Wirkung von Milch und Diättränken mit und ohne HCO3 –-Ionen auf den intraluminalen pH-Wert im Labmagen und den systemischen Säuren-Basen-Status beim Kalb
S. Reinhold, B. Hertsch, S. Höppner, W. Heuwieser, H. Hartmann
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Abstract
Zusammenfassung: Problemstellung: Bei Kälbern wird nach Zufuhrvon Diättränken mit Bikarbonat-Ionen eine besonders ausgeprägte Alkalisierung der Labmageningesta erwartet. Nachfolgend könnten die an saure pH-Werte gebundene abomasale Verdauung sowie unspezifische Infektabwehr beeinträchtigt sein. Material und Methode: Bei acht klinisch gesunden Kälbern wurde operativ eine Plastkanüle in den Labmagen eingesetzt. Danach erhielten die Tiere über sieben bisneun Tage als Nahrung alternierend 1) Kuhmilch, 2) bikarbonatfreie oder 3) bikarbonathaltige Diättränke. Außerdem wurde 4) das Gemisch aus gleichen Teilen bikarbo- nathaltige Diättränke und Milch verabreicht. In den über die Kanüle entnommenen Labmageningesta bestimmten wir dieWertefür pH, Fläche unter der pH-Wert-Kurve (AUC) und [SID3]. Weiterhin wurde vergleichend im arteriellen und venösen Blut der systemische Säuren-Basen-Status anhand traditioneller Hen- derson-Hasselbalch-Parameter sowie der Stewart-Variablen ermittelt. Ergebnisse: Die Fütterung von Milch bewirkte beiden Kälbern einen Anstieg des Labmagen-pH von Nüchternbefunden mit 2,00 ± 0,44 auf Werte bis 4,70 ± 0,41 über zwei Stunden. Die AUC-Werte bis vier Stunden postprandial betrugen 898 ± 87 (= 100%). Die in Milch zubereitete bikarbonatfreie Diättränke führte zur signifikant basischeren Auslenkung desabomasalen pH mit Werten bis 5,35 ± 0,31 sowieAUC = 1084 ± 89 (= 121%). Die mit Wasser hergestellte bikarbonathaltige Diättränke allein und ebenso ihr Gemisch mit Milch verursachten dentransient stärksten Anstieg des Labmagen-pH für 1,5 bzw. 0,5 Stunden auf Werte bis 6,59 ± 0,28 bzw. 6,22 ± 0,12. Die AUC- Werte unterschieden sich mit 1119 ± 45 (= 125%) und 1126 ± 44 (= 125%) signifikant von den Befunden nach Milchtränke, jedoch nichtvon den Resultaten nach Gabe der bikarbonatfreien Diättränke. Systemisch bewirkten die Fütterungen zum Zeitpunkt zwei Stunden postprandial eine im arteriellen und venösen Blut gleichermaßen nachweisbare geringe, teilweise signifikante basische Reaktion, wie ↑ pH, ↑ [HCO3 –, ↑ [BE], ↑ [SID3] und ↓ [Atot] bei unveränderten Werten für PCO2. Die postprandial im Blut der Kälber festgestellte “basische Flut” war nach Gabe der bikarbonathaltigen Diättränken relativ am deutlichsten ausgeprägt. Schlussfolgerung: Im Vergleich zur üblichen Milchfütterung verursachte die in Milch zubereitete bikarbonatfreie Diättränke postprandial signifikant stärkere basische Auslenkungen des Labmagen-pH. Mit Wasser hergestellte bikarbonathaltige Elektrolyttränken führten kurzfristig (≤ 2 h) zu noch stärkerem Anstieg des Labmagen-pH. Die AUC der pH-Wert-Kurve bisvierStunden postprandial (= zeitabhängige “Wirksamkeit”) differierte jedoch nicht signifikant von der nach Gabe der bikarbonatfreien Diättränken.