{"title":"Eine Frage des Wohnorts? Varianz in der Finanzierung von Sprachmittlung im Kontext der psychotherapeutischen Gesundheitsversorgung","authors":"Lisa Walter, R. Reiter","doi":"10.5771/2509-9485-2022-2-181","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Sprachmittlung ist für Chancengleichheit beim Zugang zum Gesundheitssystem von großer praktischer Bedeutung, findet jedoch in der politik- und sozialwissenschaftlichen Forschung bislang kaum Beachtung. Die Bedeutung von Sprachmittlung hat sich zuletzt insbesondere beim Zugang von Menschen mit Fluchterfahrung zu psychotherapeutischer Gesundheitsversorgung gezeigt, die – in einem noch viel höheren Maß als die Versorgung rein körperlicher Erkrankungen – von einer gemeinsamen sprachlichen Verständigungsebene abhängt. In diesem Artikel fragen wir danach, inwieweit deutsche Kommunen Sprachmittlung für Asylbewerber*innen, die eine Psychotherapie aufnehmen möchten, finanzieren. Wir stellen dabei anknüpfend an theoretische Erkenntnisse aus der Implementations- und der Kommunalforschung Faktoren dar, die zum Verständnis der kommunalen (Nicht-)Finanzierung von Sprachmittlung beitragen. Auf Grundlage einer deutschlandweiten Befragung kommen wir zu dem Ergebnis, dass bei der Sprachmittlungsfinanzierung eine große kommunale Varianz vorherrscht, wodurch der Zugang zu dieser Leistung – und damit auch zur psychotherapeutischen Versorgung – zu einer wohnortabhängigen Glückssache wird. Ursächlich hierfür sind insbesondere die klassischen, von Lipsky identifizierten Rahmenbedingungen. So hängt die Entscheidung über Sprachmittlungsfinanzierungsanträge häufig vom Wissen sowie den individuellen Einstellungen der Sachbearbeitenden auf der kommunalen Entscheidungsebene ab.","PeriodicalId":251983,"journal":{"name":"Zeitschrift für Flüchtlingsforschung","volume":"15 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"1","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Zeitschrift für Flüchtlingsforschung","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.5771/2509-9485-2022-2-181","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Sprachmittlung ist für Chancengleichheit beim Zugang zum Gesundheitssystem von großer praktischer Bedeutung, findet jedoch in der politik- und sozialwissenschaftlichen Forschung bislang kaum Beachtung. Die Bedeutung von Sprachmittlung hat sich zuletzt insbesondere beim Zugang von Menschen mit Fluchterfahrung zu psychotherapeutischer Gesundheitsversorgung gezeigt, die – in einem noch viel höheren Maß als die Versorgung rein körperlicher Erkrankungen – von einer gemeinsamen sprachlichen Verständigungsebene abhängt. In diesem Artikel fragen wir danach, inwieweit deutsche Kommunen Sprachmittlung für Asylbewerber*innen, die eine Psychotherapie aufnehmen möchten, finanzieren. Wir stellen dabei anknüpfend an theoretische Erkenntnisse aus der Implementations- und der Kommunalforschung Faktoren dar, die zum Verständnis der kommunalen (Nicht-)Finanzierung von Sprachmittlung beitragen. Auf Grundlage einer deutschlandweiten Befragung kommen wir zu dem Ergebnis, dass bei der Sprachmittlungsfinanzierung eine große kommunale Varianz vorherrscht, wodurch der Zugang zu dieser Leistung – und damit auch zur psychotherapeutischen Versorgung – zu einer wohnortabhängigen Glückssache wird. Ursächlich hierfür sind insbesondere die klassischen, von Lipsky identifizierten Rahmenbedingungen. So hängt die Entscheidung über Sprachmittlungsfinanzierungsanträge häufig vom Wissen sowie den individuellen Einstellungen der Sachbearbeitenden auf der kommunalen Entscheidungsebene ab.