Das Gesetz der Mutter

Cécile Huber
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Abstract

Auf der Suche nach den psychischen Ursprüngen des Rechts hat die psychoanalytische Rechtstheorie den auf Freud und Lacan basierenden Ödipuskomplex zur Erklärung herangezogen und den Bereich des Rechts mit dem Vater identifiziert. Demnach stellt das Gesetz des Vaters, welches Vatermord und Inzest mit der Mutter verbietet, eine grundlegende Struktur der Psyche und die Quelle der Rechtsgültigkeit dar. Im Sinne der psychoanalytischen Rechtstheorie gilt das äussere, kodifizierte Recht, weil bestimmte rechtliche Prinzipien wie Mord- und Inzestverbot in der Struktur der Psyche grundgelegt sind. Die psychoanalytische Rechtstheorie nimmt jedoch fast ausschliesslich die Position des Vaters im Ödipuskonflikt in den Blick und ignoriert feministische Weiterentwicklungen des psychoanalytischen Theoriegebäudes und die entsprechende Kritik am Ödipuskomplex weitgehend. Auch drei psychoanalytische Ansätze, die jeweils ein «Gesetz der Mutter» entwerfen und damit am Dogma des Gesetzes des Vaters rühren, sind bislang nicht von der psychoanalytischen Rechtstheorie rezipiert worden: Geneviève Morel (1) entwickelt ihre Theorie anhand von Lacans Konzept des Sinthoms und betrachtet die gesetzhaften Konsequenzen ambivalenter mütterlicher Worte. Juliet Mitchell (2) zufolge erlässt die Mutter ein Gesetz, das Mord und Inzest zwischen Geschwistern verbietet und für die Gleichstellung der Geschlechter von entscheidender Bedeutung ist. Amber Jacobs (3) erarbeitet das Gesetz der Mutter aus einem Muttermord im antiken Mythos der Orestie. Der Beitrag stellt die drei Theorien vor und überprüft, ob sie zum einen auf einen rechtlichen Kontext übertragbar sind und zum anderen für eine feministische Rechtstheorie fruchtbar gemacht werden können. Dafür wird über Disziplingrenzen hinweg an der Schnittstelle von Rechtsphilosophie, feministischer Theorie und Psychoanalyse angesetzt und so ein möglicher Rahmen für eine feministische psychoanalytische Rechtstheorie abgesteckt.
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另外,基于心理分析的法律理论运用弗洛伊德和拉肯理论的俄狄主义情结来解释这些理论,并且认定了右边的部分就是父亲。因此,父亲颁布的律法禁止杀父,禁止与母亲乱伦,构成了人格的基本架构和合法性的来源。在精神分析法律理论中需要规范规范的外在法律,因为某些法律原则,如谋杀和乱伦,都包含在精神病学的结构中。但心理分析法律理论仅仅把父亲在恋母情结中所处的位置仅仅当作是关注,对心理分析理论楼顶中学中学到的女性学发展以及对恋母情结的批评,几乎全部都忽略了父亲在恋母情结中的地位。三种分析方法也各有一张妈妈»«律设计和为了促进在教条主义法律的父亲的搅拌,至今还不是空前激烈的Rechtstheorie rezipiert被:Geneviè你失去Morel:(1)开发的理论依据Lacans Sinthoms之于观察gesetzhaften后果ambivalenter母性.的话茱莉叶·米歇尔(2岁)发表演讲,她的母亲颁布了一项禁止兄弟姐妹之间乱伦和谋杀的法律,这项法律对两性平等至关重要。安布尔·雅各布斯(3)是从母亲这个古老的神话中本文论证了这三种理论,确认了它们是否在法律层面上是可转让的,同时也确认了女性权利理论的生殖能力。研究人员利用了法律学科、女权理论和心理分析上的交叉学科,为研究人员开辟了可能的女性心理分析法律框架。
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