{"title":"Solidarität, Links-Kommunitarismus und die Corona-Krise","authors":"Andreas Nölke","doi":"10.5771/0342-300x-2020-5-386","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"„Solidarität“ ist der Kernbegriff der bisherigen gesellschaftlichen Debatte zur Corona-Krise. Solidarität wird sowohl im Mikrobereich gefordert, etwa als Rücksichtnahme auf Ältere oder Kranke. Solidarität wird aber auch im Makrobereich eingeklagt, insbesondere von unseren südeuropäischen Nachbarstaaten Italien und Spanien, die so viel härter von der Krise getroffen werden als Deutschland. „Solidarität“ ist in den letzten Jahren auch einer der Kernbegriffe einer Debatte im linken politischen Spektrum gewesen. Hier geht es um die Frage, wie linke Parteien mit dem 2015 / 2016 deutlich erhöhten Migrationsdruck nach Deutschland umgehen sollen. Begründet die Norm der Solidarität ein Recht auf Migration nach Deutschland ? Analytisch fassen lässt sich diese Debatte als eine zwischen (Links-)Kommunitarismus und (Links-)Kosmopolitismus. Während Vertreter des Letzteren ein uneingeschränktes Recht auf Migration postulieren („no borders“), fordern erstere ein Management von Migration und damit eine Begrenzung. Was können wir aus der „alten“ Solidaritätsdebatte für die aktuelle lernen ? Und was lehrt uns die aktuelle Debatte in Bezug auf das Verhältnis zwischen Kommunitarismus und Kosmopolitismus ? Eines ist – zumindest im linken politischen Spektrum – in beiden Fällen unstrittig : Solidarität ist geboten. Die kontroverse Frage bezieht sich eher darauf, ob diese Solidarität grenzenlos sein sollte bzw. wem sie in welchem Maße gelten soll.","PeriodicalId":255082,"journal":{"name":"WSI-Mitteilungen","volume":"50 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-09-22","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"1","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"WSI-Mitteilungen","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.5771/0342-300x-2020-5-386","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
„Solidarität“ ist der Kernbegriff der bisherigen gesellschaftlichen Debatte zur Corona-Krise. Solidarität wird sowohl im Mikrobereich gefordert, etwa als Rücksichtnahme auf Ältere oder Kranke. Solidarität wird aber auch im Makrobereich eingeklagt, insbesondere von unseren südeuropäischen Nachbarstaaten Italien und Spanien, die so viel härter von der Krise getroffen werden als Deutschland. „Solidarität“ ist in den letzten Jahren auch einer der Kernbegriffe einer Debatte im linken politischen Spektrum gewesen. Hier geht es um die Frage, wie linke Parteien mit dem 2015 / 2016 deutlich erhöhten Migrationsdruck nach Deutschland umgehen sollen. Begründet die Norm der Solidarität ein Recht auf Migration nach Deutschland ? Analytisch fassen lässt sich diese Debatte als eine zwischen (Links-)Kommunitarismus und (Links-)Kosmopolitismus. Während Vertreter des Letzteren ein uneingeschränktes Recht auf Migration postulieren („no borders“), fordern erstere ein Management von Migration und damit eine Begrenzung. Was können wir aus der „alten“ Solidaritätsdebatte für die aktuelle lernen ? Und was lehrt uns die aktuelle Debatte in Bezug auf das Verhältnis zwischen Kommunitarismus und Kosmopolitismus ? Eines ist – zumindest im linken politischen Spektrum – in beiden Fällen unstrittig : Solidarität ist geboten. Die kontroverse Frage bezieht sich eher darauf, ob diese Solidarität grenzenlos sein sollte bzw. wem sie in welchem Maße gelten soll.