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Abstract
In der Auseinandersetzung mit ‚dem‘ Islam ist die Frauenfrage in den meisten westeuropäischen Ländern in den letzten Jahren zu einem wichtigen Prüfstein geworden. Die Gleichberechtigung der Frauen gilt als Voraussetzung für die Integrationsfähigkeit ,des‘ Islam in die Gesellschaft. Sollte er sich nicht auf diesen Grundsatz verpflichten, dann hätte er kein Platz in einer modernen Demokratie. Dabei fragt sich zunächst, warum die Frauenfrage so ins Zentrum der Debatten geraten ist, hat sie doch im Allgemeinen in der Politik keineswegs oberste Priorität. Auch machen sich unversehens viele Menschen für die Frauenfrage stark, die vorher nie mit dieser Thematik befasst waren. Eine Erklärung dafür lässt sich am ehesten finden, wenn wir uns den gesellschaftspolitischen Kontext näher betrachten, in dem die Frauenthematik virulent wurde. Die Emanzipation muslimischer Frauen stand nämlich keineswegs seit Beginn der Einwanderung angeworbener Arbeiter und Arbeiterinnen aus der Türkei in den 60er Jahren im Vordergrund, sondern wurde erst ab etwa den 90er Jahren immer mehr zu einem öffentlichen Thema. Das war die Zeit, in der die Politik der BRD sich nach jahrzehntelangem Zögern allmählich dazu durchrang, zu akzeptieren, dass Deutschland ein Einwanderungsland geworden war. Damit veränderte sich auch der Inhalt der Debatten: Zuvor standen vor allem politische und ökonomische Fragen im Vordergrund, also ob die sogenannten Gastarbeiter und Gast-