative recreation of the butchery and meat feast, mythologising the sequence of meat-offerings through a symbolic recreation of the butchery procedure, and so give symbolic meaning to an offering ceremony","PeriodicalId":54147,"journal":{"name":"JOURNAL OF EGYPTIAN ARCHAEOLOGY","volume":"90 1","pages":"17 - 20"},"PeriodicalIF":0.6000,"publicationDate":"2004-12-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1177/030751330409001S08","citationCount":"30","resultStr":"{\"title\":\"Book Review: The Cannibal Hymn. 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Der Untertitel des Buches A Cultural and Literary Study laBt das zweite Anliegen des Verfasser erkennen: In der 'Introduction' (Kap. 1) bemerkt er, es handele sich bei seinem Buch nicht urn 'a work of traditional philology', sondern 'an essay on literature as an artefact of cultural history'. Am Fallbeispiel des Kannibalenhymnus will er sich die Aufgabe stellen, die 'kulturellen Resonanzen' eines performativen Rituals, wie es in diesem Text beschrieben zu sein scheint, aufzuspiiren. Nach einer ersten unkommentierten Ubersetzung des Textes (Kap. 2) widmet er sich in Kap. 3 den Einschatzungen der textlichen Uberlieferung der Pyramidentexte (PT). Der friiheren Annahme evolutionistischer Pragung, die PT spiegelten eine altere orale Tradition, widerspricht er eindeutig: nichts sprache dafur, daB die erste schriftliche Fassung deutlich alter sei als ihre erste Verwendung bei Unas, da gerade in der spaten 5. Dynastie eine Zunahme im Gebrauch Iangerer Texte zu beobachten sei (S. 17-19). Hier benennt er erstmals-etwas unvermittelt-daB der Kannibalenhymnus seiner Meinung nach eine 'evocation of the ritual of the butchered bull' enthalte (S. 18): wichtig ist ihm dabei die Relevanz des Textes und seiner Metaphorik fur den Kult des Konigs im spaten Alten Reich und nicht z.B. die Frage nach den Urspriingen des Schlachtrituals. Beziiglich der spateren Verwendungen lehnt er angebliche Riickgriffe auf ein kanonisches Buch oder unverstandene Oberreste alter Zeiten eindeutig ab und spricht sich fur eine kulturelle Kontinuitat und theologisch gleich bleibende Vorstellungen aus: Rituale konnten je nach Ort und Funktion verandert werden, und der performative Gebrauch habe damit eine kontinuierliche Entwicklung erfahren. 1m 4. Kap. 'The Reconstruction of a Ritual' bespricht er Alter, Kontext und Genre von agyptischen Ritualtexten, die ja stets nur den schriftlich fixierten/zu rezitierenden Teil eines Rituals darstellen, wahrend symbolische oder konkrete Handlungen hochstens angedeutet werden. Eine Unterscheidung zwischen Magie und Religion im formellen Kult und Rituallehnt Verfasser fiir Agypten deutlich ab, weist aber darauf hin, daB der Kannibalenhymnus einem 'strong \\\"magical\\\" style' unterliege: 'its theme is to compel and not to petition the god' (S. 30). Die nachsten beiden Kapitel widmen sich 'The Literary Format of Ritual Texts' (Kap. 5) und 'The Pictorial Format of Ritual' (Kap. 6). Yom Sprachlichen her sei der poetische Gebrauch des Vokabulars mit Wortspielen, Paronomasien und Alliterationen das wichtigste Element fur die Struktur und den Zusammenhalt der Abschnitte. Wahrend agyptische Hymnen grundlegend einen 'nominal style' verwenden, zeige der Kannibalenhymnus eine starke narrative Komponente, die vom ProzeB der rituellen Handlung abzuleiten sei, was er als 'indicator of the context for its recitation' auffaBt (S. 35). Bei der Frage nach dem bildlichen Format thematisiert er die Sichtweise, daB die Wanddekoration von Grabern und Tempeln eher auf eine literarische Motivation zuruckgeht: 'the wall as a book rather than a picture' (S.7), und zwar zumeist zum Zwecke der Darstellung des Kosmos. Da in den K6nigspyramiden Darstellungen fehlen, fungiere hier die eingemeiBelte Inschrift als Grundlage fur ein Ritualhandbuch. 1m 7. Kap. diskutiert Verfasser das Verhaltnis zwischen den einzelnen P'T-Spruchen und dem Ort ihrer Anbringung auf den Wanden des Grabinneren. AnschlieBend geht es urn 'Occasion of Performance: The Mythologisation of Reality' (Kap. 8). Fur den Kannibalenhymnus nimmt er als Hypothese die Mythologisierung der konkreten Handlungen der Schlachtung auf ziemlich direktem Wege an. Ein typisches Merkmal der agyptischen Rituale sei, daB sie eine Mischung aus praktischen, alltaglichen Aktionen des Ritualisten und der symbolischen Bedeutung, die sie durch die rezitierten Worte erhalten, darstellen. So liege der Fokus des Kannibalenhymnus 'on the reality of butchery and meat-feasting as symbolic context for a rite of passage and the assertion of a resurrection' (S. 51). Kap. 9 handelt von den Beziehungen zwischen Schlachtung und Opferritual: Hier deutet Eyre den Kannibalenhymnus explizit als 'narrative recreation of the butchery and meat feast, mythologising the sequence of meat-offerings through a symbolic recreation of the butchery procedure, and so give symbolic meaning to an offering ceremony\",\"PeriodicalId\":54147,\"journal\":{\"name\":\"JOURNAL OF EGYPTIAN ARCHAEOLOGY\",\"volume\":\"90 1\",\"pages\":\"17 - 20\"},\"PeriodicalIF\":0.6000,\"publicationDate\":\"2004-12-01\",\"publicationTypes\":\"Journal Article\",\"fieldsOfStudy\":null,\"isOpenAccess\":false,\"openAccessPdf\":\"https://sci-hub-pdf.com/10.1177/030751330409001S08\",\"citationCount\":\"30\",\"resultStr\":null,\"platform\":\"Semanticscholar\",\"paperid\":null,\"PeriodicalName\":\"JOURNAL OF EGYPTIAN ARCHAEOLOGY\",\"FirstCategoryId\":\"1085\",\"ListUrlMain\":\"https://doi.org/10.1177/030751330409001S08\",\"RegionNum\":3,\"RegionCategory\":\"历史学\",\"ArticlePicture\":[],\"TitleCN\":null,\"AbstractTextCN\":null,\"PMCID\":null,\"EPubDate\":\"\",\"PubModel\":\"\",\"JCR\":\"0\",\"JCRName\":\"ARCHAEOLOGY\",\"Score\":null,\"Total\":0}","platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"JOURNAL OF EGYPTIAN ARCHAEOLOGY","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1177/030751330409001S08","RegionNum":3,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"0","JCRName":"ARCHAEOLOGY","Score":null,"Total":0}
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摘要
本著作以其主要书名《坎尼伯·海默尔》,承诺要和《阿基塔斯》的一篇主要书名为单一主题,内容是一篇比较流行,是当时讨论最多的阿基塔语文献,除了这个题目以外,还以一种复杂的语言结构出版出来:所谓的食人者之歌,看来只有通过科学或公共的研究才能说得通,因为那里既没有典型的食人者,也没有任何形式的“真正的”食人者。书名和作者的解释互相矛盾。已经猜测.《建筑与文学》一书的副标题“收集作者的第二件作品”(第1章)说:“不是‘传统文学的工作’,而是‘他们的文化艺术品’。”他利用食人族的一宗案例研究,确定了经文形容的这种祭过“文化共鸣”的行为。本编得初现。(第二章)本编在3章,获得了金字塔式的逃狱获得的精神创伤。这与现代人的传统主张是矛盾的,因为这一主张并不表示首次书面版本比首次使用年龄要大,而这又是在Unas(拿摩托5)上发表的。王朝之后,越来越多的人使用越来越多的经文。(在这里为他erstmals-etwas unvermittelt-daB Kannibalenhymnus其意见后又有evocation《仪式》butchered牛’的(第18页):重要的是他在文本及其相关性Metaphorik破译的教派Konigs在铁锹旧帝国的问题,而不是如的Urspriingen Schlachtrituals .Beziiglich spateren用途的反对他所谓Riickgriffe kanonisches本书上或者unverstandene Oberreste旧显然开始鼓励为文化的Kontinuitat和神学就存在的观念:仪式可以根据地点和功能verandert performative使用,以便继续发展听说.一段4 .章.这其中包括一些十恶不赦的仪式(只记载了仪式中明文规定的部分)的年龄情节以及主旨,在仪式中最强烈地显示出某些行为的象征意义或具体行为。在正式的崇拜和仪式中,魔法和宗教的区别显然是否定的,但有人指出食人圣歌的作用是一种“强烈”的风格:“他们的名字非常相似,不可能做上帝的见证”(第30页)。下面的两章分别叫做“文学礼仪形式”(第5章)和“给行为影像的形式”。在无神论者基本使用“名义模式”的时候,食人大师揭示出一种强烈的叙事因素,这种叙事是仪式流程的推断,并且被认为是“对信仰的意象”的指示(第35页)。在比喻性的问题上,他表现了人们的观点,认为墓穴和庙宇的装饰是文学创作的一部分。由于责任欺诈的解释缺乏,洗礼手册就用犀利的铭文负责解释。章.作者讨论了传说的内容、墓碑上的位置。接着是一场表演考察:真实的神话学(第8章)。对于食人者的圣歌,他表示他直接将某些屠杀的实际行为称为神话。所谓的无知识仪式,据称是把仪式执笔者实际表演的事,以及从经文某一处增加的象征意义,融合在一起,成为怪事的典型特色。比如,食人歌的焦点在于“屠夫和食物的真实人生”(第51页)。章. handelt von den Beziehungen zwischen Schlachtung und opferrous: Hier deet Eyre den Kannibalenhymnus明确了对屠宰和肉类盛宴的叙事再创造,通过对屠宰过程的象征性再创造,将肉类献祭的顺序神话化,从而赋予献祭仪式象征性的意义
Book Review: The Cannibal Hymn. A Cultural and Literary Study
Das vorliegende Werk verspricht mit seinem Haupttitel The Cannibal Hymn eine monographische Beschaftigung mit einem der beriihmtesten und meistdiskutierten Texte der agyptischen ]enseitsliteratur, der sich neben seinem ungewohnlichen Thema durch eine sprachlich sehr anspruchsvolle Gestaltung auszeichnet: der sogenannte Kannibalenhymnus-eine Bezeichnung, die eigentlich nur nochforschungsgeschichtlich oder publizistisch zu rechtfertigen ist, da es sich weder urn einen typischen Hymnus handelt, noch ein wie auch immer gearteter 'echter' menschlicher Kannibalismus in seinem Zentrum steht.! Das Rinderrelief auf dem Buchumschlag laBt die Diskrepanz zwischen der bisherigen Benennung und der Interpretation des Autors. bereits vermuten. Der Untertitel des Buches A Cultural and Literary Study laBt das zweite Anliegen des Verfasser erkennen: In der 'Introduction' (Kap. 1) bemerkt er, es handele sich bei seinem Buch nicht urn 'a work of traditional philology', sondern 'an essay on literature as an artefact of cultural history'. Am Fallbeispiel des Kannibalenhymnus will er sich die Aufgabe stellen, die 'kulturellen Resonanzen' eines performativen Rituals, wie es in diesem Text beschrieben zu sein scheint, aufzuspiiren. Nach einer ersten unkommentierten Ubersetzung des Textes (Kap. 2) widmet er sich in Kap. 3 den Einschatzungen der textlichen Uberlieferung der Pyramidentexte (PT). Der friiheren Annahme evolutionistischer Pragung, die PT spiegelten eine altere orale Tradition, widerspricht er eindeutig: nichts sprache dafur, daB die erste schriftliche Fassung deutlich alter sei als ihre erste Verwendung bei Unas, da gerade in der spaten 5. Dynastie eine Zunahme im Gebrauch Iangerer Texte zu beobachten sei (S. 17-19). Hier benennt er erstmals-etwas unvermittelt-daB der Kannibalenhymnus seiner Meinung nach eine 'evocation of the ritual of the butchered bull' enthalte (S. 18): wichtig ist ihm dabei die Relevanz des Textes und seiner Metaphorik fur den Kult des Konigs im spaten Alten Reich und nicht z.B. die Frage nach den Urspriingen des Schlachtrituals. Beziiglich der spateren Verwendungen lehnt er angebliche Riickgriffe auf ein kanonisches Buch oder unverstandene Oberreste alter Zeiten eindeutig ab und spricht sich fur eine kulturelle Kontinuitat und theologisch gleich bleibende Vorstellungen aus: Rituale konnten je nach Ort und Funktion verandert werden, und der performative Gebrauch habe damit eine kontinuierliche Entwicklung erfahren. 1m 4. Kap. 'The Reconstruction of a Ritual' bespricht er Alter, Kontext und Genre von agyptischen Ritualtexten, die ja stets nur den schriftlich fixierten/zu rezitierenden Teil eines Rituals darstellen, wahrend symbolische oder konkrete Handlungen hochstens angedeutet werden. Eine Unterscheidung zwischen Magie und Religion im formellen Kult und Rituallehnt Verfasser fiir Agypten deutlich ab, weist aber darauf hin, daB der Kannibalenhymnus einem 'strong "magical" style' unterliege: 'its theme is to compel and not to petition the god' (S. 30). Die nachsten beiden Kapitel widmen sich 'The Literary Format of Ritual Texts' (Kap. 5) und 'The Pictorial Format of Ritual' (Kap. 6). Yom Sprachlichen her sei der poetische Gebrauch des Vokabulars mit Wortspielen, Paronomasien und Alliterationen das wichtigste Element fur die Struktur und den Zusammenhalt der Abschnitte. Wahrend agyptische Hymnen grundlegend einen 'nominal style' verwenden, zeige der Kannibalenhymnus eine starke narrative Komponente, die vom ProzeB der rituellen Handlung abzuleiten sei, was er als 'indicator of the context for its recitation' auffaBt (S. 35). Bei der Frage nach dem bildlichen Format thematisiert er die Sichtweise, daB die Wanddekoration von Grabern und Tempeln eher auf eine literarische Motivation zuruckgeht: 'the wall as a book rather than a picture' (S.7), und zwar zumeist zum Zwecke der Darstellung des Kosmos. Da in den K6nigspyramiden Darstellungen fehlen, fungiere hier die eingemeiBelte Inschrift als Grundlage fur ein Ritualhandbuch. 1m 7. Kap. diskutiert Verfasser das Verhaltnis zwischen den einzelnen P'T-Spruchen und dem Ort ihrer Anbringung auf den Wanden des Grabinneren. AnschlieBend geht es urn 'Occasion of Performance: The Mythologisation of Reality' (Kap. 8). Fur den Kannibalenhymnus nimmt er als Hypothese die Mythologisierung der konkreten Handlungen der Schlachtung auf ziemlich direktem Wege an. Ein typisches Merkmal der agyptischen Rituale sei, daB sie eine Mischung aus praktischen, alltaglichen Aktionen des Ritualisten und der symbolischen Bedeutung, die sie durch die rezitierten Worte erhalten, darstellen. So liege der Fokus des Kannibalenhymnus 'on the reality of butchery and meat-feasting as symbolic context for a rite of passage and the assertion of a resurrection' (S. 51). Kap. 9 handelt von den Beziehungen zwischen Schlachtung und Opferritual: Hier deutet Eyre den Kannibalenhymnus explizit als 'narrative recreation of the butchery and meat feast, mythologising the sequence of meat-offerings through a symbolic recreation of the butchery procedure, and so give symbolic meaning to an offering ceremony