Ego-Dokumente als Quellen historischer Bildungsforschung Zur Rekonstruktion von Bildungsbiographien ehemaliger weiblicher Heimkinder der Fürsorgeregion Tirol und Vorarlberg

Ulrich Leitner
{"title":"Ego-Dokumente als Quellen historischer Bildungsforschung Zur Rekonstruktion von Bildungsbiographien ehemaliger weiblicher Heimkinder der Fürsorgeregion Tirol und Vorarlberg","authors":"Ulrich Leitner","doi":"10.3224/BIOS.V29I2.08","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Zusammenfassung Welche Moglichkeiten und Herausforderungen halten Ego-Dokumente fur Historische BildungsforscherInnen bereit? Als Winfried Schulze den Begriff Ego-Dokument in den 1990er Jahren in die deutschsprachige Geschichtswissenschaft einbrachte und eine weite Definition desselben vorschlug, erntete er vielfache Kritik: Zum einen sei der Begriff des Selbstzeugnisses mit seiner Fokussierung auf explizit autobiographische Quellen dem des Ego-Dokuments vorzuziehen. Zum anderen erschwere die um unfreiwillig und zwangsweise entstandene Quellen erweiterte Definition Schulzes die historische Arbeit und fuhre zudem zu Fehlerwartungen bezuglich des in den Quellen anzutreffenden „Egos“. Der vorliegende Beitrag argumentiert dem gegenuber, dass das von Schulze vorgestellte Konzept des Ego-Dokuments als heuristische Linse dienen kann, um hochst unterschiedliche Quellen, in denen Spuren historischer Ichs zu erwarten sind, ordnen und naher in den Blick nehmen zu konnen. Dies trifft insbesondere fur Untersuchungen deprivilegierter oder unter Bedingungen des Zwangs lebender Bevolkerungsgruppen zu. Anhand des Quellenbestandes zur historischen Fursorgeerziehung der beiden osterreichischen Bundeslander Tirol und Vorarlberg geht der Beitrag zunachst der Frage nach, wie und in welchen Quellensorten befursorgte Kinder selbst sprechen, um sodann bildungsbiographisch relevante Informationen von Madchen und jungen Frauen herauszufiltern, die Ende der 1950er und in den beginnenden 1960er Jahren in einem geschlossenen Tiroler Erziehungsheim untergebracht waren. Die in der Forschungsdiskussion rund um den Begriff des Ego-Dokuments eingemahnten methodischen Pramissen sensibilisieren im Umgang mit Quellen historischer Ichs, deren Analyse zu einer vielschichtigen Rekonstruktion von Vergangenheit beitragen kann. ----- Bibliographie: Leitner, Ulrich: Ego-Dokumente als Quellen historischer Bildungsforschung. Zur Rekonstruktion von Bildungsbiographien ehemaliger weiblicher Heimkinder der Fursorgeregion Tirol und Vorarlberg, BIOS, 2-2016, S. 253-265. https://doi.org/10.3224/bios.v29i2.08","PeriodicalId":197030,"journal":{"name":"BIOS – Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen","volume":"1 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2018-07-20","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"2","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"BIOS – Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.3224/BIOS.V29I2.08","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
引用次数: 2

Abstract

Zusammenfassung Welche Moglichkeiten und Herausforderungen halten Ego-Dokumente fur Historische BildungsforscherInnen bereit? Als Winfried Schulze den Begriff Ego-Dokument in den 1990er Jahren in die deutschsprachige Geschichtswissenschaft einbrachte und eine weite Definition desselben vorschlug, erntete er vielfache Kritik: Zum einen sei der Begriff des Selbstzeugnisses mit seiner Fokussierung auf explizit autobiographische Quellen dem des Ego-Dokuments vorzuziehen. Zum anderen erschwere die um unfreiwillig und zwangsweise entstandene Quellen erweiterte Definition Schulzes die historische Arbeit und fuhre zudem zu Fehlerwartungen bezuglich des in den Quellen anzutreffenden „Egos“. Der vorliegende Beitrag argumentiert dem gegenuber, dass das von Schulze vorgestellte Konzept des Ego-Dokuments als heuristische Linse dienen kann, um hochst unterschiedliche Quellen, in denen Spuren historischer Ichs zu erwarten sind, ordnen und naher in den Blick nehmen zu konnen. Dies trifft insbesondere fur Untersuchungen deprivilegierter oder unter Bedingungen des Zwangs lebender Bevolkerungsgruppen zu. Anhand des Quellenbestandes zur historischen Fursorgeerziehung der beiden osterreichischen Bundeslander Tirol und Vorarlberg geht der Beitrag zunachst der Frage nach, wie und in welchen Quellensorten befursorgte Kinder selbst sprechen, um sodann bildungsbiographisch relevante Informationen von Madchen und jungen Frauen herauszufiltern, die Ende der 1950er und in den beginnenden 1960er Jahren in einem geschlossenen Tiroler Erziehungsheim untergebracht waren. Die in der Forschungsdiskussion rund um den Begriff des Ego-Dokuments eingemahnten methodischen Pramissen sensibilisieren im Umgang mit Quellen historischer Ichs, deren Analyse zu einer vielschichtigen Rekonstruktion von Vergangenheit beitragen kann. ----- Bibliographie: Leitner, Ulrich: Ego-Dokumente als Quellen historischer Bildungsforschung. Zur Rekonstruktion von Bildungsbiographien ehemaliger weiblicher Heimkinder der Fursorgeregion Tirol und Vorarlberg, BIOS, 2-2016, S. 253-265. https://doi.org/10.3224/bios.v29i2.08
查看原文
分享 分享
微信好友 朋友圈 QQ好友 复制链接
本刊更多论文
用于历史教育研究:蒂罗尔和弗拉尔贝格的前女性庇护子女的教育传记
简要介绍某些人物的行为和挑战作为Winfried舒尔茨Ego-Dokument这个概念在20世纪90年代在讲德语Geschichtswissenschaft的成果和广泛定义的建议,他收获的倍数批评说:“儿童即Selbstzeugnisses与他关注明确autobiographische来源所发Ego-Dokuments更.另一个原因是来源的扩展——非自愿的被迫积累——强化了历史工作,也有助于减轻资源所产生的“自我意识”——的伤害预期。本文论证了另一种观点,那就是舒尔茨公司推荐的关于利己文件的概念可能是启发式的镜片,目的是对可能出现的历史我痕迹的不同来源进行条理理直体的跟踪。想要对弱势群体进行调查或强制监禁的人根据系统历史Fursorgeerziehung Quellenbestandes的两个osterreichischen蒂罗尔Bundeslander Vorarlberg风贡献zunachst问及“如何吹哨子的Quellensorten befursorgte孩子自己发声下来然后bildungsbiographisch在女孩和年轻妇女的相关信息在20世纪60年代开始出现20世纪50年代后期安置在一个封闭Tiroler管教所是.在围绕个人价值文件概念的研究会议中提请的研讨会对历史资料的处理产生的深刻印象,分析一下此资料可以帮助构建多系统的过去。参考文献:领航者,乌尔里希:自负文献作为历史教育研究的来源。蒂罗尔和沃勒堡,前女性孤儿的后代https://doi.org/10.3224/bios.v29i2.08
本文章由计算机程序翻译,如有差异,请以英文原文为准。
求助全文
约1分钟内获得全文 去求助
来源期刊
自引率
0.00%
发文量
0
期刊最新文献
Verliebt und verachtet. „Deutschenmädchen“ und „Lebensbornkinder“ im kollektiven Gedächtnis Norwegens „Pogromdepp“ und „Salonantisemit“. Adolf Bartels und Houston Stewart Chamberlain: Zwei Varianten des völkischen Antisemitismus im Kontext von Bürgerlichkeit und Bildungskultur Erzählen und Aufarbeiten? Eine kritische Reflexion über narrative Interviews in Forschungen zu sexualisierter Gewalt im kirchlichen Kontext Chancen und Grenzen der automatisierten Erkennung von Emotionen und Sentiments in Zeitzeugeninterviews. Ergebnisbericht eines interdisziplinären KI-Forschungsprojekts Colonia Dignidad von heute aus erzählt. Ein chilenisch-deutsches Oral History-Archiv als vielstimmiger Resonanzraum
×
引用
GB/T 7714-2015
复制
MLA
复制
APA
复制
导出至
BibTeX EndNote RefMan NoteFirst NoteExpress
×
×
提示
您的信息不完整,为了账户安全,请先补充。
现在去补充
×
提示
您因"违规操作"
具体请查看互助需知
我知道了
×
提示
现在去查看 取消
×
提示
确定
0
微信
客服QQ
Book学术公众号 扫码关注我们
反馈
×
意见反馈
请填写您的意见或建议
请填写您的手机或邮箱
已复制链接
已复制链接
快去分享给好友吧!
我知道了
×
扫码分享
扫码分享
Book学术官方微信
Book学术文献互助
Book学术文献互助群
群 号:481959085
Book学术
文献互助 智能选刊 最新文献 互助须知 联系我们:info@booksci.cn
Book学术提供免费学术资源搜索服务,方便国内外学者检索中英文文献。致力于提供最便捷和优质的服务体验。
Copyright © 2023 Book学术 All rights reserved.
ghs 京公网安备 11010802042870号 京ICP备2023020795号-1