{"title":"社论:Das采访","authors":"Dorothea Walzer, A. Heesen","doi":"10.30965/25890859-04701001","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Das Interview ist ein Vielfaches. Die scheinbar einfache Ausgangssituation – eine Frage wird gestellt, eine Antwort wird gegeben – erweist sich bei näherer Untersuchung als kompliziert und vertrackt. Wie sind Frage und Antwort aufeinander bezogen, wie wurden sie vorbereitet und inwiefern sind sie durch Medien und Formate (Enquête und Verhör, Test und Theater etc.), durch Zeitkontingente und Rezeptionserwartungen immer schon vorformatiert? Und was passiert mit dem gesprochenen Wort, da es aufgenommen, transkribiert und wissenschaftlich, publizistisch oder mitunter auch literarisch verarbeitet wird? Eine Collage von Andy Warhol von 1971 bringt diese Komplikationen auf den Punkt.1 Sie zeigt den Künstler, der unmittelbar in die Kamera blickt. Der leicht geöffnete Mund evoziert eine Artikulation und die in die Fotografie collagierte Sprechblase ruft Comicassoziationen hervor. Hier wird ein Sprechen in Szene gesetzt. Doch die Sprechblase ist leer, der Mund nicht wirklich ein Wort zu formen in der Lage. Man kann dieses Bild in Zusammenhang mit der von Warhol Ende der 1960er Jahre gegründeten Zeitschrift inter/VIEW sehen, deren erste Ausgabe 1969 auf den Markt kommt. Zunächst auf Zeitungspapier gedruckt, später dann unter dem Titel Andy Warhol’s Interview als Hochglanzmagazin herausgegeben, werden in ihm filmtheoretische Essays und Interviews veröffentlicht. Bald entwickelt sich das Magazin zu einer Jetset-Plattform, auf der vor allem mit entsprechenden celebrities Interviews geführt und inszeniert werden. 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