{"title":"Zwischen Wort und Bild. Iranische Literatur und Kunst der Gegenwart im Austausch","authors":"Maryam Mameghanian-Prenzlow","doi":"10.14361/9783839404874-005","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Die in New York lebende iranische Künstlerin Shirin Neshat wird 1 2 als »Weltstar des Kunst-Feminismus« und »neue Scheherezade« bezeichnet. Die Rezeption ist von Anerkennung aber auch Ablehnung geprägt. Hauptmerkmal ihrer fotografischen Arbeiten und Videos ist die dialogische Struktur. Gegensätze wie Mann/Frau, Schwarz/Weiß, Licht/Schatten, Bild/Schrift, Heiligkeit/Sinnlichkeit, lokale/globale Kultur, Demut/Rebellion, Tradition/Moderne sind immer wieder in ihren Arbeiten anzutreffen. Ein besonderer Aspekt ihrer künstlerischen Arbeit, auf den ich in diesem Essay eingehen werde, ist die Bezugnahme auf die moderne persische Literatur aus der Feder iranischer Schriftstellerinnen. 3 Shirin Neshat ging mit 17 Jahren zum Kunststudium nach Kalifornien. 1990 kehrte sie erstmals nach der Islamischen Revolution in den Iran zurück, um feststellen zu müssen, dass in ihrer Heimat nun die strenge, pure Form des Islam herrschte und jegliche Farbe durch schwarze Schleier verbannt war. Mit dem Sturz des Schahs und der Islamischen Revolution von 1979 hatte sich ein theokratisches Regime etabliert, das die Reorganisation der Gesellschaft nach den normativen Regeln des shiitischen Islam zu seiner Hauptaufgabe erklärte und darin Frauen einen klar begrenzten Lebensraum zuwies. Sichtbarstes Zeichen hierfür ist die Pflicht in der Öffentlichkeit den Tschador zu tragen, dem in der Geschichte des Irans immer wieder eine neue symbolische Bedeutung zugewiesen wurde. Noch 1935 ließ Reza Schah den Schleier verbieten, weil er als Sym-","PeriodicalId":251919,"journal":{"name":"Der Orient, die Fremde","volume":"106 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2006-12-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Der Orient, die Fremde","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.14361/9783839404874-005","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
引用次数: 0
Abstract
Die in New York lebende iranische Künstlerin Shirin Neshat wird 1 2 als »Weltstar des Kunst-Feminismus« und »neue Scheherezade« bezeichnet. Die Rezeption ist von Anerkennung aber auch Ablehnung geprägt. Hauptmerkmal ihrer fotografischen Arbeiten und Videos ist die dialogische Struktur. Gegensätze wie Mann/Frau, Schwarz/Weiß, Licht/Schatten, Bild/Schrift, Heiligkeit/Sinnlichkeit, lokale/globale Kultur, Demut/Rebellion, Tradition/Moderne sind immer wieder in ihren Arbeiten anzutreffen. Ein besonderer Aspekt ihrer künstlerischen Arbeit, auf den ich in diesem Essay eingehen werde, ist die Bezugnahme auf die moderne persische Literatur aus der Feder iranischer Schriftstellerinnen. 3 Shirin Neshat ging mit 17 Jahren zum Kunststudium nach Kalifornien. 1990 kehrte sie erstmals nach der Islamischen Revolution in den Iran zurück, um feststellen zu müssen, dass in ihrer Heimat nun die strenge, pure Form des Islam herrschte und jegliche Farbe durch schwarze Schleier verbannt war. Mit dem Sturz des Schahs und der Islamischen Revolution von 1979 hatte sich ein theokratisches Regime etabliert, das die Reorganisation der Gesellschaft nach den normativen Regeln des shiitischen Islam zu seiner Hauptaufgabe erklärte und darin Frauen einen klar begrenzten Lebensraum zuwies. Sichtbarstes Zeichen hierfür ist die Pflicht in der Öffentlichkeit den Tschador zu tragen, dem in der Geschichte des Irans immer wieder eine neue symbolische Bedeutung zugewiesen wurde. Noch 1935 ließ Reza Schah den Schleier verbieten, weil er als Sym-