{"title":"Professor Dr. med. Dieter Schulte 100 Jahre","authors":"C. Lösche","doi":"10.1055/S-0032-1328124","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Am 8.1.2013 vollendete Professor Dr. med. Dieter Schulte, ehemaliger Ordinarius der Universität Greifswald und Chefarzt der Augenklinik Mülheim seinen 100. Geburtstag. Einem Kollegen zum hundertsten Geburtstag gratulieren zu können ist eine Seltenheit und mir, einem seiner Nachfolger an der Mülheimer Augenklinik, eine ganz besondere Freude. Als Zeitzeuge hat Dieter Schulte in diesen 100 Jahren gravierende Umwälzungen, darunter zwei Weltkriege und die Flucht mit seiner Familie, die schwere Zeit und den Aufbau nach dem Krieg und wesentliche Entwicklungen in der Augenheilkunde miterlebt, über die er lebhaft und mit klarem Verstand zu berichten weiß. D. Schulte wurde am 8. Januar 1913 als Sohn des Augenarztes Dr. Wilhelm Schulte in Essen geboren. Nach dem Abitur 1931 folgte das Medizinstudium in Marburg, München und Königsberg. In Königsberg begann er 1937 nach Approbation und der Heirat seine augenärztliche Ausbildung bei Rohrschneider, der nach dem Krieg Ordinarius in Münster und später in Münchenwar. Der Krieg machte ihn zunächst zum Truppenarzt, ab 1942 wurde er dann als Augenarzt in verschiedenen Kriegslazaretten tätig. 1944 erfolgte die Versetzung zur Habilitation an die Klinik in Königsberg, die damals schon Kriegslazarett war. Er erlebte die Zerstörung von Königsberg durch die Luftangriffe und die Flucht aus Ostpreußen. An eine Habilitation war zunächst nicht mehr zu denken. In Deutschland angekommen, wurde er wieder Truppenarzt und dann an der Oderfront verwundet. So kam er ins Lazarett nach Rostock, das bereits russisch besetzt war. Nach seiner Entlassung wurde er Oberarzt bei Comberg an der Universitäts-Augenklinik in Rostock und habilitierte sich 1947 dort über das Thema „Gefäßbeobachtung mit Augenspiegel und Spaltlampe“, ein Thema, das er später immer wieder aufgriff und ergänzte. Im Jahre 1949 wurde er zum kommissarischen Leiter der Universitäts-Augenklinik in Greifswald ernannt, 1950 zum Ordinarius und Klinikdirektor. Die Verhältnisse in der DDR wurden immer unerträglicher. So bewarb er sich um die Nachfolge des 1951 verstorbenen Chefs der Mülheimer Augenklinik Dr. Walter Roggenkämper, wovon man in Greifswald natürlich nichts wissen durfte. Mit ihm bewarben sich damals um diese Stelle 60 Ophthalmologen, darunter 15 Professoren. Als die Wahl auf ihn fiel, verließ Schulte unter schwierigen Bedingungen heimlich die DDR – zunächst ohne Familie, die er später nachholte. Seine Stelle trat er als dritter Chefarzt der Mülheimer Augenklinik 1952 an und war dort bis 1977 aktiv.","PeriodicalId":440470,"journal":{"name":"Klin Monatsbl Augenheilkd","volume":"58 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2013-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Klin Monatsbl Augenheilkd","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1055/S-0032-1328124","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
引用次数: 0
Abstract
Am 8.1.2013 vollendete Professor Dr. med. Dieter Schulte, ehemaliger Ordinarius der Universität Greifswald und Chefarzt der Augenklinik Mülheim seinen 100. Geburtstag. Einem Kollegen zum hundertsten Geburtstag gratulieren zu können ist eine Seltenheit und mir, einem seiner Nachfolger an der Mülheimer Augenklinik, eine ganz besondere Freude. Als Zeitzeuge hat Dieter Schulte in diesen 100 Jahren gravierende Umwälzungen, darunter zwei Weltkriege und die Flucht mit seiner Familie, die schwere Zeit und den Aufbau nach dem Krieg und wesentliche Entwicklungen in der Augenheilkunde miterlebt, über die er lebhaft und mit klarem Verstand zu berichten weiß. D. Schulte wurde am 8. Januar 1913 als Sohn des Augenarztes Dr. Wilhelm Schulte in Essen geboren. Nach dem Abitur 1931 folgte das Medizinstudium in Marburg, München und Königsberg. In Königsberg begann er 1937 nach Approbation und der Heirat seine augenärztliche Ausbildung bei Rohrschneider, der nach dem Krieg Ordinarius in Münster und später in Münchenwar. Der Krieg machte ihn zunächst zum Truppenarzt, ab 1942 wurde er dann als Augenarzt in verschiedenen Kriegslazaretten tätig. 1944 erfolgte die Versetzung zur Habilitation an die Klinik in Königsberg, die damals schon Kriegslazarett war. Er erlebte die Zerstörung von Königsberg durch die Luftangriffe und die Flucht aus Ostpreußen. An eine Habilitation war zunächst nicht mehr zu denken. In Deutschland angekommen, wurde er wieder Truppenarzt und dann an der Oderfront verwundet. So kam er ins Lazarett nach Rostock, das bereits russisch besetzt war. Nach seiner Entlassung wurde er Oberarzt bei Comberg an der Universitäts-Augenklinik in Rostock und habilitierte sich 1947 dort über das Thema „Gefäßbeobachtung mit Augenspiegel und Spaltlampe“, ein Thema, das er später immer wieder aufgriff und ergänzte. Im Jahre 1949 wurde er zum kommissarischen Leiter der Universitäts-Augenklinik in Greifswald ernannt, 1950 zum Ordinarius und Klinikdirektor. Die Verhältnisse in der DDR wurden immer unerträglicher. So bewarb er sich um die Nachfolge des 1951 verstorbenen Chefs der Mülheimer Augenklinik Dr. Walter Roggenkämper, wovon man in Greifswald natürlich nichts wissen durfte. Mit ihm bewarben sich damals um diese Stelle 60 Ophthalmologen, darunter 15 Professoren. Als die Wahl auf ihn fiel, verließ Schulte unter schwierigen Bedingungen heimlich die DDR – zunächst ohne Familie, die er später nachholte. Seine Stelle trat er als dritter Chefarzt der Mülheimer Augenklinik 1952 an und war dort bis 1977 aktiv.