{"title":"Transzendenzmangel in den Werthaltungen der Österreicherinnen und Österreicher als Herausforderung für die Zeit nach der Covid-19-Pandemie","authors":"R. Polak","doi":"10.5771/9783748910589-237","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Krisen wirken wie Vergrößerungsgläser: Sie machen die Stärken und Schwächen einer Gesellschaft in Ökonomie, Politik, Kultur, Religion und sozialem Leben deutlicher sichtbar und spitzen beides zu. In gewissem Sinn sind sie „Enthüllungsvorgänge“. So lässt die globale CoronaPandemie große soziale Ungleichheit, politische Konflikte und die ökonomische Fragilität der Welt ebenso erkennbar werden wie ein erstaunliches Ausmaß zivilgesellschaftlicher Solidarität und eine überwältigende Fülle divergierender Ideen, wie es „danach“ weitergehen könnte. Krisen bringen auch die vertrauten sozialen und gesellschaftlichen Ordnungen ins Wanken und zwingen zur Neuorientierung. Diese „Unordnung“ löst bei vielen Menschen durchaus begründete Ängste und Verunsicherungen aus, kann aber auch neue Möglichkeiten und Freiräume in den Blick kommen lassen. Krisen zwingen zum Transzendieren, weil sie die Grenzen der vertrauten Ordnungen bewusst machen und es nötig machen, über das „Danach“ nachzudenken. Freilich: Wann ist „danach“? Wenn der heiß ersehnte Impfstoff in Österreich zur Verfügung steht? Wenn die im öffentlichen Diskurs dominante Mittelschicht wieder aus dem Home-Office zurückkehrt und Kino und Theater besuchen kann? Wenn die Schulden der Europäischen Union abbezahlt sein werden? Wenn die infolge von Anti-Covid-19-Maßnahmen global explodierende Armut wieder auf dem Status quo von 2020 gelandet sein wird?1 1.","PeriodicalId":441173,"journal":{"name":"Die Corona-Pandemie","volume":"122 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-07-28","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Die Corona-Pandemie","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.5771/9783748910589-237","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Krisen wirken wie Vergrößerungsgläser: Sie machen die Stärken und Schwächen einer Gesellschaft in Ökonomie, Politik, Kultur, Religion und sozialem Leben deutlicher sichtbar und spitzen beides zu. In gewissem Sinn sind sie „Enthüllungsvorgänge“. So lässt die globale CoronaPandemie große soziale Ungleichheit, politische Konflikte und die ökonomische Fragilität der Welt ebenso erkennbar werden wie ein erstaunliches Ausmaß zivilgesellschaftlicher Solidarität und eine überwältigende Fülle divergierender Ideen, wie es „danach“ weitergehen könnte. Krisen bringen auch die vertrauten sozialen und gesellschaftlichen Ordnungen ins Wanken und zwingen zur Neuorientierung. Diese „Unordnung“ löst bei vielen Menschen durchaus begründete Ängste und Verunsicherungen aus, kann aber auch neue Möglichkeiten und Freiräume in den Blick kommen lassen. Krisen zwingen zum Transzendieren, weil sie die Grenzen der vertrauten Ordnungen bewusst machen und es nötig machen, über das „Danach“ nachzudenken. Freilich: Wann ist „danach“? Wenn der heiß ersehnte Impfstoff in Österreich zur Verfügung steht? Wenn die im öffentlichen Diskurs dominante Mittelschicht wieder aus dem Home-Office zurückkehrt und Kino und Theater besuchen kann? Wenn die Schulden der Europäischen Union abbezahlt sein werden? Wenn die infolge von Anti-Covid-19-Maßnahmen global explodierende Armut wieder auf dem Status quo von 2020 gelandet sein wird?1 1.