{"title":"Schreibenlassen .数字文学的文献。来自汉内斯巴约翰柏林:2022年8月. 223页€20,00 broschiert,€13.99 eBook .","authors":"P. Krapp","doi":"10.3368/m.115.2.329","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"keine tatsächlich autonome KI verfasste). Überdies unterscheidet Bajohr zwei Strategien, wie sich Künstler_innen gegenüber KI-Kunst verhielten: zum einen das ,,lean in“ derjenigen Autor_innen, die die Defizite an semantischer Kohärenz und Kohäsion in KI-generierten Texte zur Belustigung oder zum dadaistischen Kunstgenuss zur Schau stellten; und zum anderen das ,,resist“ derjenigen Künstler_innen, die die Dialogizität mit der KI in ihren Werken würdigten oder als Assistenzleistung herabwürdigten. Bislang noch könne keine KI tatsächlich autonom Kunst herstellen, betont Bajohr, weshalb der menschliche Anteil an digitaler Literatur weiterhin in der kreativen Initiations-, Konzeptgestaltungsund Anerkennungsmacht des Produkts als distinkt literarischem Kunstwerk bestehe. Doch hebt er prospektiv auf eine notwendig geänderte Erwartungshaltung an Literatur ab: Ob Mensch und/oder Maschine ein Werk hervorbringe, werde zukünftig keine Frage mehr sein. Dass digitale Literatur die Grenzziehungen überschreitet, die die (konventionelle) Literaturwissenschaft um Gegenstände, Methoden und Fragestellungen zieht, wird hier wie im gesamten Band auf anschauliche wie faszinierende Weise deutlich. Digitale Literatur II führt dem Anschein nach disparate Ideen über Gegenstände, Herangehensweisen, Fokussierungen, methodische Herausforderungen und literaturtheoretische Probleme der Digitalen Literatur 2.0 zusammen. Bajohr und Gilbert versuchen in ihrer Einführung, die digital treibenden, mäandernden und über die Ufer tretenden Strömungen digitaler Literatur mit Metaphern der Zeitlichkeit und Technizität zu fassen. Anstelle einer definitorischen Verengung des Konzepts entsteht mit dem Band der panoramatische Atlas einer Forschungslandschaft, die ebenso ,,fluide“ (7) wie ihr Gegenstand ist. Damit eingelöst wird der selbst gesetzte Anspruch: ein Standstill der Vielfalt digitaler Literatur, ihrer literaturwissenschaftlichen Erforschung und offenen Forschungsfragen einzufangen – bis zu einer nächsten gänzlich überarbeiteten und aktualisierten Neuausgabe.","PeriodicalId":54028,"journal":{"name":"Monatshefte","volume":"115 1","pages":"329 - 331"},"PeriodicalIF":0.1000,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Schreibenlassen. Texte zur Literatur im Digitalen. Von Hannes Bajohr. Berlin: August, 2022. 223 Seiten. €20,00 broschiert, €13,99 eBook.\",\"authors\":\"P. 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Schreibenlassen. Texte zur Literatur im Digitalen. Von Hannes Bajohr. Berlin: August, 2022. 223 Seiten. €20,00 broschiert, €13,99 eBook.
keine tatsächlich autonome KI verfasste). Überdies unterscheidet Bajohr zwei Strategien, wie sich Künstler_innen gegenüber KI-Kunst verhielten: zum einen das ,,lean in“ derjenigen Autor_innen, die die Defizite an semantischer Kohärenz und Kohäsion in KI-generierten Texte zur Belustigung oder zum dadaistischen Kunstgenuss zur Schau stellten; und zum anderen das ,,resist“ derjenigen Künstler_innen, die die Dialogizität mit der KI in ihren Werken würdigten oder als Assistenzleistung herabwürdigten. Bislang noch könne keine KI tatsächlich autonom Kunst herstellen, betont Bajohr, weshalb der menschliche Anteil an digitaler Literatur weiterhin in der kreativen Initiations-, Konzeptgestaltungsund Anerkennungsmacht des Produkts als distinkt literarischem Kunstwerk bestehe. Doch hebt er prospektiv auf eine notwendig geänderte Erwartungshaltung an Literatur ab: Ob Mensch und/oder Maschine ein Werk hervorbringe, werde zukünftig keine Frage mehr sein. Dass digitale Literatur die Grenzziehungen überschreitet, die die (konventionelle) Literaturwissenschaft um Gegenstände, Methoden und Fragestellungen zieht, wird hier wie im gesamten Band auf anschauliche wie faszinierende Weise deutlich. Digitale Literatur II führt dem Anschein nach disparate Ideen über Gegenstände, Herangehensweisen, Fokussierungen, methodische Herausforderungen und literaturtheoretische Probleme der Digitalen Literatur 2.0 zusammen. Bajohr und Gilbert versuchen in ihrer Einführung, die digital treibenden, mäandernden und über die Ufer tretenden Strömungen digitaler Literatur mit Metaphern der Zeitlichkeit und Technizität zu fassen. Anstelle einer definitorischen Verengung des Konzepts entsteht mit dem Band der panoramatische Atlas einer Forschungslandschaft, die ebenso ,,fluide“ (7) wie ihr Gegenstand ist. Damit eingelöst wird der selbst gesetzte Anspruch: ein Standstill der Vielfalt digitaler Literatur, ihrer literaturwissenschaftlichen Erforschung und offenen Forschungsfragen einzufangen – bis zu einer nächsten gänzlich überarbeiteten und aktualisierten Neuausgabe.