{"title":"拒绝“赤裸裸的生活”——贝罗蒙特,河边居民和他们为认识正义而斗争","authors":"S. Weißermel, K. A. Chaves","doi":"10.12854/ERDE-2020-478","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Durch die Installation des Wasserkraftwerks Belo Monte im brasilianischen Amazonasgebiet wurden mehr als 40.000 Menschen vertrieben, darunter zahlreiche Flussbewohner*innen, die als solche nicht anerkannt wurden. Ihre Vertreibung fuhrte zum Verlust ihrer Territorien und zur erzwungenen Aufgabe ihrer Lebensweise. Im Kampf gegen ihre Prekarisierung und um Anerkennung grundeten die betroffenen Flussbewohner*innen einen Rat als politisches Organ, uber den sie sich selbst organisierten und diskursive Macht uber ihr Dasein zuruckerlangten. Uber die Rechtskategorie der traditionellen Volker versuchten sie, ihre epistemischen und ontologischen Perspektiven einzubringen und auf diese Weise den Staat und das Baukonsortium zu zwingen, ihre Rechte anzuerkennen, den Zugang zu ihren Territorien zu gewahrleisten und damit Umweltungerechtigkeiten auszugleichen. Dieser Artikel fokussiert auf die epistemische Dimension sowohl innerhalb der Implementierung von Belo Monte als auch innerhalb des Widerstandkampfes der Flussbewohner*innen. Zu diesem Zweck verwenden wir eine dekoloniale Konzeption von Agambens (2002; 2005) Perspektive auf den Ausnahmezustand und die Zuweisung von nacktem Leben, die den epistemischen Charakter der darin wirkenden coloniality of power berucksichtigt (siehe Mignolo 2005; Quijano 2009). Dies bildet die Grundlage fur das Auftreten epistemischer Ungerechtigkeiten (siehe Fricker 2007), die im Zusammenhang mit der Debatte um Umweltgerechtigkeit diskutiert werden. Um die Mechanismen der Produktion von verfugbarem und nacktem Leben und die Moglichkeiten des Widerstands im Kampf um epistemische Gerechtigkeit besser zu beleuchten, fugen wir schlieslich die Idee der Prekarisierung und des performativen Widerstands hinzu (siehe Butler 2009; Butler und Athanasiou 2013).","PeriodicalId":50505,"journal":{"name":"Erde","volume":"30 1","pages":"154-166"},"PeriodicalIF":1.2000,"publicationDate":"2020-06-12","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"7","resultStr":"{\"title\":\"Refusing ‘bare life‘ – Belo Monte, the riverine population and their struggle for epistemic justice\",\"authors\":\"S. Weißermel, K. A. 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Refusing ‘bare life‘ – Belo Monte, the riverine population and their struggle for epistemic justice
Durch die Installation des Wasserkraftwerks Belo Monte im brasilianischen Amazonasgebiet wurden mehr als 40.000 Menschen vertrieben, darunter zahlreiche Flussbewohner*innen, die als solche nicht anerkannt wurden. Ihre Vertreibung fuhrte zum Verlust ihrer Territorien und zur erzwungenen Aufgabe ihrer Lebensweise. Im Kampf gegen ihre Prekarisierung und um Anerkennung grundeten die betroffenen Flussbewohner*innen einen Rat als politisches Organ, uber den sie sich selbst organisierten und diskursive Macht uber ihr Dasein zuruckerlangten. Uber die Rechtskategorie der traditionellen Volker versuchten sie, ihre epistemischen und ontologischen Perspektiven einzubringen und auf diese Weise den Staat und das Baukonsortium zu zwingen, ihre Rechte anzuerkennen, den Zugang zu ihren Territorien zu gewahrleisten und damit Umweltungerechtigkeiten auszugleichen. Dieser Artikel fokussiert auf die epistemische Dimension sowohl innerhalb der Implementierung von Belo Monte als auch innerhalb des Widerstandkampfes der Flussbewohner*innen. Zu diesem Zweck verwenden wir eine dekoloniale Konzeption von Agambens (2002; 2005) Perspektive auf den Ausnahmezustand und die Zuweisung von nacktem Leben, die den epistemischen Charakter der darin wirkenden coloniality of power berucksichtigt (siehe Mignolo 2005; Quijano 2009). Dies bildet die Grundlage fur das Auftreten epistemischer Ungerechtigkeiten (siehe Fricker 2007), die im Zusammenhang mit der Debatte um Umweltgerechtigkeit diskutiert werden. Um die Mechanismen der Produktion von verfugbarem und nacktem Leben und die Moglichkeiten des Widerstands im Kampf um epistemische Gerechtigkeit besser zu beleuchten, fugen wir schlieslich die Idee der Prekarisierung und des performativen Widerstands hinzu (siehe Butler 2009; Butler und Athanasiou 2013).
期刊介绍:
DIE ERDE is a publication of the Geographical Society of Berlin
DIE ERDE is a scientific journal in Geography, with four issues per year with about 100 pages each. It covers all aspects of geographical research, focusing on both earth system studies and regional contributions.
DIE ERDE invites contributions from any subfield of both Physical and Human Geography as well as from neighbouring disciplines.