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Abstract
Was ist eigentlich Nachhaltige Arbeit ? Ebenso wie zum Konzept Nachhaltige Entwicklung findet sich hierzu ein Strauß an Definitionen und Konzepten. Diese lassen sich – bei aller Unterschiedlichkeit im Detail – auf zwei Pole zuspitzen. Auf der einen Seite steht eine ökologische Modernisierung der Wirtschaft. Green jobs ist hierbei das Synonym für Nachhaltige Arbeit. Es gilt, Klimaschutz mit einem Wandel zu umweltfreundlichen und sozial nachhaltigen, gendergerechten Jobs in globaler Perspektive zu verbinden. Die ILO erhofft sich davon “a new engine of growth, both in advanced and developing economies, and a net generator of decent, green jobs that can contribute significantly to poverty eradication and social inclusion”. 1 Für den anderen Pol kann stellvertretend und unscharf die Degrowth-Bewegung genannt werden. Dabei geht es um ein anderes Wirtschaften, um Reduktion, Rückbau und Begrenzung und um das gute Leben. Angestrebt wird eine Postwachstumsgesellschaft, eine Neuorientierung zur solidarischen Ökonomie einschließlich der Reaktivierung althergebrachter Wirtschaftsformen jenseits der Kapitalverwertungslogik beispielsweise als digitale Commons (siehe die Commonsbewegung und ihr Bezug auf die Allmende 2). „Reparaturgesellschaft“ ist ein anderes hierbei relevantes Stichwort. Statt allein um Erwerbsarbeit (Tauscharbeit) geht es um Gebrauchswertarbeit unter Vermeidung der Übernutzung natürlicher und der Pflege sozialer Ressourcen. Nachhaltige Arbeit ist dabei nicht nur Erwerbsarbeit. Auch unbezahlte Versorgungs-, Gemeinschaftsund Eigenarbeit befriedigen individuelle Bedürfnisse und tragen zu gesellschaftlicher Entwicklung bei. Die Blickerweiterung 3 auf nichterwerbsförmige Arbeit soll Geschlechterund intrawie intergenerative Gerechtigkeit in einem umfassenden Sinn ermöglichen. Die Eigenheiten dieser Arbeitsformen sollen anerkannt und entwickelt werden. Diese „Transformation hin zu einem anderen Gemeinwesen“ 4 hat erhebliche Implikationen für Arbeit.