Fremd im Eigenen – Hemmungen in der Arbeit mit Gewalterfahrenen

Elizabeth Högger, S. Schneider, Michael Niebler
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Abstract

Gewalt ist allgegenwärtig. Nicht nur die Nachrichten berichten täglich davon, vielmehr leben Zeugen von Gewalt in Form von Ausgrenzung, Folter, Rassismus, behördlicher Willkür, Massenmorden usw. unter uns. Dennoch gibt es eine grosse Hemmung, sich mit den Menschen, die Gewalt erfahren haben, auseinander-zusetzen. Ein Grund dafür sind schwer erträgliche Gegenübertragungen als Reaktion auf chaotische Phänomene, da die innerpsychische Ordnung auf vielfältige Weise zerstört ist. Geordnetes Zeiterleben geht in Teilen verloren und das Grundvertrauen in sich und den Anderen wird angegriffen. Der immer auch in der psychoanalytischen Situation enthaltene Bruch, das Gegenüber als stets fremd er leben zu müssen, verweist uns auch auf das Fremde in uns. Die Gewalt radikalisiert dieses Erleben, lässt unmöglich erscheinen, den Anderen zu verstehen. Stammt das Gegenüber auch noch aus einem anderen Kulturkreis, ist er uns buchstäblich fremd. Es muss die Spannung zwischen widersprüchlichen Weltanschauungen ausgehalten werden, ohne einem Ordnungssystem den Vorzug zu geben. Für die therapeutische Arbeit ist es wesentlich, diese neutrale Position einzuhalten, um als Zeuge für das Erleben des Patienten zur Verfügung zu stehen. Wir illustrieren dies unter Einbezug der interkulturellen Perspektive durch die Beschäftigung mit dem Roman «Rückkehr nach Haifa» von Ghassan Kanafãni, der Untersuchung eines fremden Krankheitsverständnisses (am Beispiel Kambodscha) und einem Fallbeispiel eines südafrikanischen Mannes.
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暴力无处不在。不只是每天新闻报道,而是生活在我们中间以排斥、酷刑、种族主义、任意、大屠杀等形式的暴力。尽管如此,人们对于不让曾受过暴力侵害的人为伍,还有种强烈的抑制感。一个原因是:为了应付混乱现象,人与人之间的作息作息出现了多种破坏方式。在他们自己和其他人的信心被质疑时,他们惊奇地陷入了时间感。这表明我们精神分析中的裂痕,也就是我们与外部隔绝的裂痕暴力带来了更激进的感受,也让人难以理解对方。说起来,如果它来自不同的文化圈我们完全不了解它对立信仰之间的冲突必须能够维持,才能摆脱组织纪律性。对治疗工作来说,必须坚持这一中立的立场,让他亲眼目睹病人的一生。我们深部脑刺激这上面带有文化间的角度看,通过就业与小说«回到海法»的局Kanafãni,陌生人的调查中领略Krankheitsverständnisses(柬埔寨)和一个南非的一个.
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