{"title":"交替生物学","authors":"L. Klotz, A. Simm","doi":"10.5771/9783845276687-83","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Der Begriff „Gerontologie“ wurde 1903 vom russischen Nobelpreisträger, Zoologen und Immunologen Ilja Iljitsch (Elie) Metchnikoff (1863–1944) geprägt und bezeichnet die Alternsforschung im Allgemeinen, die die Gesetzmäßigkeiten und Ursachen des Alternsprozesses in allen – von biologischen bis hin zu sozialen und kulturellen – Aspekten untersucht und beschreibt (Metchnikoff, 1903). Die Biogerontologie im Speziellen befasst sich demnach mit den biologischen Mechanismen des Alterns, die auf molekularer, zellulärer und organischer Ebene sowie auf Ebene des Gesamtorganismus analysiert werden. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass man mit der Geburt „biologisch perfekt“ ist und durch Akkumulation stochastischer Defekte die physiologischen Funktionen im Laufe des Lebens nachlassen. In der Biologie geht man davon aus, dass jede Spezies optimiert ist, sich zu erhalten und so lange zu überleben, dass Kinder für die nächste Generation zu produziert werden zu können. Beim Menschen läge die Grenze bei ca. Mitte 40 Jahren. Die Optimierung durch die Evolution endet mit diesem Alter und wir leben, falls wir älter werden, von den sehr guten Reserven (evolutionsbiologische „Nachspielzeit“). Jede nachweisbare Veränderung, die man beim älteren Menschen gegenüber dem jugendlichen Alter feststellt, sollten daher Alterungsprozesse reflektieren. In Folge dieser Änderungen nimmt die Empfindlichkeit gegenüber Stressoren zu, so dass einerseits immer mehr Krankheiten entstehen und andererseits die Wahrscheinlichkeit zu sterben mit den Jahren ansteigt. Da aus Sicht der Naturwissenschaft jede Veränderung auch eine Ursache haben muss, versucht man in der Biogerontologie die biologischen Mechanismen, die hinter dem Alterungsprozess stecken müssen, zu identifizieren. Es hat sich herausgestellt, dass es den universalen Alterungsmechanismus so nicht gibt, so dass eine Vielzahl von (über 300) Theorien entstanden sind. Aus biogerontologischer Sicht ist das Altern nun ein lebenslanger Prozess, der mit der Geburt beginnt und mit dem Tod endet. Die sehr frühen Alterungsprozesse in der Kindheit und Jugend werden oft übersehen, da sie im Allgemeinen keinen erkennbaren und als gemeinhin mit dem Altwerden (anstelle des Älter-Werdens bzw. Aufwachsens) verbundenen Phänotyp hervorrufen. Erst mit Auftreten eines solchen Phänotyps würden Alterungsprozesse ersichtlich. Im Gegensatz zur „Bio“-Gerontologie ist die Geriatrie (Altersheilkunde) die Lehre von den Krankheiten des alten Menschen und deren Behandlung. Ignaz Nascher (1863–1944) hat diesen Begriff 1909 (Nascher, 1909) als Pendant zur Pädiatrie (Kinderheilkunde) eingeführt. 1.","PeriodicalId":23809,"journal":{"name":"Zeitschrift fur Alternsforschung","volume":"33 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2019-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"2","resultStr":"{\"title\":\"Biologie des Alterns\",\"authors\":\"L. Klotz, A. Simm\",\"doi\":\"10.5771/9783845276687-83\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Der Begriff „Gerontologie“ wurde 1903 vom russischen Nobelpreisträger, Zoologen und Immunologen Ilja Iljitsch (Elie) Metchnikoff (1863–1944) geprägt und bezeichnet die Alternsforschung im Allgemeinen, die die Gesetzmäßigkeiten und Ursachen des Alternsprozesses in allen – von biologischen bis hin zu sozialen und kulturellen – Aspekten untersucht und beschreibt (Metchnikoff, 1903). Die Biogerontologie im Speziellen befasst sich demnach mit den biologischen Mechanismen des Alterns, die auf molekularer, zellulärer und organischer Ebene sowie auf Ebene des Gesamtorganismus analysiert werden. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass man mit der Geburt „biologisch perfekt“ ist und durch Akkumulation stochastischer Defekte die physiologischen Funktionen im Laufe des Lebens nachlassen. In der Biologie geht man davon aus, dass jede Spezies optimiert ist, sich zu erhalten und so lange zu überleben, dass Kinder für die nächste Generation zu produziert werden zu können. Beim Menschen läge die Grenze bei ca. Mitte 40 Jahren. Die Optimierung durch die Evolution endet mit diesem Alter und wir leben, falls wir älter werden, von den sehr guten Reserven (evolutionsbiologische „Nachspielzeit“). Jede nachweisbare Veränderung, die man beim älteren Menschen gegenüber dem jugendlichen Alter feststellt, sollten daher Alterungsprozesse reflektieren. In Folge dieser Änderungen nimmt die Empfindlichkeit gegenüber Stressoren zu, so dass einerseits immer mehr Krankheiten entstehen und andererseits die Wahrscheinlichkeit zu sterben mit den Jahren ansteigt. Da aus Sicht der Naturwissenschaft jede Veränderung auch eine Ursache haben muss, versucht man in der Biogerontologie die biologischen Mechanismen, die hinter dem Alterungsprozess stecken müssen, zu identifizieren. Es hat sich herausgestellt, dass es den universalen Alterungsmechanismus so nicht gibt, so dass eine Vielzahl von (über 300) Theorien entstanden sind. Aus biogerontologischer Sicht ist das Altern nun ein lebenslanger Prozess, der mit der Geburt beginnt und mit dem Tod endet. Die sehr frühen Alterungsprozesse in der Kindheit und Jugend werden oft übersehen, da sie im Allgemeinen keinen erkennbaren und als gemeinhin mit dem Altwerden (anstelle des Älter-Werdens bzw. Aufwachsens) verbundenen Phänotyp hervorrufen. Erst mit Auftreten eines solchen Phänotyps würden Alterungsprozesse ersichtlich. Im Gegensatz zur „Bio“-Gerontologie ist die Geriatrie (Altersheilkunde) die Lehre von den Krankheiten des alten Menschen und deren Behandlung. Ignaz Nascher (1863–1944) hat diesen Begriff 1909 (Nascher, 1909) als Pendant zur Pädiatrie (Kinderheilkunde) eingeführt. 1.\",\"PeriodicalId\":23809,\"journal\":{\"name\":\"Zeitschrift fur Alternsforschung\",\"volume\":\"33 1\",\"pages\":\"\"},\"PeriodicalIF\":0.0000,\"publicationDate\":\"2019-01-01\",\"publicationTypes\":\"Journal Article\",\"fieldsOfStudy\":null,\"isOpenAccess\":false,\"openAccessPdf\":\"\",\"citationCount\":\"2\",\"resultStr\":null,\"platform\":\"Semanticscholar\",\"paperid\":null,\"PeriodicalName\":\"Zeitschrift fur Alternsforschung\",\"FirstCategoryId\":\"1085\",\"ListUrlMain\":\"https://doi.org/10.5771/9783845276687-83\",\"RegionNum\":0,\"RegionCategory\":null,\"ArticlePicture\":[],\"TitleCN\":null,\"AbstractTextCN\":null,\"PMCID\":null,\"EPubDate\":\"\",\"PubModel\":\"\",\"JCR\":\"\",\"JCRName\":\"\",\"Score\":null,\"Total\":0}","platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Zeitschrift fur Alternsforschung","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.5771/9783845276687-83","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
Der Begriff „Gerontologie“ wurde 1903 vom russischen Nobelpreisträger, Zoologen und Immunologen Ilja Iljitsch (Elie) Metchnikoff (1863–1944) geprägt und bezeichnet die Alternsforschung im Allgemeinen, die die Gesetzmäßigkeiten und Ursachen des Alternsprozesses in allen – von biologischen bis hin zu sozialen und kulturellen – Aspekten untersucht und beschreibt (Metchnikoff, 1903). Die Biogerontologie im Speziellen befasst sich demnach mit den biologischen Mechanismen des Alterns, die auf molekularer, zellulärer und organischer Ebene sowie auf Ebene des Gesamtorganismus analysiert werden. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass man mit der Geburt „biologisch perfekt“ ist und durch Akkumulation stochastischer Defekte die physiologischen Funktionen im Laufe des Lebens nachlassen. In der Biologie geht man davon aus, dass jede Spezies optimiert ist, sich zu erhalten und so lange zu überleben, dass Kinder für die nächste Generation zu produziert werden zu können. Beim Menschen läge die Grenze bei ca. Mitte 40 Jahren. Die Optimierung durch die Evolution endet mit diesem Alter und wir leben, falls wir älter werden, von den sehr guten Reserven (evolutionsbiologische „Nachspielzeit“). Jede nachweisbare Veränderung, die man beim älteren Menschen gegenüber dem jugendlichen Alter feststellt, sollten daher Alterungsprozesse reflektieren. In Folge dieser Änderungen nimmt die Empfindlichkeit gegenüber Stressoren zu, so dass einerseits immer mehr Krankheiten entstehen und andererseits die Wahrscheinlichkeit zu sterben mit den Jahren ansteigt. Da aus Sicht der Naturwissenschaft jede Veränderung auch eine Ursache haben muss, versucht man in der Biogerontologie die biologischen Mechanismen, die hinter dem Alterungsprozess stecken müssen, zu identifizieren. Es hat sich herausgestellt, dass es den universalen Alterungsmechanismus so nicht gibt, so dass eine Vielzahl von (über 300) Theorien entstanden sind. Aus biogerontologischer Sicht ist das Altern nun ein lebenslanger Prozess, der mit der Geburt beginnt und mit dem Tod endet. Die sehr frühen Alterungsprozesse in der Kindheit und Jugend werden oft übersehen, da sie im Allgemeinen keinen erkennbaren und als gemeinhin mit dem Altwerden (anstelle des Älter-Werdens bzw. Aufwachsens) verbundenen Phänotyp hervorrufen. Erst mit Auftreten eines solchen Phänotyps würden Alterungsprozesse ersichtlich. Im Gegensatz zur „Bio“-Gerontologie ist die Geriatrie (Altersheilkunde) die Lehre von den Krankheiten des alten Menschen und deren Behandlung. Ignaz Nascher (1863–1944) hat diesen Begriff 1909 (Nascher, 1909) als Pendant zur Pädiatrie (Kinderheilkunde) eingeführt. 1.