{"title":"Holger Schmitt .苏格兰的语言和身份特征关于苏格兰低地的宏观研究","authors":"Alexander Bergs","doi":"10.1515/ang-2012-0052","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Schottland zählt neben Irland sicherlich zu den englischen Sprachräumen, die seit jeher vermehrt Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die vorliegende Arbeit von Holger Schmitt gliedert sich daher in eine mehr oder weniger große Tradition von Arbeiten ein, die von klassischer Soziolinguistik wie Pollner (1985), Macafee (1997) oder Macaulay (1991) über Beschreibungen grammatischer Phänomene (Görlach 1985; Bergs 2005) und historische Darstellungen (Jones 1997) bis hin zu eher sprachpolitischen Abhandlungen wie McClure (1980, 1988) reicht. All diesen Arbeiten gemein jedoch scheint zu sein, dass der Gegenstandsbereich eher schwammig definiert wird. Was ist die Sprache Schottlands? Wir finden hier zum einen Gälisch, aber auch “English Standard English”. Und natürlich auch “Scottish Englisch” und “Scots”. Man fühlt sich nicht selten an den epochalen Ausruf Max Weinreichs erinnert:A shprakh iz a dialekt mit an armey un flot – “a language is a dialect with an army and navy” (Weinreich 1945, 13). In Schottland handelt es sich offenbar jedoch eher um ein Kontinuum denn um klar definierte oder definierbare Begrifflichkeiten, so dass keine aktuelle Arbeit umhinkommt, ihren Gegenstandsbereich sorgfältig zu beschreiben. Schmitt entzieht sich dieser leidvollen und doch eher fruchtlosen Diskussion in seiner Arbeit und ersetzt die Frage durch einen weitaus produktiveren, soziolinguistisch und sprachsoziologisch modernen Ansatz, nämlich der Frage, inwiefern und durch welche sprachlichen Merkmale sich Sprecher als “Scots-Sprecher” identifizieren. Der Begriff der sprachlichen Identität wird somit dynamisch und bewegt sich weg von eher historisch oder regional geprägten Faktoren, die zwar Einfluss auf die Identitätsbildung haben können, diese aber nicht schlussendlich deterministisch bestimmen. Auf dieser Grundlage erst können und sollten konkrete sprachpolitische Aussagen und Empfehlungen zum möglichen Ausbau von Sprachen und Varietäten getroffen werden. Die Arbeit gliedert sich in insgesamt acht Kapitel. Nach einer allgemeinen Einführung und Diskussion der Problematik von Sprache und Identität beschreibt Kapitel 3 “Scots in Geschichte und Gegenwart” und referiert dabei sehr hilfreich die z.T. recht komplexen Debatten bei Aitken (1981, 1982, 1985), Görlach (1991, 1998) und McClure (1988). Kapitel 4 schildert im Detail die Forschungsmethodik der vorgelegten Studie. Dabei geht Schmitt insbesondere auf Fragen der qualitativen Forschung ein. Dies wird nachvollziehbar begründet mit der Unschärfe und Multikausalität des Problems bzw. der Komplexität des Gegenstands selbst. Die acht Fragen bzw. Forschungskomplexe, die hier in dieser Studie aus qualitativer Sicht bearbeitet werden sollen, sind: 1. Kognition (die Wahrnehmung der sprachlichen Situation in Schottland); 2. Emotion (die emotionale Haltung den Varietäten gegenüber); 3. Volition (konkrete Wünsche und Bedürfnisse der Sprecher); 4. Scots (Kenntnisse über Scots); 5. Stabilität (Stabilität und Dynamik der Einstellungen); 6. Weitere Charakteristika der sprachlichen Identität; 7. Korrelationen in den komplexen Konstellationen der Identitäten; 8. Umfassendere Hypothesen oder Modelle. Diese Forschungskomplexe wurden auf der Grundlage von Interviews bearbeitet, die Schmitt in insgesamt fünf Bevölkerungsgruppen durchführte: in Glasgow, im Nordosten, den Northern Isles (Orkney, Shetland), den Highlands und bei den Gälisch-Sprechern. In jeder dieser Gruppen wurden mindestens zwanzig Interviews geführt, um eine möglichst optimale Repräsentation der Bevölkerung (soziale Schichtung, Alter, Geschlecht, Metropole vs. Hinterland) zu erhalten. 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In Schottland handelt es sich offenbar jedoch eher um ein Kontinuum denn um klar definierte oder definierbare Begrifflichkeiten, so dass keine aktuelle Arbeit umhinkommt, ihren Gegenstandsbereich sorgfältig zu beschreiben. Schmitt entzieht sich dieser leidvollen und doch eher fruchtlosen Diskussion in seiner Arbeit und ersetzt die Frage durch einen weitaus produktiveren, soziolinguistisch und sprachsoziologisch modernen Ansatz, nämlich der Frage, inwiefern und durch welche sprachlichen Merkmale sich Sprecher als “Scots-Sprecher” identifizieren. Der Begriff der sprachlichen Identität wird somit dynamisch und bewegt sich weg von eher historisch oder regional geprägten Faktoren, die zwar Einfluss auf die Identitätsbildung haben können, diese aber nicht schlussendlich deterministisch bestimmen. Auf dieser Grundlage erst können und sollten konkrete sprachpolitische Aussagen und Empfehlungen zum möglichen Ausbau von Sprachen und Varietäten getroffen werden. Die Arbeit gliedert sich in insgesamt acht Kapitel. Nach einer allgemeinen Einführung und Diskussion der Problematik von Sprache und Identität beschreibt Kapitel 3 “Scots in Geschichte und Gegenwart” und referiert dabei sehr hilfreich die z.T. recht komplexen Debatten bei Aitken (1981, 1982, 1985), Görlach (1991, 1998) und McClure (1988). Kapitel 4 schildert im Detail die Forschungsmethodik der vorgelegten Studie. Dabei geht Schmitt insbesondere auf Fragen der qualitativen Forschung ein. Dies wird nachvollziehbar begründet mit der Unschärfe und Multikausalität des Problems bzw. der Komplexität des Gegenstands selbst. Die acht Fragen bzw. Forschungskomplexe, die hier in dieser Studie aus qualitativer Sicht bearbeitet werden sollen, sind: 1. Kognition (die Wahrnehmung der sprachlichen Situation in Schottland); 2. Emotion (die emotionale Haltung den Varietäten gegenüber); 3. Volition (konkrete Wünsche und Bedürfnisse der Sprecher); 4. Scots (Kenntnisse über Scots); 5. Stabilität (Stabilität und Dynamik der Einstellungen); 6. Weitere Charakteristika der sprachlichen Identität; 7. Korrelationen in den komplexen Konstellationen der Identitäten; 8. Umfassendere Hypothesen oder Modelle. Diese Forschungskomplexe wurden auf der Grundlage von Interviews bearbeitet, die Schmitt in insgesamt fünf Bevölkerungsgruppen durchführte: in Glasgow, im Nordosten, den Northern Isles (Orkney, Shetland), den Highlands und bei den Gälisch-Sprechern. In jeder dieser Gruppen wurden mindestens zwanzig Interviews geführt, um eine möglichst optimale Repräsentation der Bevölkerung (soziale Schichtung, Alter, Geschlecht, Metropole vs. Hinterland) zu erhalten. 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Holger Schmitt. Sprache und Identität in Schottland. Eine qualitative Makrostudie zur Rolle des Tiefland-Schottischen (Scots)
Schottland zählt neben Irland sicherlich zu den englischen Sprachräumen, die seit jeher vermehrt Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die vorliegende Arbeit von Holger Schmitt gliedert sich daher in eine mehr oder weniger große Tradition von Arbeiten ein, die von klassischer Soziolinguistik wie Pollner (1985), Macafee (1997) oder Macaulay (1991) über Beschreibungen grammatischer Phänomene (Görlach 1985; Bergs 2005) und historische Darstellungen (Jones 1997) bis hin zu eher sprachpolitischen Abhandlungen wie McClure (1980, 1988) reicht. All diesen Arbeiten gemein jedoch scheint zu sein, dass der Gegenstandsbereich eher schwammig definiert wird. Was ist die Sprache Schottlands? Wir finden hier zum einen Gälisch, aber auch “English Standard English”. Und natürlich auch “Scottish Englisch” und “Scots”. Man fühlt sich nicht selten an den epochalen Ausruf Max Weinreichs erinnert:A shprakh iz a dialekt mit an armey un flot – “a language is a dialect with an army and navy” (Weinreich 1945, 13). In Schottland handelt es sich offenbar jedoch eher um ein Kontinuum denn um klar definierte oder definierbare Begrifflichkeiten, so dass keine aktuelle Arbeit umhinkommt, ihren Gegenstandsbereich sorgfältig zu beschreiben. Schmitt entzieht sich dieser leidvollen und doch eher fruchtlosen Diskussion in seiner Arbeit und ersetzt die Frage durch einen weitaus produktiveren, soziolinguistisch und sprachsoziologisch modernen Ansatz, nämlich der Frage, inwiefern und durch welche sprachlichen Merkmale sich Sprecher als “Scots-Sprecher” identifizieren. Der Begriff der sprachlichen Identität wird somit dynamisch und bewegt sich weg von eher historisch oder regional geprägten Faktoren, die zwar Einfluss auf die Identitätsbildung haben können, diese aber nicht schlussendlich deterministisch bestimmen. Auf dieser Grundlage erst können und sollten konkrete sprachpolitische Aussagen und Empfehlungen zum möglichen Ausbau von Sprachen und Varietäten getroffen werden. Die Arbeit gliedert sich in insgesamt acht Kapitel. Nach einer allgemeinen Einführung und Diskussion der Problematik von Sprache und Identität beschreibt Kapitel 3 “Scots in Geschichte und Gegenwart” und referiert dabei sehr hilfreich die z.T. recht komplexen Debatten bei Aitken (1981, 1982, 1985), Görlach (1991, 1998) und McClure (1988). Kapitel 4 schildert im Detail die Forschungsmethodik der vorgelegten Studie. Dabei geht Schmitt insbesondere auf Fragen der qualitativen Forschung ein. Dies wird nachvollziehbar begründet mit der Unschärfe und Multikausalität des Problems bzw. der Komplexität des Gegenstands selbst. Die acht Fragen bzw. Forschungskomplexe, die hier in dieser Studie aus qualitativer Sicht bearbeitet werden sollen, sind: 1. Kognition (die Wahrnehmung der sprachlichen Situation in Schottland); 2. Emotion (die emotionale Haltung den Varietäten gegenüber); 3. Volition (konkrete Wünsche und Bedürfnisse der Sprecher); 4. Scots (Kenntnisse über Scots); 5. Stabilität (Stabilität und Dynamik der Einstellungen); 6. Weitere Charakteristika der sprachlichen Identität; 7. Korrelationen in den komplexen Konstellationen der Identitäten; 8. Umfassendere Hypothesen oder Modelle. Diese Forschungskomplexe wurden auf der Grundlage von Interviews bearbeitet, die Schmitt in insgesamt fünf Bevölkerungsgruppen durchführte: in Glasgow, im Nordosten, den Northern Isles (Orkney, Shetland), den Highlands und bei den Gälisch-Sprechern. In jeder dieser Gruppen wurden mindestens zwanzig Interviews geführt, um eine möglichst optimale Repräsentation der Bevölkerung (soziale Schichtung, Alter, Geschlecht, Metropole vs. Hinterland) zu erhalten. Die Erhebung selbst
期刊介绍:
The journal of English philology, Anglia, was founded in 1878 by Moritz Trautmann and Richard P. Wülker, and is thus the oldest journal of English studies. Anglia covers a large part of the expanding field of English philology. It publishes essays on the English language and linguistic history, on English literature of the Middle Ages and the Modern period, on American literature, the newer literature in the English language, and on general and comparative literary studies, also including cultural and literary theory aspects. Further, Anglia contains reviews from the areas mentioned..