Pub Date : 2023-01-01DOI: 10.5771/0342-300x-2023-5-337
PETER ITTERMANN
Das vermeintliche „Auslaufmodell“ Einfacharbeit – verstanden als kurzfristig erlernbare Tätigkeiten in Industrie und Dienstleistung – weist in der deutschen Wirtschaft eine erstaunliche Stabilität auf: Trotz möglicher digitaler Substitution in der Industrie 4.0 und den aktuellen Herausforderungen in der Krise ist die Zahl der Einfacharbeitenden angewachsen. Dabei zeigt sich in den beruflichen Einsatzfeldern der Einfacharbeit eine erhebliche Veränderungsdynamik. Der Beitrag greift die aktuellen Entwicklungen auf und fokussiert auf Digitalisierungsdynamiken und deren Wechselwirkungen mit der Gestaltung von Einfacharbeit in Produktion und Logistik. Der Autor zeigt, dass eindimensionale Erklärungsversuche dem Zusammenhang von Digitalisierung und (industrieller) Einfacharbeit nicht gerecht werden und verweist auf notwendige Differenzierungen. Befunde zu vermeintlichen Substitutionspotenzialen, zur digitalen Optimierung der Einfacharbeit und zu erweiterten Möglichkeiten ihrer Aufwertung werden kritisch diskutiert. Schließlich werden zukünftige Anforderungen an die arbeitsorientierte Gestaltung industrieller Einfacharbeit formuliert.
{"title":"Einfacharbeit in Produktion und Logistik in der digitalen Transformation","authors":"PETER ITTERMANN","doi":"10.5771/0342-300x-2023-5-337","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0342-300x-2023-5-337","url":null,"abstract":"Das vermeintliche „Auslaufmodell“ Einfacharbeit – verstanden als kurzfristig erlernbare Tätigkeiten in Industrie und Dienstleistung – weist in der deutschen Wirtschaft eine erstaunliche Stabilität auf: Trotz möglicher digitaler Substitution in der Industrie 4.0 und den aktuellen Herausforderungen in der Krise ist die Zahl der Einfacharbeitenden angewachsen. Dabei zeigt sich in den beruflichen Einsatzfeldern der Einfacharbeit eine erhebliche Veränderungsdynamik. Der Beitrag greift die aktuellen Entwicklungen auf und fokussiert auf Digitalisierungsdynamiken und deren Wechselwirkungen mit der Gestaltung von Einfacharbeit in Produktion und Logistik. Der Autor zeigt, dass eindimensionale Erklärungsversuche dem Zusammenhang von Digitalisierung und (industrieller) Einfacharbeit nicht gerecht werden und verweist auf notwendige Differenzierungen. Befunde zu vermeintlichen Substitutionspotenzialen, zur digitalen Optimierung der Einfacharbeit und zu erweiterten Möglichkeiten ihrer Aufwertung werden kritisch diskutiert. Schließlich werden zukünftige Anforderungen an die arbeitsorientierte Gestaltung industrieller Einfacharbeit formuliert.","PeriodicalId":255082,"journal":{"name":"WSI-Mitteilungen","volume":"185 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135596714","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-01-01DOI: 10.5771/0342-300x-2023-5-331
MARTIN KUHLMANN
Als im Frühjahr 2022 im wissenschaftlichen Beirat der WSI-Mitteilungen die Idee zu einem Schwerpunktheft mit dem Arbeitstitel „Digitalisierung und Arbeit“ diskutiert wurde, spielten bei der Entscheidung für ein solches Heft zwei nach wie vor gültige Einschätzungen eine wichtige Rolle. Zum einen ist deutlich zu erkennen, dass sich Digitalisierung in der Arbeitswelt als zentrales Diskussionsthema fest etabliert hat und in nahezu allen Branchen und Betrieben auf der Agenda strategischer Überlegungen und Investitionsbudgets steht sowie für einen längeren Zeitraum einen erheblichen Einfluss auf den Wandel der Arbeitswelt haben wird. Verbunden hiermit ist zum anderen unübersehbar, dass die Arbeitsforschung sich des Themas Digitalisierung und Arbeit in einer Vielzahl von Forschungsprojekten und in konzeptionellen Diskussionen sowie durch die Mitwirkung an gestaltungsorientierten Aktivitäten angenommen hat. Digitalisierung und Arbeit ist zum Forschungsgegenstand einer kaum noch zu überschauenden Fülle von Einzelprojekten geworden. In die Erforschung und Gestaltung von Zusammenhängen zwischen Digitalisierung und Arbeit flossen – und fließen nach wie vor – erhebliche Mittel : auf Landesebene insbesondere in Nordrhein-Westfalen, Bayern oder Niedersachsen, auf Bundesebene u. a. durch Förderprogramme des Forschungs-, des Wirtschaftsund teilweise des Arbeitsministeriums, durch ein eigenes Schwerpunktprogramm „Digitalisierung der Arbeitswelten“ (SPP 2267) der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie Förderschwerpunkte der Hans-Böckler-Stiftung. Ergebnisse dieser Forschungsanstrengungen sowie die weit verzweigten Diskussionen haben sich in einer Vielzahl von Sammelbänden und Monographien sowie in zahlreichen Beiträgen in einschlägigen Zeitschriften (oft in themenzentrierten Sonderausgaben) niedergeschlagen. Frühzeitig aktiv waren in dieser Hinsicht auch die WSI-Mitteilungen, die mit einem Schwerpunktheft unter dem Titel „Industrie 4.0 konkret“ (Heft 3 / 2018) das Ziel verfolgten, einige zum damaligen Zeitpunkt vorliegende, in unterschiedlichen Branchen und Tätigkeitsfeldern angesiedelte Fallstudien sowie erste arbeitspolitische Erfahrungen mit Industrie 4.0 zu versammeln. In den Beiträgen zeigten sich insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Arbeitswirkungen von Industrie 4.0 teilweise widersprüchliche, in der Summe jedoch vor allem heterogene und vielfältige Phänomene und Dynamiken – im Titel des Hefts als „ungleichzeitige Entwicklungen“ markiert. Bilanzierende Einschätzungen erschienen den Autorinnen und Autoren verfrüht. Auch wenn die „4.0“-Semantik in der zweiten Hälfte der 2010er Jahre omnipräsent und dominant war, spielten verschiedene digitale Technologien schon damals eine wichtige Rolle und wurde bereits mit dem Begriff Digitalisierung operiert. Im Rückblick auf das frühere Schwerpunktheft sowie angesichts der unverändert hohen Forschungsintensität, die mittlerweile unter der Überschrift „Digitalisierung und Arbeit“ zudem eine erhebliche Verbreiteru
{"title":"Digitalisierung und Arbeit. Eine Zwischenbilanz als Einleitung","authors":"MARTIN KUHLMANN","doi":"10.5771/0342-300x-2023-5-331","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0342-300x-2023-5-331","url":null,"abstract":"Als im Frühjahr 2022 im wissenschaftlichen Beirat der WSI-Mitteilungen die Idee zu einem Schwerpunktheft mit dem Arbeitstitel „Digitalisierung und Arbeit“ diskutiert wurde, spielten bei der Entscheidung für ein solches Heft zwei nach wie vor gültige Einschätzungen eine wichtige Rolle. Zum einen ist deutlich zu erkennen, dass sich Digitalisierung in der Arbeitswelt als zentrales Diskussionsthema fest etabliert hat und in nahezu allen Branchen und Betrieben auf der Agenda strategischer Überlegungen und Investitionsbudgets steht sowie für einen längeren Zeitraum einen erheblichen Einfluss auf den Wandel der Arbeitswelt haben wird. Verbunden hiermit ist zum anderen unübersehbar, dass die Arbeitsforschung sich des Themas Digitalisierung und Arbeit in einer Vielzahl von Forschungsprojekten und in konzeptionellen Diskussionen sowie durch die Mitwirkung an gestaltungsorientierten Aktivitäten angenommen hat. Digitalisierung und Arbeit ist zum Forschungsgegenstand einer kaum noch zu überschauenden Fülle von Einzelprojekten geworden. In die Erforschung und Gestaltung von Zusammenhängen zwischen Digitalisierung und Arbeit flossen – und fließen nach wie vor – erhebliche Mittel : auf Landesebene insbesondere in Nordrhein-Westfalen, Bayern oder Niedersachsen, auf Bundesebene u. a. durch Förderprogramme des Forschungs-, des Wirtschaftsund teilweise des Arbeitsministeriums, durch ein eigenes Schwerpunktprogramm „Digitalisierung der Arbeitswelten“ (SPP 2267) der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie Förderschwerpunkte der Hans-Böckler-Stiftung. Ergebnisse dieser Forschungsanstrengungen sowie die weit verzweigten Diskussionen haben sich in einer Vielzahl von Sammelbänden und Monographien sowie in zahlreichen Beiträgen in einschlägigen Zeitschriften (oft in themenzentrierten Sonderausgaben) niedergeschlagen. Frühzeitig aktiv waren in dieser Hinsicht auch die WSI-Mitteilungen, die mit einem Schwerpunktheft unter dem Titel „Industrie 4.0 konkret“ (Heft 3 / 2018) das Ziel verfolgten, einige zum damaligen Zeitpunkt vorliegende, in unterschiedlichen Branchen und Tätigkeitsfeldern angesiedelte Fallstudien sowie erste arbeitspolitische Erfahrungen mit Industrie 4.0 zu versammeln. In den Beiträgen zeigten sich insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Arbeitswirkungen von Industrie 4.0 teilweise widersprüchliche, in der Summe jedoch vor allem heterogene und vielfältige Phänomene und Dynamiken – im Titel des Hefts als „ungleichzeitige Entwicklungen“ markiert. Bilanzierende Einschätzungen erschienen den Autorinnen und Autoren verfrüht. Auch wenn die „4.0“-Semantik in der zweiten Hälfte der 2010er Jahre omnipräsent und dominant war, spielten verschiedene digitale Technologien schon damals eine wichtige Rolle und wurde bereits mit dem Begriff Digitalisierung operiert. Im Rückblick auf das frühere Schwerpunktheft sowie angesichts der unverändert hohen Forschungsintensität, die mittlerweile unter der Überschrift „Digitalisierung und Arbeit“ zudem eine erhebliche Verbreiteru","PeriodicalId":255082,"journal":{"name":"WSI-Mitteilungen","volume":"218 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135597176","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-01-01DOI: 10.5771/0342-300x-2023-5-392
THOMAS HAIPETER, GABI SCHILLING
Der Beitrag geht der Frage nach, welche Handlungsmuster Betriebsräte im Umgang mit Digitalisierungsprozessen entwickeln und welche Rolle dabei gewerkschaftliche Aktivierungsprojekte spielen können, die darauf abzielen, die Handlungsfähigkeit der Betriebsräte zu verbessern. Dazu wird das Beispiel des gewerkschaftlichen Projekts „Arbeit 2020 in NRW“ herangezogen, das als eines der zentralen Projekte einer gewerkschaftlichen Betriebspolitik zur Digitalisierung betrachtet werden kann. Der Projektfokus auf die Aktivierung zu gestaltungsorientierter und strategisch ausgerichteter Betriebsratsarbeit steht in deutlichem Kontrast zu anderen Forschungsbefunden, denen zufolge Interessenvertretungspolitik der Betriebsräte zumeist reaktiv und auf – die zweifellos wichtigen – Schutzinteressen ausgelegt ist. Die Autorin/der Autor beleuchten in diesem Beitrag, welche Möglichkeiten und Grenzen einer Verbesserung der Handlungsfähigkeit der Betriebsräte durch gewerkschaftliche Aktivierungsprojekte bestehen und was daraus für die Verbreitung neuer Interessenvertretungspraktiken und für das Zusammenspiel von Gewerkschaften und Betriebsräten folgt.
{"title":"Interessenvertretungen in der Digitalisierung. Zur Bedeutung betriebspolitischer Aktivierungsprojekte der Gewerkschaften am Beispiel von „Arbeit 2020 in NRW“","authors":"THOMAS HAIPETER, GABI SCHILLING","doi":"10.5771/0342-300x-2023-5-392","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0342-300x-2023-5-392","url":null,"abstract":"Der Beitrag geht der Frage nach, welche Handlungsmuster Betriebsräte im Umgang mit Digitalisierungsprozessen entwickeln und welche Rolle dabei gewerkschaftliche Aktivierungsprojekte spielen können, die darauf abzielen, die Handlungsfähigkeit der Betriebsräte zu verbessern. Dazu wird das Beispiel des gewerkschaftlichen Projekts „Arbeit 2020 in NRW“ herangezogen, das als eines der zentralen Projekte einer gewerkschaftlichen Betriebspolitik zur Digitalisierung betrachtet werden kann. Der Projektfokus auf die Aktivierung zu gestaltungsorientierter und strategisch ausgerichteter Betriebsratsarbeit steht in deutlichem Kontrast zu anderen Forschungsbefunden, denen zufolge Interessenvertretungspolitik der Betriebsräte zumeist reaktiv und auf – die zweifellos wichtigen – Schutzinteressen ausgelegt ist. Die Autorin/der Autor beleuchten in diesem Beitrag, welche Möglichkeiten und Grenzen einer Verbesserung der Handlungsfähigkeit der Betriebsräte durch gewerkschaftliche Aktivierungsprojekte bestehen und was daraus für die Verbreitung neuer Interessenvertretungspraktiken und für das Zusammenspiel von Gewerkschaften und Betriebsräten folgt.","PeriodicalId":255082,"journal":{"name":"WSI-Mitteilungen","volume":"101 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135596237","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-01-01DOI: 10.5771/0342-300x-2023-5-401
DETLEF GERST
{"title":"Digitalisierung und Gewerkschaften. Gestaltungsansätze, Bilanz und Perspektiven","authors":"DETLEF GERST","doi":"10.5771/0342-300x-2023-5-401","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0342-300x-2023-5-401","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":255082,"journal":{"name":"WSI-Mitteilungen","volume":"17 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135596432","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-01-01DOI: 10.5771/0342-300x-2023-5-412
{"title":"Hinweise für Autorinnen und Autoren","authors":"","doi":"10.5771/0342-300x-2023-5-412","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0342-300x-2023-5-412","url":null,"abstract":"","PeriodicalId":255082,"journal":{"name":"WSI-Mitteilungen","volume":"22 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135596955","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-01-01DOI: 10.5771/0342-300x-2023-5-346
STEFANIE BÜCHNER, KORBINIAN GALL
Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung von Sozialverwaltungen analysiert dieser Beitrag die Bedeutung von integrierten Softwarelösungen (digitale Fachverfahren, Fallsoftware) für die Bearbeitung von Fällen. Die Ergebnisse der ethnografischen Untersuchung im Jugendamt zeigen, dass Fallsoftware in Sozialverwaltungen uneinheitlich relevant ist. Vor diesem Hintergrund lässt sich Fallbearbeitung als Geschehen beschreiben, das in unterschiedlichen soziotechnischen Konstellationen stattfindet. Fachkräfte leisten darin zunehmend data work. Eine daran anschließende Differenzierung ermöglicht eine zielgenauere Diskussion über die Digitalisierung von Sozialverwaltungen als personenbezogene Organisationen und gibt Einblick in die Bedingungen ihrer Datenproduktion.
{"title":"Digitalisierung in der Sozialverwaltung. Soziotechnische Konstellationen der Fallbearbeitung am Beispiel von Jugendämtern","authors":"STEFANIE BÜCHNER, KORBINIAN GALL","doi":"10.5771/0342-300x-2023-5-346","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0342-300x-2023-5-346","url":null,"abstract":"Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung von Sozialverwaltungen analysiert dieser Beitrag die Bedeutung von integrierten Softwarelösungen (digitale Fachverfahren, Fallsoftware) für die Bearbeitung von Fällen. Die Ergebnisse der ethnografischen Untersuchung im Jugendamt zeigen, dass Fallsoftware in Sozialverwaltungen uneinheitlich relevant ist. Vor diesem Hintergrund lässt sich Fallbearbeitung als Geschehen beschreiben, das in unterschiedlichen soziotechnischen Konstellationen stattfindet. Fachkräfte leisten darin zunehmend data work. Eine daran anschließende Differenzierung ermöglicht eine zielgenauere Diskussion über die Digitalisierung von Sozialverwaltungen als personenbezogene Organisationen und gibt Einblick in die Bedingungen ihrer Datenproduktion.","PeriodicalId":255082,"journal":{"name":"WSI-Mitteilungen","volume":"117 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135596039","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-01-01DOI: 10.5771/0342-300x-2023-5-355
HANS J. PONGRATZ
Plattformarbeit umfasst bezahlte Tätigkeiten, die über Internet-Plattformen vermittelt und abgewickelt werden. Während im ortsunabhängigen Crowdworking die digitalen Ergebnisse online transferierbar sind, wird die ortsgebundene Arbeit der Gig Economy, etwa bei Fahr- und Lieferdiensten, lokal ausgeführt. Pongratz’ Forschungsüberblick belegt die größtenteils prekären Erwerbsbedingungen und die Abhängigkeit von einseitigen Regelsetzungen und algorithmischen Kontrollverfahren der Plattformen. In erweiterter Perspektive werden auch die netzwerkorientierte und produktbezogene Plattformarbeit einbezogen, weil die Bedingungen des Online-Verkaufs oder der Produktion von Inhalten für die sozialen Netzwerke viele Gemeinsamkeiten mit Gig- und Crowdwork aufweisen. Meistens handelt es sich um selbstständige Erwerbsarbeit, überwiegend im Nebenerwerb. Bei aller Heterogenität dieses weiten Spektrums von Plattformarbeit finden sich aus der Selbstständigen-Forschung bekannte Merkmale: Konkurrenzdruck, Einkommenskombinationen, partialisierte Interessenlagen. Für die Interessenvertretung stellen sich ähnliche Herausforderungen wie bei arbeitspolitischen Rahmensetzungen für soloselbstständigen Erwerb.
{"title":"Plattformarbeit : Zwischenbilanz und Perspektiverweiterung","authors":"HANS J. PONGRATZ","doi":"10.5771/0342-300x-2023-5-355","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0342-300x-2023-5-355","url":null,"abstract":"Plattformarbeit umfasst bezahlte Tätigkeiten, die über Internet-Plattformen vermittelt und abgewickelt werden. Während im ortsunabhängigen Crowdworking die digitalen Ergebnisse online transferierbar sind, wird die ortsgebundene Arbeit der Gig Economy, etwa bei Fahr- und Lieferdiensten, lokal ausgeführt. Pongratz’ Forschungsüberblick belegt die größtenteils prekären Erwerbsbedingungen und die Abhängigkeit von einseitigen Regelsetzungen und algorithmischen Kontrollverfahren der Plattformen. In erweiterter Perspektive werden auch die netzwerkorientierte und produktbezogene Plattformarbeit einbezogen, weil die Bedingungen des Online-Verkaufs oder der Produktion von Inhalten für die sozialen Netzwerke viele Gemeinsamkeiten mit Gig- und Crowdwork aufweisen. Meistens handelt es sich um selbstständige Erwerbsarbeit, überwiegend im Nebenerwerb. Bei aller Heterogenität dieses weiten Spektrums von Plattformarbeit finden sich aus der Selbstständigen-Forschung bekannte Merkmale: Konkurrenzdruck, Einkommenskombinationen, partialisierte Interessenlagen. Für die Interessenvertretung stellen sich ähnliche Herausforderungen wie bei arbeitspolitischen Rahmensetzungen für soloselbstständigen Erwerb.","PeriodicalId":255082,"journal":{"name":"WSI-Mitteilungen","volume":"2014 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135596043","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}
Pub Date : 2023-01-01DOI: 10.5771/0342-300x-2023-5-383
MAREN BAUMHAUER, RITA MEYER
Digitale Transformationsprozesse gehen branchenübergreifend mit einer kontinuierlichen Veränderung der Facharbeit einher. Angesichts der Dynamik der Entwicklungen lassen sich die Qualifikationsanforderungen der Zukunft nicht genau bestimmen. In diesem Beitrag diskutieren die Autorinnen die damit verbundenen Problemlagen, Herausforderungen und Lösungsansätze. In einer berufs- und arbeitspädagogischen Perspektive werden am Beispiel der Chemieindustrie die betrieblichen Strategien, der digitalen Transformation zu begegnen, besonders in den Blick genommen. Der Beitrag zeigt, dass die formale Qualifizierung gegenüber der Kompetenzentwicklung (non-formal und informell) in betrieblichen Praxisgemeinschaften und auch in sozialen Netzwerken an Bedeutung verliert. Demgegenüber gewinnen eine umfassende berufliche Handlungskompetenz der Subjekte und deren Bereitschaft, diese in die digitalisierten Arbeitsprozesse einzubringen, an Relevanz. Vor diesem Hintergrund bedarf es individueller, flexibler und betriebsspezifischer Lernmöglichkeiten, um die Beschäftigten sowohl auf die steigende Komplexität von Arbeitsprozessen als auch auf den Umgang mit Unbestimmtheit im digitalen Wandel vorzubereiten.
{"title":"Digitalisierung und Qualifizierung : ein (un)bestimmtes Verhältnis","authors":"MAREN BAUMHAUER, RITA MEYER","doi":"10.5771/0342-300x-2023-5-383","DOIUrl":"https://doi.org/10.5771/0342-300x-2023-5-383","url":null,"abstract":"Digitale Transformationsprozesse gehen branchenübergreifend mit einer kontinuierlichen Veränderung der Facharbeit einher. Angesichts der Dynamik der Entwicklungen lassen sich die Qualifikationsanforderungen der Zukunft nicht genau bestimmen. In diesem Beitrag diskutieren die Autorinnen die damit verbundenen Problemlagen, Herausforderungen und Lösungsansätze. In einer berufs- und arbeitspädagogischen Perspektive werden am Beispiel der Chemieindustrie die betrieblichen Strategien, der digitalen Transformation zu begegnen, besonders in den Blick genommen. Der Beitrag zeigt, dass die formale Qualifizierung gegenüber der Kompetenzentwicklung (non-formal und informell) in betrieblichen Praxisgemeinschaften und auch in sozialen Netzwerken an Bedeutung verliert. Demgegenüber gewinnen eine umfassende berufliche Handlungskompetenz der Subjekte und deren Bereitschaft, diese in die digitalisierten Arbeitsprozesse einzubringen, an Relevanz. Vor diesem Hintergrund bedarf es individueller, flexibler und betriebsspezifischer Lernmöglichkeiten, um die Beschäftigten sowohl auf die steigende Komplexität von Arbeitsprozessen als auch auf den Umgang mit Unbestimmtheit im digitalen Wandel vorzubereiten.","PeriodicalId":255082,"journal":{"name":"WSI-Mitteilungen","volume":"115 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0,"publicationDate":"2023-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":null,"resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":"135596703","PeriodicalName":null,"FirstCategoryId":null,"ListUrlMain":null,"RegionNum":0,"RegionCategory":"","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":"","EPubDate":null,"PubModel":null,"JCR":null,"JCRName":null,"Score":null,"Total":0}