{"title":"Die ägyptischen Königslisten des Manetho","authors":"J. V. Beckerath","doi":"10.1524/OLZG.1959.54.16.3","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Die den Aigyptiaka Manethos (im folgenden zitiert: M.) entnommenen Königslisten bildeten, in ihrer Überlieferung vornehmlich durch die christlichen und jüdischen Chronographen, bis zur Entzifferung der Hieroglyphen fast die alleinige Quelle zur Geschichte des alten Pharaonenlandes. Auch danach waren sie für die Einordnung des nunmehr in stets wachsender Menge zur Verfügung stehenden altägyptischen Denkmälermaterials noch von größtem Wert. Kein Wunder, daß man bei der Aufstellung einer Chronologie der ägyptischen Geschichte im vorigen Jahrhundert die neuentdeckten Zeugnisse nach Möglichkeit mit den Angaben bei M. in Übereinstimmung zu bringen trachtete. Daß es dabei nicht ohne Willkür abging, versteht sich bei den doch oftmals recht starken Abweichungen von selbst. So geriet allmählich, je mehr wirklich zeitgenössische Quellen benutzt werden konnten, die Verwendung der manethonischen Listen für chronologische Zwecke in Mißkredit. Angesichts der zahlreichen Widersprüche zu den nun bekannt gewordenen Tatsachen zweifelte man ernstlich, ob M. von der ägypt. Geschichte wirklich noch genauere Kenntnis gehabt haben könne. Ed. Meyer, der sich in seiner „Ägyptischen Chronologie\" (1904) ausführlich mit der schwierigen Frage der Überlieferung von M. auseinandersetzte, sagte (bei Betrachtung der 12., 18. und 19. Dyn., und mit Hinblick auf die chronologischen Versuche des 19. Jh.; op. cit., S. 60): „Hier . . . zeigt sich mit voller Evidenz, daß M. so wie er vorliegt . . . für die wirkliche Geschichte und nun gar für die Chronologie einen irgendwie brauchbaren Führer nicht abgeben kann. Jedes chronologische System, das auf M. aufgebaut ist, muß nothwendig in die Irre gehen\".","PeriodicalId":435840,"journal":{"name":"Januar/Februar 1959","volume":"29 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"1959-12-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"12","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Januar/Februar 1959","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1524/OLZG.1959.54.16.3","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Die den Aigyptiaka Manethos (im folgenden zitiert: M.) entnommenen Königslisten bildeten, in ihrer Überlieferung vornehmlich durch die christlichen und jüdischen Chronographen, bis zur Entzifferung der Hieroglyphen fast die alleinige Quelle zur Geschichte des alten Pharaonenlandes. Auch danach waren sie für die Einordnung des nunmehr in stets wachsender Menge zur Verfügung stehenden altägyptischen Denkmälermaterials noch von größtem Wert. Kein Wunder, daß man bei der Aufstellung einer Chronologie der ägyptischen Geschichte im vorigen Jahrhundert die neuentdeckten Zeugnisse nach Möglichkeit mit den Angaben bei M. in Übereinstimmung zu bringen trachtete. Daß es dabei nicht ohne Willkür abging, versteht sich bei den doch oftmals recht starken Abweichungen von selbst. So geriet allmählich, je mehr wirklich zeitgenössische Quellen benutzt werden konnten, die Verwendung der manethonischen Listen für chronologische Zwecke in Mißkredit. Angesichts der zahlreichen Widersprüche zu den nun bekannt gewordenen Tatsachen zweifelte man ernstlich, ob M. von der ägypt. Geschichte wirklich noch genauere Kenntnis gehabt haben könne. Ed. Meyer, der sich in seiner „Ägyptischen Chronologie" (1904) ausführlich mit der schwierigen Frage der Überlieferung von M. auseinandersetzte, sagte (bei Betrachtung der 12., 18. und 19. Dyn., und mit Hinblick auf die chronologischen Versuche des 19. Jh.; op. cit., S. 60): „Hier . . . zeigt sich mit voller Evidenz, daß M. so wie er vorliegt . . . für die wirkliche Geschichte und nun gar für die Chronologie einen irgendwie brauchbaren Führer nicht abgeben kann. Jedes chronologische System, das auf M. aufgebaut ist, muß nothwendig in die Irre gehen".